- 14.08.2025, 09:30:34
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Der Gemeindebau in der NS-Zeit: Stadtrundgänge gegen das Vergessen gehen weiter
400 Teilnehmer*innen bei den ersten Terminen – Fortsetzung ab Ende August
Im Gedenkjahr 2025 – 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – lädt Wiener Wohnen im Rahmen des Erinnerungsprojekts „Der Gemeindebau in der NS-Zeit“ zu kostenlosen, geführten Rundgängen durch Wiens Bezirke ein. Die Touren beleuchten die Schicksale vertriebener und verfolgter Gemeindebaumieter*innen während der NS-Zeit und machen historische Ereignisse an authentischen Orten sichtbar. Zwischen Anfang April und Ende Juni haben bereits 400 Wiener*innen an insgesamt 27 Rundgängen in 11 Wiener Gemeindebezirken teilgenommen. Die Sommerpause endet in Kürze, ab Ende August starten die Touren wieder.
„Unsere Stadt wurde vor 80 Jahren von der NS-Diktatur befreit. Nicht zuletzt die Freiheit, in der wir heute leben, verpflichtet uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte. Dass Wiener Wohnen gemeinsam mit dem DÖW diese dunkle Zeit erforscht und mit Projekten wie den Rundgängen sichtbar macht, ist ein starkes Zeichen gegen Vergessen und Gleichgültigkeit“, betont Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Die Journalistin und Buchautorin Evelyn Steinthaler – sie hat die Rundgänge konzipiert und führt Interessierte zu ausgewählten Wohnhausanlagen in verschiedenen Bezirken – ergänzt: „Mit den Rundgängen holen wir die Schicksale aus der Anonymität – dort, wo Menschen 1938 ihre Wohnungen verloren oder Widerstand leisteten. Geschichte wird so nicht nur erzählt, sondern erlebbar.“
Zwischenbilanz in Zahlen
- Start der Rundgänge im April 2025
- 10 verschiedene Touren in 11 Bezirken (eine Tour durch 7. & 8. Bezirk)
- 23 Rundgänge fanden zwischen Anfang April und Ende Juni bereits statt
- Bislang rund 400 Teilnehmer*innen
- Spitzenreiter im Interesse: 1., 2., 5. sowie 7./8. Bezirk
- 23 weitere Rundgänge von Ende August bis November
Vorschau: Weitere Rundgänge ab Ende August bis November 2025
Rundgang 1: 1. Bezirk
Der Spaziergang durch den 1. Bezirk beginnt mit einem Gemeindebau, der während des Zweiten Weltkrieges fertiggestellt wurde. Er erzählt von jüdischen Wiener*innen, die delogiert wurden und berichtet von der Wiener Widerstandskämpferin Irene Harand, der in der Zweiten Republik ein Gemeindebau gewidmet wurde.
Termine:
Fr., 29. Aug. 17:30 Uhr
Sa., 20. Sep. 10:00 Uhr
Rundgang 2: 2. Bezirk
Der Spaziergang schildert Delogierungen jüdischer Wiener*innen aus Gemeindebauten, berichtet vom Widerstand des Robert Uhlir und der Emigration Stella Klein-Löws. Im Fokus stehen insbesondere die Deportationen der Bewohner*innen der Wiener Gemeindebauten.
Termine:
Mi., 8. Okt. 17:00 Uhr
Mo., 10. Nov. 17:00 Uhr
Rundgang 3: 5. Bezirk
Der Spaziergang durch Margareten erzählt, ausgehend vom Gemeindebau in der Brandmayergasse 27, vom kommunalen Wohnbau im nationalsozialistischen Wien, schildert den Widerstand in den Gemeindebauten im Bezirk und berichtet auch über jüdische Wiener*innen, die aus Gemeindebauten delogierten wurden.
Termine:
Sa., 30. Aug. 14:00 Uhr
Di., 2. Sep. 17:30 Uhr
Sa., 18. Okt. 14:00 Uhr
Rundgang 4: 7./8. Bezirk
Dieser Spaziergang erzählt unter anderem vom jungen Erich Lessing und seiner Mutter Margit, die aus einem Gemeindebau in der Josefstadt delogiert wurden. Im 7. Bezirk findet sich ein Gemeindebau, der in der NS-Zeit errichtet wurde. Zudem beschäftigen wir uns mit dem Umgang mit „arisiertem“ jüdischem Eigentum nach 1945 in Wien.
Termine:
Sa., 30. Aug. 10:00 Uhr
Do., 11. Sep. 17:30 Uhr
Sa., 22. Nov. 14:00 Uhr
Rundgang 5: 10. Bezirk
Beim Spaziergang durch mehrere Favoritner Gemeindebauten wird von der Verfolgung jüdischer Wiener*innen erzählt. Aber auch der antifaschistische Widerstand in den Gemeindebauten dieses Bezirks kommt zur Sprache, ebenso wie das wohl größte Bauprojekt des kommunalen Wohnbaus im nationalsozialistischen Wien.
Termine:
Sa., 4. Okt. 14:00 Uhr
Mo., 17. Nov. 17:00 Uhr
Rundgang 6: 11. Bezirk
Der Spaziergang in Simmering begibt sich auf die Schicksalsspuren jüdischer Wiener*innen, die aus Gemeindebauten der Stadt gekündigt wurden. Hier wird aber auch vom politischen Widerstand der Rosa Jochmann erzählt und die Teilnehmer*innen erfahren von den schrecklichen Umständen im Barackenlager in der Hasenleiten.
Termine:
Sa., 4. Okt. 10:00 Uhr
Sa., 22. Nov. 10:00 Uhr
Rundgang 7: 16. Bezirk
Der Ottakringer Spaziergang erzählt von Wilhelmine Moik, die sich während der NS-Zeit im Untergrund engagierte, sowie von jüdischen Wiener*innen, die aus den Gemeindebauten im Bezirk delogiert wurden. Und er führt zum beeindruckenden Sandleitenhof, wo vom Widerstand und von der Verfolgung in der NS-Zeit berichtet wird.
Termine:
Sa., 20. Sep. 14:00 Uhr
Mi., 1. Okt. 17:00 Uhr
Rundgang 8: 19. Bezirk
Dieser Spaziergang durch Döbling erinnert an die emigrierte Architektin Ella Briggs, beschäftigt sich mit dem Umgang mit „arisiertem“ jüdischem Eigentum nach 1945 und besucht den wohl berühmtesten Wiener Gemeindebau, den Karl-Marx-Hof, um dort von Schicksalen jüdischer Gemeindebau-Bewohner*innen zu erzählen.
Termin:
Mo., 1. Sep. 17:30 Uhr
Rundgang 9: 20. Bezirk
In der Brigittenau wird der Spaziergang, bei der Wohnanlage am Friedrich-Engels-Platz beginnend, über die Delogierungen jüdischer Gemeindebaubewohner*innen nach dem sogenannten „Anschluss“ berichten, aber auch vom Widerstand gegen den Austrofaschismus und Nationalsozialismus in den Gemeindebauten erzählen.
Termine:
Mi., 10. Sep. 15:00 Uhr
Di., 7. Okt. 17:00 Uhr
Fr., 7. Nov. 17:00 Uhr
Rundgang 10: 22. Bezirk
Der Spaziergang in der Donaustadt führt unter anderem zum Goethehof, dessen Geschichte in den Jahren des Austrofaschismus und des nationalsozialistischen Terrors von großem Interesse ist. Auch auf dieser Route wird von jenen jüdischen Wiener*innen berichtet, die im Bezirk nach dem sogenannten „Anschluss“ aus den Gemeindebauten delogiert wurden.
Termine:
Fr., 19. Sep. 17:30 Uhr
Di., 21. Okt. 17:00 Uhr
Di., 4. Nov. 17:00 Uhr
Teilnahme & Anmeldung
Die Anmeldung & die Teilnahme an den Spaziergängen sind kostenlos.
- Wo anmelden? Wiener Wohnen Service-Nummer 05 75 75 75
- Wann? Spätestens eine Woche vor dem Termin, an dem Sie teilnehmen wollen.
- Wie viele? Maximal 20 Personen pro Spaziergang.
- Weitere Infos und Anmeldung: https://nievergessen.wienerwohnen.at/stadtfuehrungen
Hintergrund
Das Projekt „Der Gemeindebau in der NS-Zeit“ basiert auf einer umfassenden Studie des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) im Auftrag von Wiener Wohnen. Neben den Rundgängen entstehen eine wissenschaftliche Publikation, Ausstellungen und digitale Formate, die die Geschichten verfolgter und vertriebener Mieter*innen dokumentieren. Ziel ist es, historische Verantwortung zu übernehmen und Wissen für kommende Generationen zu bewahren. „Mit Beschluss vom 14. Juni 1938 wurden tausende jüdische Mieterinnen und Mieter systematisch aus ihren Gemeindewohnungen vertrieben. Hinter jedem Akteneintrag steht ein menschliches Schicksal. Es ist unsere Verantwortung, diese Geschichten sichtbar zu machen und die Erinnerung wachzuhalten“, erklärt Karin Ramser, Direktorin von Wiener Wohnen, die Motivation zur Studie.
60 exemplarische Lebensläufe von verfolgten Gemeindebau-Mieter*innen und viele weitere Informationen zum Forschungsprojekt und den Vermittlungsangeboten finden sich auf: nievergessen.wienerwohnen.at
Rückfragen & Kontakt
Stefan Hayden
Mediensprecher Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál
Telefon: 0676 8118 81265
E-Mail: stefan.hayden@wien.gv.at
Marianne Lackner
Unternehmenssprecherin
Stadt Wien - Wiener Wohnen
Telefon: 0664/88570965
E-Mail: marianne.lackner@wrwks.at
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