- 06.08.2025, 10:26:33
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Getreidejahr 2025 - Weniger Fläche, mehr Körner
Getreideverbrauch nimmt weltweit zu
„Gute Wachstumsbedingungen im Frühjahr trugen wesentlich zur Ertragssteigerung gegenüber dem Vorjahr bei. Mit rund 2,9 Millionen Tonnen liegt die Getreideproduktion (ohne Mais) um 4,6 % über dem Vorjahreswert. Dennoch bleibt das Ergebnis unterdurchschnittlich, da die reduzierte Anbaufläche aus 2024 auch 2025 nicht wieder entsprechend ausgeweitet werden konnte“, informiert DI Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria.
Die prognostizierte Gesamtproduktion (mit Mais) wird heuer mit 5,25 Mio. t das Vorjahr (+8,9 %) deutlich übertreffen und ist als gut durchschnittliche Ernte einzustufen (+1,2 %), da die massive Flächenausdehnung bei Körnermais (+13.039 ha) sowie eine mittlerweile durchaus höhere Ertragserwartung die Produktionsmenge erhöhen.
Getreidefläche sinkt auf Langzeittief – Maisfläche deutlich ausgeweitet
Die diesjährige Getreidefläche (ohne Mais) schrumpft auf nur mehr 504.522 ha und erreicht damit ein historisches Tief. Die Hauptursache für das geringe Anbauausmaß war der nasse Herbst 2024.
Weichweizen konnte jedoch heuer mit einem Plus von 3.476 ha den Flächenrückgang des Vorjahres (-9.130 ha) teilweise ausgleichen. Als spät aussäbare Wintergetreideart profitierte Weichweizen vom trockenen Oktober, der nach einem regenreichen September eine bessere Aussaat ermöglichte. Mit einer Fläche von 241.770 ha bleibt Weichweizen auch 2025 die Hauptkultur auf Österreichs Äckern.
Das zweitwichtigste Mahlgetreide, Roggen, verlor im Jahr 2024 rund 6.390 ha Anbaufläche und wurde 2025 nochmals um 4.606 ha reduziert. Auch die Wintergerste und Triticale wurden das zweite Jahr in Folge flächenmäßig zurückgenommen.
Körnermais ist der Hauptgewinner der diesjährigen Flächenverschiebungen und legte um 13.039 ha zu. Damit wurde der Rückgang aus dem Vorjahr (-10.727 ha) mehr als ausgeglichen. Mitverantwortlich für die Ausdehnung sind vor allem die im Vergleich zu anderen Kulturen stärkeren Preissteigerungen, bedingt durch die knappe EU-Maisbilanz 2024/2025, die global angespannte Versorgungslage sowie eine deutlich reduzierte Zuckerrübenfläche.
Die zweitgrößte Ausdehnung unter den Ackerkulturen verzeichnet Dinkel mit einem Zuwachs von 4.716 ha. Die Flächenzunahme verteilt sich zu gleichen Teilen auf Bio- und konventionellen Anbau. Auch Hafer zählt zu den diesjährigen Gewinnern, mit einem Plus von 3.057 ha – hauptsächlich auf Bio-Flächen.
Hartweizen, der überwiegend für Teigwaren verwendet wird, kann den Anbaurekord des Vorjahres nahezu halten und verzeichnet lediglich einen leichten Rückgang um 1.289 ha.
Rapsfläche in 12 Jahren um 65 % geschrumpft – Flächenausdehnung von Sonnenblumen
Die Rapsfläche setzt ihren langjährigen Abwärtstrend auch heuer fort und fällt unter die 20.000-Hektar Marke (19.872 ha). In den letzten 12 Jahren ging die Rapsfläche unter anderem durch Schädlingsprobleme und Klimawandel um 65 % zurück.
Unter den Ölsaaten ist die Sonnenblume der eindeutige Gewinner der diesjährigen Flächenverschiebungen. Mit einem Zuwachs von 3.931 ha weist sie die drittgrößte Ausdehnung aller Ackerkulturen auf. Als Ursache können erhöhte Sonnenblumenpreise als ein Grund für den Zuwachs angeführt werden.
Die Sojabohne wurde heuer um 1.985 ha weniger ausgesät und liegt heuer mit 85.622 ha weiterhin unter dem Flächenrekord von 92.962 ha aus dem Jahr 2022.
Zuckerrübenfläche bricht massiv ein – größter Rückgang unter allen Ackerkulturen
Die Zuckerrübenfläche verzeichnet heuer mit einem Minus von 18.413 ha den stärksten Rückgang unter allen Ackerkulturen und sinkt auf ein historisch niedriges Niveau von 25.019 ha.
Im Vorjahr war die Anbaufläche aufgrund gestiegener Zuckerpreise zwischendurch auf ein Mehrjahreshoch gestiegen. Mittlerweile liegen jedoch die Zuckerpreise laut EU-Preismonitoring mit 540 EUR/t um rund 35 % unter dem Vorjahresniveau, was neben der Schädlingsthematik wesentlich zum Rückgang der Anbaufläche beigetragen hat.
Die Anbaufläche für Öl- und Speisekürbis wurde heuer um 2.628 ha ausgeweitet und umfasst nun insgesamt 36.144 ha. Damit liegt sie nur knapp unter dem bisherigen Rekordjahr 2021 mit 39.775 ha.
Frühkartoffeln, Speisekartoffeln und Speiseindustriekartoffeln haben ein Flächenausmaß von insgesamt 15.692 ha und legten zum Vorjahr um 828 ha zu. Stärkekartoffeln umfassen 5.226 ha und verzeichnen ein geringes Flächenplus (129 ha). Besonders Speisekartoffeln und Speiseindustriekartoffeln setzen damit die bereits im Vorjahr begonnene Ausdehnung der Anbauflächen fort.
Bio-Ackerflächen auf Rekordniveau
Die Bio-Ackerflächen setzen auch heuer den mehrjährigen Aufwärtstrend fort und steigen um 1.893 ha auf ein neues Rekordniveau von 281.134 ha. Damit werden 21 % der gesamten Ackerflächen in Österreich biologisch bewirtschaftet. Der heurige Zuwachs entspricht in etwa dem Anstieg des Vorjahres, liegt jedoch deutlich unter der starken Ausdehnung im Jahr 2023 (+7.365 ha).
Weichweizen bleibt auch 2025 die Hauptkultur auf den Bio-Flächen mit einem Ausmaß von 42.737 ha, was einem Zuwachs von 1.488 ha entspricht. Die zweitwichtigste Bio-Druschfrucht ist die Bio-Sojabohne mit einer Anbaufläche von 30.861 ha. Aufgrund ihrer Fähigkeit zur symbiotischen Stickstofffixierung ist sie für den Biolandbau besonders wichtig.
Bio-Roggen verzeichnet bereits das zweite Jahr in Folge Flächenverluste und fällt auf ein Mehrjahrestief von 9.746 ha. Im Gegensatz dazu wurden mehr Bio-Mais (+1.078 ha) und mehr Bio-Sonnenblumen (+270 ha) angebaut.
Gute Entwicklungsbedingungen trotz nassem Herbst
Die kritische Phase der Ertragsbildung bei Getreide liegt in den Monaten März bis Juni. Diese Periode war heuer von weniger Tagen mit einer Maximaltemperatur über 25 °C gekennzeichnet (2025: 4 Tage >25°C; 2024: 7 Tage >25°C). Zudem fielen die Niederschläge in dieser Zeit ausreichend und gut verteilt aus – gute Bedingungen für die Entwicklung der Bestände.
Die Rahmenbedingungen für den Getreideanbau waren von einem nassen September geprägt. Im September kam es zu Niederschlagsrekorden und Überschwemmungen, wodurch die Aussaat der früh gesäten Wintergetreidearten – Roggen, Triticale und Wintergerste – nicht im geplanten Ausmaß erfolgen konnte.
Für Weichweizen hingegen bot der darauffolgende trockene und milde Oktober ein günstiges Zeitfenster für eine rechtzeitige Aussaat und gute Keimung.
Der milde Winter verursachte keine nennenswerten Auswinterungsschäden an den Beständen. Ab dem Vegetationsbeginn im März förderten regelmäßige Niederschläge die weitere Bestandsentwicklung, insbesondere durch eine gute Bestockung mit zahlreicher Seitentriebbildung. Dadurch stand heuer eine hohe Anzahl an Ähren pro Quadratmeter – die entscheidende Grundlage für den Ertrag – zur Verfügung.
In den Monaten April und Mai konnten die Getreidebestände während der Schossphase große Ähren ausbilden, da überwiegend kühle und gemäßigte Temperaturen herrschten und Hitzetage weitgehend ausblieben.
Die zahlreich angelegten Körner pro Ähre wurden in den Monaten Mai und Juni während der Kornfüllungsphase ausgebildet. Für die Wintergerste hatte die Hitzewelle im Juni keine ertragsmindernden Auswirkungen mehr, da die Kornfüllung zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war.
Weizen hingegen, mit seiner langsameren Entwicklung, wurde am Ende der Kornfüllungsphase noch von der Hitzewelle getroffen. Dadurch konnte zwar ein guter Ertrag erzielt werden, ein neuer Ertragsrekord blieb jedoch aus.
Nasse Erntebedingungen seit Mitte Juli verzögerten den Erntefortschritt deutlich. Auf den bis jetzt noch immer nicht geernteten Flächen, kann es zu Qualitätseinbußen kommen.
Herbsternte-Kulturen - Guter Zustand trotz Kältestart und Hitzewelle
Für die Herbsternte-Kulturen – Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen und Zuckerrüben – begann das Jahr 2025 mit einer langsamen Jugendentwicklung. Die kühlen Maitemperaturen führten stellenweise zu Problemen beim Feldaufgang.
Die darauffolgenden Niederschläge förderten die Entwicklung, wurden jedoch regional unterschiedlich stark durch die Hitzewelle im Juni unterbrochen.
Besonders positiv wirkten sich die Niederschläge im Juli aus, die mit der kritischen Phase der Maisblüte zusammenfielen und die Ertragsbildung beim Mais unterstützten.
Trotz gebietsweise mäßiger Bestandsentwicklung zeigt ein Großteil der Maisflächen heuer einen deutlich besseren Zustand als im Vorjahr, weshalb aus aktueller Sicht mit höheren Erträgen gerechnet werden kann.
Größere Weizenernte sichert Versorgung mit Brot, Backwaren und Mehl
Im Jahr 2025 werden voraussichtlich 1,53 Mio. t Weichweizen geerntet – das entspricht einem Plus von 6,8 % gegenüber 2024. Diese Erntemenge sichert die Versorgung der heimischen Mühlen mit der erforderlichen Vermahlungsmenge von rund 650.000 t Weichweizen weiterhin komfortabel ab.
Die Roggenernte beläuft sich heuer auf 132.000 t. Damit liegt sie zwar 21,3 % unter dem Durchschnitt der Vorjahre, deckt jedoch den Inlandsbedarf für die Vermahlung von etwa 90.000 t vollständig ab.
Die deutlich überdurchschnittliche Hartweizenernte von 138.000 t ermöglicht ebenfalls eine sichere Versorgung für die wachsende Vermahlungsmenge, die aktuell bei rund 94.000 t liegt.
„Die gute Ertragslage bei Weizen und Roggen sowie die außergewöhnlich gute Getreidequalität bilden eine verlässliche Grundlage für die Versorgung mit Brot, Mehl und Backwaren aus heimischer Produktion. Mit rund 1,8 Mio. t übertrifft die heurige Mahlgetreideernte voraussichtlich den Bedarf der österreichischen Mehl- und Backwarenwirtschaft deutlich“, informiert DI Griesmayr.
Anstieg der Weizenexporte – Italien bleibt wichtigster Absatzmarkt
Österreich exportierte in den vergangenen 12 Monaten rund 1,3 Mio. t Getreide, hauptsächlich in das südliche Nachbarland Italien, das mit einem Anteil von 71 % der wichtigste Abnehmer ist.
Mit einem Plus von 5,9 % im letzten 12-Monatszeitraum wurden 722.000 t Weizen exportiert. Die hohe Qualität des österreichischen Weizens ist europaweit anerkannt und wird von der Getreideverarbeitung besonders geschätzt.
Ausblick auf den Getreideaußenhandel 2025/2026
Für das Wirtschaftsjahr 2025/2026 werden die Getreideexporte auf rund 1,8 Mio. t und die Importe auf etwa 2,7 Mio. t geschätzt. In den vergangenen Jahren bewegten sich die Exporte zwischen 1,3 und 1,8 Millionen t, während die Importe – abhängig von der jeweiligen inländischen Erntemenge – zwischen 2,1 und 2,6 Millionen t schwankten.
Anstieg der Mehlproduktion in Österreich
Im Getreidewirtschaftsjahr 2024/2025 (1. Juli 2024 bis 30. Juni 2025) konnte die Verarbeitung von Getreide in Österreich nochmals ausgeweitet werden. In den heimischen Mühlen wurde insgesamt 6 % mehr Getreide vermahlen als im vorangegangenen Getreidewirtschaftsjahr.
Besonders deutlich fiel der Anstieg bei der Hartweizengrießerzeugung für Teigwaren aus. Mit einem Plus von 11 % ist dieser Zuwachs vor allem auf die wachsenden Exporte von Hartweizengrieß zurückzuführen.
Weichweizen (Weißmehl) bleibt mit einem Anteil von 74 % an der Gesamtvermahlung die wichtigste Getreideart in der Mühlenwirtschaft und konnte gegenüber dem vorangegangenen Getreidewirtschaftsjahr um 7 % zulegen.
Erstmals wurde Roggen bei der Vermahlungsmenge vom Hartweizen überholt und fiel somit vom zweiten auf den dritten Platz zurück. Während die Roggenvermahlung im Vergleich zum Vorjahr stabil blieb, zeigt sich im Zehnjahresvergleich ein Rückgang um 21 % – ein Trend, der auf den sinkenden Konsum von Schwarzbrot zurückzuführen ist.
Der heimische Getreidemarkt ist geprägt von einer überdurchschnittlich großen industriellen Verarbeitungsstruktur, mit einem Gesamtvolumen von 2,27 Mio. t. Dazu zählen unter anderem die Produktionsbereiche Stärke, Zitronensäure Bioethanol, und Malz.
„Bemerkenswert ist, dass Österreich weltweit zu den größten Herstellern von Zitronensäure auf Maisbasis zählt. Die industrielle Maisverarbeitung (für Stärke, Zitronensäure, Bioethanol) legte gegenüber 2023/2024 um 15 % zu, während die industrielle Weizenverarbeitung (für Stärke, Gluten, Bioethanol) um 3 % wuchs“, informiert Ing. Lorenz Mayr, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Agrarmarkt Austria.
Bio-Verarbeitung deutlich ausgedehnt
Die Verarbeitung von Bio-Getreide im Inland wurde im Vergleich zum schwachen Vorjahr um 12 % gesteigert und umfasst 2024/2025 290.495 t.
Die Vermahlung von Bio-Getreide liegt heuer 5 % über dem Vorjahresniveau, vor allem durch höhere Verarbeitungsmengen bei Bio-Weichweizen, Bio-Dinkel und Bio-Hartweizen.
Auch die Mischfutterwerke konnten ihren Einsatz von Bio-Getreide um 11 % steigern. Besonders stark wuchs die industrielle Verarbeitung von Bio-Getreide, die ein Plus von 24 % verzeichnete. Ausschlaggebend war hier vor allem die gestiegene Verarbeitung von Bio-Weizen zu Stärke und Gluten – letzteres insbesondere für die Herstellung pflanzlicher Fleischersatzprodukte.
Die gestiegene Nachfrage führte zu einem zügigen Abbau von Lagerüberhängen aus dem Vorjahr. Die aktuellen Bio-Getreidelagerbestände liegen 38 % unter dem Vorjahresniveau. Besonders deutlich zeigt sich der Rückgang der Lagerbestände bei Bio-Weichweizen (-40 %), Bio-Roggen (-39 %) und Bio-Dinkel (-40 %).
Überblick - Ernteergebnisse der Hauptkulturen 2025
Weichweizen
Die Weichweizenernte beträgt rund 1,53 Millionen t – ein Anstieg von 6,8 % gegenüber dem Vorjahr und 0,7 % über dem langjährigen Durchschnitt. Ausschlaggebend dafür sind eine leicht größere Anbaufläche (+1 %) sowie ein höherer Hektarertrag von 6 t/ha (+3 %).
