• 08.08.2025, 11:21:02
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Künstliche Intelligenz in der Hotellerie: Zwischen Aufbruch und Umsetzungslücke

Aktuelle Studie zeigt: Hotels wollen KI, doch es fehlt an Know-how und Ressourcen WKÖ-Imlauer fordert gezielte Unterstützung für die Branche

Wien (OTS) - 

Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei, das Hotelwesen grundlegend zu verändern – doch vielerorts bleibt der digitale Aufbruch auf halber Strecke stecken. Das zeigt eine aktuelle europäische Erhebung der Fachhochschule Westschweiz Wallis unter mehr als 1.500 Hotels in sechs Ländern, darunter auch 247 österreichische Betriebe. Trotz wachsender Begeisterung und offensichtlicher Chancen für Effizienz, Servicequalität und Preissteuerung nutzen europaweit nur 41 % der Betriebe KI aktiv. In Österreich liegt die Quote mit 49 % erfreulicherweise deutlich darüber.

Georg Imlauer, Fachverbandsobmann Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich, sieht dennoch dringenden Handlungsbedarf – nicht zuletzt wegen des fortwährenden Personalmangels: „In Zeiten, in denen wir immer wieder nach qualifizierten Mitarbeiter:innen suchen, sollte KI kein Luxusprojekt sein. Sie ist ein Werkzeug, das Prozesse vereinfacht und Mitarbeiter:innen entlastet – damit mehr Menschlichkeit dort bleibt, wo sie zählt und gebraucht wird: beim Gast.“

Hohe Zustimmung, frühe Umsetzung – aber noch Luft nach oben

Die, zwischen Jänner und April 2025 durchgeführte Studie zeigt: Österreichs Hoteliers bewerten den Einfluss von KI auf den Hotelbetrieb mit durchschnittlich 7,3 von 10 Punkten – deutlich über dem gesamteuropäischen Schnitt von 6,1. Besonders bemerkenswert: Mehr als ein Drittel der Befragten (38 %) bewerten den Einfluss sogar mit 9 oder 10 Punkten.

Auch bei der tatsächlichen Nutzung zeigt sich Österreich als Vorreiter: 18 % der Hotels haben KI erst im vergangenen Jahr eingeführt, 21 % nutzen sie bereits seit über zwei Jahren – ein Wert, der fast doppelt so hoch liegt wie im gesamteuropäischen Vergleich (12 %).

Besonders beliebt sind Anwendungen wie Texterstellungstools - z.B. ChatGPT oder Gemini-, die von 90 % der KI-Nutzern verwendet wird. Signifikant mehr als der Durchschnitt von 74 %. Danach folgen die Analyse von Gästebewertungen (59 %), automatisierte Antworten auf Gästefragen (50 %) sowie Revenue Management (48 %). Auch fortgeschrittenere Anwendungen wie prädiktive Analysen (43 %) und Produktentwicklungs-Assistenzsysteme (36 %) werden in Österreich häufiger genutzt als anderswo.

Wirtschaftlicher Nutzen klar erkennbar

Österreichische Hotels, die KI bereits einsetzen, bewerten deren Nutzen mit durchschnittlich 8,0 Punkten – im Vergleich zu 6,6 Punkten in der Gesamterhebung. Ganze 33 % geben der KI die Höchstwertung von 10 Punkten. Besonders geschätzt werden: Zeitersparnis (82 %), verbesserte Kommunikation und Marketing (68 %) und operative Effizienz (56 %). Auch Aspekte wie Kostensenkung, Wettbewerbsdifferenzierung und interkulturelle Kommunikation werden in Österreich signifikant häufiger als Nutzen wahrgenommen.

Hürden bleiben bestehen – besonders für kleinere Betriebe

Trotz der positiven Stimmung bleiben die Einstiegshürden hoch. In Österreich nennen die Betriebe als größte Hemmnisse: den Mangel an bezahlbaren, sofort einsetzbaren Lösungen (42 %), Unwissen über verfügbare Tools (41 %), Integrationsschwierigkeiten in bestehende Systeme (40 %) sowie Sicherheits- und Datenschutzbedenken (37 %).

Diese Hürden sind besonders für kleine und mittelständische Betriebe schwer zu überwinden – und gefährden langfristig die digitale Wettbewerbsfähigkeit.

Immlauer: Betriebe brauchen nicht nur Technik, sondern strategische Begleitung

„Die meisten Hotels wollen KI einsetzen – sie wissen nur nicht, womit sie anfangen sollen“, sagt Imlauer. Ziel ist es, dass Hoteliers ihre aktuelle betriebliche Situation in den Bereichen Administration, Personalplanung, Finanzen, Revenue Management sowie Reputationsmanagement (Bewertungsplattformen) systematisch analysieren und priorisieren. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf jene Punkte gelegt werden, die im Alltag am meisten belasten – etwa wiederkehrende Zeitfresser, unzureichende finanzielle Kontrolle, langsame Reaktionszeiten, geringe Verkaufskompetenz oder eingeschränkte telefonische Erreichbarkeit.

Diese Herausforderungen gilt es anschließend klar zu definieren und gezielt mit Unterstützung geeigneter KI-Lösungen und entsprechender Anbieter am Markt anzugehen, so Obmann Imlauer.

Für ihn ist klar: Die nächste Stufe der Digitalisierung braucht nicht nur Technik, sondern auch strategische Begleitung: „Wir brauchen keine Hologramm-Rezeptionisten. Was wir brauchen, sind Systeme, die Buchungen intelligent steuern, Dienstpläne mitdenken und Gästeerlebnisse personalisieren – ohne dabei Komplexität oder Bürokratie zu erzeugen. Dazu brauchen wir praxisnahe Schulungskonzepte und einfach handhabbare Lösungen, insbesondere für kleinere Betriebe. Es darf nicht sein, dass nur die ganz großen Häuser oder internationalen Ketten digital mithalten können.“

Er fordert gezielte Fördermaßnahmen für die digitale Transformation in der Hotellerie, zum Beispiel durch eine Aufstockung und Weiterführung des Förderprogramms KMU.DIGITALim Tourismus sowie klare, einfache Branchenstandards für Datenschutz, Schnittstellen und Systemintegration.

Fazit: KI ist kein Zukunftsthema mehr – sondern Gegenwart

Die Studie belegt: KI ist für Österreichs Hotellerie längst mehr als ein Trend. Der Sektor zeigt eine hohe Bereitschaft, neue Technologien einzusetzen – doch dafür braucht er die richtigen Rahmenbedingungen.

„Wenn wir Digitalisierung mit Hausverstand betreiben und KI nicht als Bedrohung, sondern als Partner denken, dann können wir die Qualität in der österreichischen Hotellerie sichern und weiter ausbauen“, so Imlauer abschließend. (PWK307/ES)

Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.

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