• 15.08.2025, 08:29:02
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ÖGK-Huss: Gebarungsvorschau zeigt Regierungsmaßnahmen wirken – aber Ausgaben für ärztliche Hilfe, Medikamente, Krankengeld steigen stark

Zusätzliche öffentliche Mittel für niedergelassene Versorgung sind dringend notwendig

Wien (OTS) - 

In der Gebarungsvorschaurechnung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) für August 2025 zeichnen sich unter Einrechnung aller Regierungsmaßnahmen geringere Verluste ab als zuletzt. Entspannung ist aber nicht in Sicht. Im Jahr 2024 bilanziert die ÖGK ein Minus von rund 551 Mio. Für 2025 prognostiziert die ÖGK in der vierteljährlichen Finanzvorschau im August ein Bilanzdefizit von rund 546 Mio. Euro (statt bisher rund 900 Mio.). Das entspricht bei einem Gesamtbudget von 21 Milliarden Euro 2,6 Prozent.

Ausschlaggebende Faktoren für finanzielle Belastung

Mehrere Faktoren belasten die finanzielle Situation der ÖGK zunehmend: die rückläufige Wirtschaftsentwicklung und somit eine schwächelnde Einnahmenentwicklung, stark steigende Gesundheitsausgaben bei ärztlicher Hilfe, Spitalsfinanzierung und Medikamenten, auch wegen innovativer, aber teurer Medikamente, die gerade in Österreich sehr schnell zur Verfügung stehen, sowie der demografische Wandel mit einer älter werdenden Bevölkerung. Auch die Kosten für Krankengelder für sehr langwierige Erkrankungen, vor allem psychische Erkrankungen und Tumorerkrankungen, sind stark steigend.

398 Millionen Euro Verlust

Auch im Jahr 2026 sind weitere Verluste von 398 Millionen Euro in der Vorschaurechnung eingepreist. Das auch, weil die Kassenfusion nicht wie angekündigt eine versprochene Milliarde Euro gebracht hat, sondern den Beitragszahler:innen im Gegenteil bis 2028 1,7 Mrd. Euro entzogen werden. Die Befürchtungen und Warnungen der Arbeitnehmervertreter:innen in der ÖGK haben sich nun bestätigt.

Huss: Strukturelles Minus in den nächsten Jahren

„Die offizielle Vorschaurechnung zeigt, dass die ÖGK bedauerlicherweise in den nächsten Jahren strukturell in einem Minus steckt. Das beweist, dass die österreichische Gesundheitsversorgung in einer Zeit mit geringem Bevölkerungswachstum, älter werdender Bevölkerung, stärkerer Inanspruchnahme der Versorgung, aber auch durch die nötige Spitalsentlastung und damit den notwendigen Ausbau der niedergelassenen Versorgung dringend zusätzliches öffentlich und solidarisch finanziertes Geld benötigt“, analysiert ÖGK-Obmann Andreas Huss.

Bundesregierung muss ÖGK finanziell stärken

„Daher der dringende Appell an die Bundesregierung, die ÖGK mit benötigen Geldmittelnauszustatten. Bereits jetzt bezahlen Patient:innen 24 % oder 12 Mrd. Euro der Gesundheitsausgaben, etwa für Wahlärzt:innen und private Krankenversicherungen, auch schon im Kleinkindalter, Zahnersätze, zusätzlich zu Beiträgen und Steuern aus dem eigenen Börserl. Das ist für mich nicht akzeptabel und hat nichts mehr mit einer solidarischen Finanzierung der Versorgung zu tun“, unterstreicht der ÖGK-Obmann.

Investition in niedergelassene Versorgung gefordert

Der nötige Ausbau zur Stärkung der solidarischen Versorgung muss auch durch Umschichtung finanzieller Mittel in Richtung ÖGK rasch passieren, nur so können diese privaten Zuzahlungen deutlich reduziert werden und zu einer Entlastung unserer Versicherten führen. Wir verlangen jetzt eine Investition in die niedergelassene Versorgung. Sonst wird der Weg zu deutlich mehr Privatmedizin und noch mehr Zusatzkosten für die Patient:innen in Österreich enorm steigen.

Vergleich mit Deutschland: Österreich hinkt bei Finanzierung hinterher

In Deutschland beträgt der Krankenversicherungsbeitrag mittlerweile 16 % (in Österreich 7,65 %). Wenn man die dortige hundertprozentige Spitalsfinanzierung herausrechnet, bräuchten wir (bei knapp 50 % Spitalsfinanzierung) einen Beitrag von 9,5 %, um die gleiche finanzielle Ausstattung zu haben. Im Vergleich zu Österreich liegen die privaten Zuzahlungen in der BRD bei nur 13 %.

Ambulantisierung ohne ausreichende Finanzierung belastet ÖGK

Andreas Huss erinnert: „Im Finanzausgleich wurde eine deutliche Ambulantisierung der Versorgung bestätigt, aber der Grundsatz, dass das Geld der Leistung folgen muss, wurde nicht realisiert, was die ÖGK stark belastet. Obwohl die Aufenthaltsdauer in den Krankenhäusern in den letzten zehn Jahren um bis zu 30 % zurückgegangen ist, bekamen die Spitäler viel mehr Geld als die niedergelassene Versorgung.

Mehr Leistungen, mehr Kosten: Ausbau der Primärversorgung treibt Ausgaben

Die Österreichische Gesundheitskasse hat seit ihrem Bestehen die Leistungen in allen versorgungswirksamen Bereichen verbessert sowie besonders mit zusätzlichen Primärversorgungszentren (derzeit 100) stark in die Gesundheit investiert. Alle Leistungen mit Ausnahme der neun Ärzteverträge wurden nach oben harmonisiert und vereinheitlicht. Das kostete natürlich auch Geld.

Demografischer Wandel erhöht Druck auf Ordinationen

Zusätzlich wurden immer mehr Leistungen aus den Krankenhäusern in den niedergelassenen Bereich ausgelagert und dort erbracht. Gerade bei der CT- und MRT-Versorgung und bei OP-Vorbereitungen ist das besonders ersichtlich. In unserer älter werdenden Gesellschaft schnellen so die Frequenzsteigerungen in den Ordinationen weiter nach oben und bringen extreme Kostensteigerungen für die ÖGK. „Dies ohne frisches Geld zu bewältigen, ist nicht machbar", mahnt Huss.

Huss fordert mehr öffentliche Mittel für geplante Versorgungszentren

„Wir brauchen mehr öffentliche Mittel, aber nicht nur für die derzeitige Versorgung. In der regionalen Strukturplanung Gesundheit (RSG) regeln wir gerade mit den Ländern die Versorgung bis 2030. 300 Primärversorgungszentren, Frauengesundheitszentren, psychosoziale Versorgungszentren, Diabeteszentren in allen 32 Versorgungsregionen sind geplant und müssen auch finanziert werden“ , so Huss abschließend.

Rückfragen & Kontakt

ÖGK-Obmann Andreas Huss MBA
Telefon: 0664/614 55 34
E-Mail: andreas.huss@gbh.at

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