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten weist Österreich einen besonders hohen Anteil an mahlfähigem Weizen auf – im Jahr 2025 liegt dieser bei rund 80 %. Zum Vergleich: In Deutschland, dem zweitgrößten europäischen Weizenproduzenten, beträgt der Anteil an mahlfähigem Weizen aktuell nur 76 % – mit weiter sinkender Tendenz aufgrund witterungsbedingter Ernteunterbrechungen.
„Die österreichische Weizenernte 2025 überzeugt mit einem außergewöhnlich hohen Anteil an Qualitäts- und Premiumweizen – mit 60 bis 70 % deutlich mehr als in den Vorjahren. Diese hervorragende Qualität schafft nicht nur beste Voraussetzungen für die heimische Lebensmittelproduktion, sondern macht Österreich auch zu einem begehrten Partner am europäischen Exportmarkt“, betont Ing. Mayr.
Hartweizen
Mit 138.000 t fällt die Hartweizenernte deutlich überdurchschnittlich aus (+23,5 % gegenüber dem langjährigen Mittel). Zwar wurde die Anbaufläche um 5 % reduziert, doch konnten die höheren Erträge (+4 %) diesen Rückgang mehr als kompensieren.
Roggen
Die Roggenernte steigt gegenüber 2024 um 3,4 % auf 132.000 t, bleibt jedoch weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der Vorjahre (-21,3 %).
Gerste
Bei der Gerstenproduktion wird mit 750.000 t gerechnet, was einem Zuwachs von 6,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Wintergerste erzielt mit 6,5 t/ha einen Hektarertragsanstieg von 10,2 %.
Sommergerste liegt mit 5,2 t/ha um 8 ,3% über dem Vorjahr.
Dank der günstigen Witterung wird eine herausragende Braugerstenqualität erzielt. Die Versorgung der Brau- und Malzindustrie ist damit auch im Jahr 2025 gesichert.
Raps
Die Rapsernte beläuft sich auf 65.000 t, das sind 7,1 % weniger als im Vorjahr. Grund dafür ist ein Rückgang der Anbaufläche um 16 %, der voraussichtlich durch den gestiegenen Ertrag von 3,2 t/ha (+7 %) nicht vollständig kompensiert werden kann.
Getreidepreise derzeit auf niedrigem Niveau
Die Preisentwicklung am österreichischen Getreidemarkt orientiert sich stark an den Notierungen der Pariser Börse. Die Preisausschläge bei Weizen der letzten Jahre – etwa
311 EUR/t am 25.11.2021,
438 EUR/t am 16.05.2022,
oder zuletzt 259,25 EUR/t am 22.05.2024
scheinen aus heutiger Sicht weit entfernt. Aktuell richtet sich der Fokus des globalen Getreidemarkts auf die üppige Weizenernte auf der Nordhalbkugel sowie auf die Rekordernte bei Mais, von welcher rund ein Drittel aus den USA stammt.
Zudem hat die neue US-Regierung durch ihre Währungspolitik den US-Dollar deutlich verbilligt, was die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporteure stärkt. Im Gegenzug geraten die Exportchancen der EU – insbesondere beim Weizen – unter Druck.
Diese globalen Entwicklungen schlagen sich derzeit auch am heimischen Kassamarkt nieder:
Premiumweizen notiert an der Wiener Produktenbörse aktuell bei 237,50 EUR/t (Stand: 30.07.2025) deutlich unter dem Vorjahreswert von 275 EUR/t (31.07.2024).
Qualitätsweizen notiert an der Wiener Produktenbörse aktuell bei 230 EUR/t (Stand: 30.07.2025) – deutlich unter dem Vorjahreswert von 255 EUR/t (31.07.2024).
Mahlweizen wird derzeit mit 210 EUR/t (30.07.2025) gehandelt und liegt damit klar unter dem Höchststand der vergangenen Vermarktungssaison (250 EUR/t am 05.03.2025).
Besonders deutlich fällt der Rückgang bei Futtergerste aus: von 210 EUR/t (05.03.2025) auf aktuell nur noch 160 EUR/t (23.07.2025).
Düngemittelpreise weiterhin hoch
Zwar sind die Düngemittelpreise seit den außergewöhnlichen Preisspitzen der Jahre 2021 und 2022 wieder gesunken, sie liegen jedoch weiterhin deutlich über dem Niveau der Jahre davor.
