• 19.08.2025, 10:35:04
  • /
  • OTS0044

Gerstorfer: Wer mehr Vollzeit will, muss sie ermöglichen!

Pensionistenverband kontert Behauptungen von Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer – Für 80 Prozent der Teilzeit-Arbeitssuchenden ist es einfach nicht möglich, Vollzeit zu arbeiten.

Wien (OTS) - 

Offenbar wird die Wirtschaft nicht müde, Teilzeitkräfte als das neue „Feindbild“ des Budgets hochzustilisieren. Und schreckt dabei auch nicht davor zurück, diese Behauptungen mit ungesicherten Zahlen ihres neoliberalen Think-Thanks „Agenda Austria“ zu untermauern. Demnach kämen angeblich auf eine Teilzeitstelle sechs Arbeitssuchende mit Teilzeitwunsch und 320.000 Personen würden angeblich "freiwillig in Teilzeit arbeiten" - weil sich "eine Mehrarbeit nicht rechnen würde". „Woher stammen diese Zahlen?“, fragt Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ) und kontert mit fundierten Fakten des Arbeitsmarktservice (AMS) vom ersten Halbjahr 2025: „Von den 55.774 arbeitslosen Personen, die eine Teilzeitstelle suchen, haben 80 Prozent einen statistisch nachweisbaren Grund, warum für sie Vollzeit nicht möglich ist. 80 Prozent sind z.B. Wiedereinsteigerinnen, haben Betreuungspflichten oder sind gesundheitlich benachteiligt!“ Und: „Wenn eine alleinerziehende Verkäuferin in einem kleinen Tiroler Ort, in dem der Kindergarten mittags schließt und keine Ferienbetreuung für Kinder angeboten wird, privat eine Betreuungskraft einstellen müsste, damit für sie Vollzeit möglich wird, dann ist klar, dass sich das ‚nicht rechnen‘ kann!“ ****

Teilzeitkräfte haben oft Kinder oder zu pflegende Angehörige

Gerstorfer appelliert nachdrücklich, „diese Hetzkampagne gegen Teilzeitkräfte“ zu beenden. „Es ist absurd und zutiefst unsozial, Personen, die in Teilzeit arbeiten, pauschal als ‚faul‘ zu verurteilen oder sie gar ‚bestrafen‘ zu wollen“, so Gerstorfer. Die PVÖ-Präsidentin stellt klar, dass ein großer Teil dieser Menschen in ihrer Freizeit unbezahlt unschätzbare Aufgaben für die Gesellschaft erbringt, in dem sie sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmert. „80 Prozent der Pflegebezieher:innen werden zu Hause betreut. Diese pflegenden Angehörigen leisten nicht nur einen unschätzbaren Dienst am Menschen, sie entlasten auch unser Pflegesystem und ersparen dem Staat Jahr für Jahr hohe Kosten für stationäre Pflege. Und wer einen Angehörigen pflegt, der kann meist nur noch in Teilzeit arbeiten. Diese Menschen haben unsere volle Unterstützung verdient und größten Respekt – keine öffentliche Herabwürdigung“, so Gerstorfer.

Lösungen finden, nicht Menschen gegeneinander ausspielen

„Anstatt Menschen gegeneinander auszuspielen, sind Politik und Wirtschaft aufgefordert, Lösungen zu finden, damit alle, die Vollzeit arbeiten möchten, dies auch tun können“, so Gerstorfer. Sie fordert hier u.a. einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr, mehr Tagesbetreuungs-Zentren für pflegedürftige Menschen, Verbesserungen bei der Arbeitszeitflexibilisierung, mehr Home-Office-Möglichkeiten und eine gezielte Förderung und Unterstützung beim Umstieg von Teil- auf Vollzeit. „Jede zusätzliche Beschäftigung stärkt unser Sozial- und Pensionssystem. Aber diese kann nur durch unterstützende Maßnahmen erreicht werden, nicht nur Hetze und die Androhung von Strafen. Abschließend empfiehlt Gerstorfer den Vertreter:innen von Wirtschaft und Industrie „auch vor der eigenen Türe zu kehren“. Denn: Von den statistisch erfassten 45.000 mithelfenden Angehörigen von Selbstständigen sind ganze 69 Prozent nur in Teilzeit beschäftigt. (Schluss)

Rückfragen & Kontakt

Unabhängiger Pensionistenverband Österreichs
Generalsekretär Christian Rösner, MSc
E-Mail: christian.roesner@pvoe.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PVO

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel