• 08.08.2025, 12:03:37
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Gewerkschaft GPA: Echte Steuer-Fairness statt Teilzeit-Bashing

Teiber zu Agenda Austria-Berechnungen: „Statt moralischer Vorwürfe braucht es politische Lösungen – und eine faire Besteuerung von Vermögen!“

Wien (OTS) - 

Mit deutlicher Kritik reagiert die Gewerkschaft GPA auf die neuen Berechnungen der Agenda Austria, wonach Teilzeitarbeit zu hohen Verlusten für das Sozialsystem führe. GPA-Vorsitzende Barbara Teiber warnt davor, die gesellschaftliche Debatte über Arbeitszeitverkürzung und Vereinbarkeit auf dem Rücken der Beschäftigten zu führen: „Teilzeitkräfte pauschal als volkswirtschaftliches Problem zu framen, ist weder sachlich noch gerecht. Wer Teilzeit arbeitet, tut das meist nicht aus ‚Lifestyle-Gründen‘, sondern weil es strukturell kaum anders möglich ist. Etwa wegen fehlender Kinderbetreuung oder weil Pflegearbeit in der Familie geleistet wird“, so Teiber.

Teilzeit ist Ergebnis von Rahmenbedingungen

Viele Teilzeitkräfte arbeiten weniger, weil ihnen Kinderbetreuung fehlt, Angehörige zu pflegen sind oder weil gesundheitliche und betriebliche Rahmenbedingungen eine Vollzeitstelle nicht zulassen. Das trifft vor allem Frauen, die vier von fünf Teilzeitkräften ausmachen.

„Wer Teilzeitkräfte pauschal zu höheren Beiträgen verpflichten will, belastet in Wahrheit gezielt Frauen und verschärft damit die bestehende Ungleichheit. Das erhöht den Gender Pay Gap und letztlich auch die Pensionslücke“, betont Teiber.

Frauen leisten laut aktuellen Daten vierzig Prozent der bezahlten und 63 Prozent der unbezahlten Arbeit in Österreich. Trotzdem verdienen Teilzeitkräfte pro Stunde im Schnitt um 18 Prozent weniger als Vollzeitbeschäftigte – und das bei identischen Tätigkeiten. „Wer glaubt, es mangle an Anreizen für mehr Arbeit, ignoriert völlig die Lebensrealitäten. Es fehlt nicht an Leistungsbereitschaft, sondern an politischen Rahmenbedingungen“, so Teiber.

Aufstocken lohnt sich – auch im Pensionssystem

Die Gewerkschaft GPA verweist außerdem auf Analysen, wonach sich ein Aufstocken der Arbeitszeit – entgegen der Behauptung der Agenda Austria – auch im bestehenden System sehr wohl lohnt. Wer von 2.000 auf 4.000 Euro brutto aufstockt, erhält 71 Prozent mehr Nettolohn. Wenn man den zusätzlichen Nettopensionsanspruch einrechnet, sind es jedoch 108 Prozent.

„Der Grenzsteuersatz ist kein Argument gegen Leistung. Wer aufstockt, hat netto deutlich mehr und in der Pension profitiert man noch einmal. Wer etwas anderes behauptet, ignoriert die Fakten“, bringt es Teiber auf den Punkt.

Kein Platz für Scheindebatten: Faire Beiträge braucht es von Vermögenden

Statt Beschäftigte mit moralischen Appellen zu konfrontieren, sei es Zeit für gerechte Beiträge der Vermögenden: „Ich begrüße jede Diskussion über die Fairness unseres Steuersystems – aber vielleicht beginnen wir bei jenen, die am meisten haben, nicht am wenigsten“, so Teiber. „Während wir über angeblich fehlende Beiträge von teilzeitbeschäftigten Müttern reden, entgehen dem Staat jährlich rund 7,4 Milliarden Euro, weil große Vermögen kaum besteuert werden. Diese Lücke zu schließen wäre der deutlich wirksamere Hebel für ein stabiles Budget.“

Teilzeitbeschäftigte leisten zentralen Beitrag

Teilzeitbeschäftigte sind jedoch nicht nur höheren Risiken bei Pension und sozialer Absicherung ausgesetzt, sie leisten gleichzeitig einen zentralen Beitrag – ob im Handel, in der Pflege oder im Dienstleistungssektor.

„Diese Menschen stützen den Sozialstaat, sie entziehen sich ihm nicht. Was fehlt, sind politische Rahmenbedingungen, die Vereinbarkeit erleichtern, Arbeitszeit gerechter verteilen und Teilzeit nicht zu einer Wohlstandsfalle machen“, so Teiber.

Rückfragen & Kontakt

Gewerkschaft GPA - Öffentlichkeitsarbeit
Raphaela Lang
Telefon: 0676 817 111 368 bzw. 05 0301-21 369
E-Mail: raphaela.lang@gpa.at
Website: https://www.gpa.at

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