Aktuell kostet Kalkammonsalpeter mit 365 EUR/t
rund 14 % mehr als im Vorjahr
und sogar 94 % mehr als zu Jahresbeginn 2021, also vor den massiven Preissprüngen infolge geopolitischer Krisen und Energiepreisschocks.
Getreidemarkt EU-27
Deutlich größere EU-Getreideernte erwartet
Die diesjährige Getreideernte in der EU-27 wird mit voraussichtlich 278,4 Mio. t das unterdurchschnittliche Ergebnis des Vorjahres deutlich übertreffen, ein Plus von 9,1 %. Maßgeblich für diesen Produktionsanstieg sind insbesondere höhere Erträge bei Weizen und Gerste.
Im Vermarktungsjahr 2025/2026 stehen somit rund 45,4 Mio. t Getreide für den Export zur Verfügung – das entspricht einem deutlichen Zuwachs von 24,7 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig sinkt der Importbedarf der EU auf 25,7 Mio.t, was einem Rückgang von 19,3 % entspricht. Zum Ende der Vermarktungssaison wird ein Lagerbestand von voraussichtlich 33,5 Mio. t erwartet – das sind 3,8 % weniger als im Vorjahr.
EU-Weizenernte erhöht
Die Europäische Kommission rechnet mit einer Weichweizenernte von 127,3 Mio. t – ein Zuwachs von 14,0 % gegenüber dem unterdurchschnittlichen Ergebnis des Vorjahres. Verantwortlich für diesen Anstieg sind vor allem eine ausgeweitete Anbaufläche (+4,0 %) sowie höhere Hektarerträge (+9,6 %). Die Flächenausweitung erfolgte insbesondere in Frankreich, Deutschland und Spanien, während in Rumänien die Anbaufläche reduziert wurde.
EU-Maisernte mit nur leichtem Anstieg – Gerste und Roggen legen zu
Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Anbaufläche für Mais in der EU um 5 % reduziert. Nach aktuellen Prognosen wird erneut mit geringeren Erträgen gerechnet, sodass die erwartete Erntemenge mit 60,1 Mio. t nur geringfügig über dem Vorjahresniveau liegt (+0,9 %). Noch vor einem Monat war mit einer deutlich höheren Maisernte von 64,6 Mio. t gerechnet worden.
Für Gerste wird hingegen ein Produktionszuwachs von 9,1 % erwartet – bedingt durch höhere Hektarerträge. Die Roggenerntemenge liegt mit 7 Mio. t flächenbedingt ebenfalls über dem Niveau des Vorjahres (+1,4 %).
Beim Importbedarf zeigt sich ein gemischtes Bild. Die Einfuhren von Mais sinken von 19,7 auf 18,3 Mio. t, bei Weizen werden die Importmengen von 7,8 auf 3,0 Mio. t reduziert. Für Gerste hingegen werden leicht steigende Importe von 1,5 Mio. t (2024/2025: 1,3 Mio. t) prognostiziert.
Rapsproduktion steigt deutlich, Sonnenblumen legen zu, Sojabohnen rückläufig
Die Rapsernte in der EU wird im laufenden Wirtschaftsjahr auf rund 18,5 Mio. t geschätzt – ein Plus von 11,1 % gegenüber dem Vorjahr. Ausschlaggebend dafür sind eine um 2,2 % größere Anbaufläche sowie gestiegene Erträge (+8,7 %). Infolge der höheren Erntemenge sinkt der Importbedarf auf etwa 5,8 Mio. t. Gleichzeitig wird ein leicht steigender EU-Verbrauch von 23,8 Mio. t erwartet.
Auch bei Sonnenblumen wird mit einer höheren Ernte gerechnet. Die prognostizierte Menge von 9,3 Mio. t liegt 11,8 % über dem Niveau von 2024. Anders verhält es sich bei Sojabohnen – hier wird eine Produktionsminderung von 7,3 % gegenüber dem Vorjahr erwartet.
Insgesamt wird die EU-Erntemenge an Ölsaaten auf rund 30,6 Mio. t geschätzt, was einem Anstieg von 9,3 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Rückgang bei ukrainischen Getreideimporten
Im abgeschlossenen Getreidewirtschaftsjahr gingen die Importe aus der Ukraine zurück – bei Mais von 13 Mio. t um 2,4 Mio. t, und bei Weizen von 6,5 Mio. t um 2 Mio. t. Aktuell ist Spanien vor allem bei Weizen der Hauptabnehmer ukrainischer Getreidelieferungen.
Günstige Witterungsbedingungen fördern Getreideproduktion
Die Produktionszuwächse im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem auf günstige Wetterbedingungen zurückzuführen. Gleichzeitig traten Wasserdefizite in Teilen Deutschlands, Polens und Ungarns auf. Die wichtigsten Getreideproduzenten der EU – Frankreich, Deutschland, Rumänien und Polen – verzeichnen im Vergleich zum schwachen Vorjahr Erntezuwächse. Auch Italien, ein für Österreich besonders relevanter Exportmarkt, meldet eine größere Ernte als 2024. Der Überschussmarkt Ungarn erzielt hingegen nur einen geringfügigen Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Grund hierfür ist ein ausgeprägter Niederschlagsmangel. Regenbedingte Ernteverzögerungen ergeben sich wie in Österreich auch in Teilen von anderen EU-Mitgliedstaaten.
Weltweiter Getreidemarkt
Rekordernte erwartet
„Mit einer prognostizierten Erntemenge von 2,4 Milliarden Tonnen wird heuer weltweit so viel Getreide produziert wie noch nie zuvor. Nach mehreren Jahren knapper Versorgung und sinkender Lagerbestände kann die globale Getreideernte 2025/2026 voraussichtlich erstmals wieder den weltweiten Bedarf decken,“ erklärt AMA-Abteilungsleiter Michael Meixner.
Die globale Weizen- und Maisernte erreicht neue Rekordwerte. Gleichzeitig übersteigt jedoch auch der Getreideverbrauch in allen Bereichen – Fütterung, Lebensmittel und Industrie – das Niveau des Vorjahres. Das weltweite Weizenangebot wird weiterhin maßgeblich von den Haupt-Exportregionen der Nordhalbkugel bestimmt. Dabei nimmt Russland mit dem größten Exportvolumen eine zentrale Rolle ein. Es beeinflusst sowohl das globale Angebot als auch das internationale Preisniveau maßgeblich.
Höchstwerte bei Weizenproduktion und -verbrauch
Die weltweite Weizenernte wird voraussichtlich mit 808,6 Mio. t einen neuen Höchststand – ein Plus von 1,1 % gegenüber dem Vorjahr – erreichen.
China hat bereits vor drei Jahren die EU als größten Weizenerzeuger abgelöst. Beide Regionen können ihre Produktionsmengen im Vermarktungsjahr 2025/2026 halten oder sogar weiter ausbauen. Indien, der weltweit drittgrößte Weizenerzeuger, produziert – ebenso wie China – ausschließlich für den Inlandsverbrauch und spielt daher auf dem Weltmarkt keine Rolle als Exporteur. Russland, viertgrößter Weizenerzeuger, bleibt führend im globalen Weizenexport und steigert seine Erntemenge gegenüber dem Vorjahr leicht.
Demgegenüber wird in den USA, Australien, Pakistan und der Ukraine mit geringeren Ernten als 2024 gerechnet. Die kanadische Weizenernte dürfte mit 35 Mio. t (+0,1 %) hingegen voraussichtlich unverändert bleiben.
Die prognostizierten Exportsteigerungen Russlands und der EU gelten als Haupttreiber für den insgesamt wachsenden Welthandel mit Weizen im Vergleich zum Vorjahr.
Historische Höchstmenge bei der weltweiten Maisproduktion
Die globale Maisernte wird im Jahr 2025 mit voraussichtlich 1,3 Mrd. t ein neues Rekordniveau erreichen. Die USA bleiben mit Abstand der größte Maisproduzent der Welt und tragen rund ein Drittel zur weltweiten Erntemenge bei. In diesem Jahr wird dort ein Erntezuwachs von 21,3 Mio. t erwartet – ein Plus von 5,6 %.
Dieser Zuwachs allein ist zehnmal so groß wie die gesamte Maisernte Österreichs. Er resultiert vor allem aus einer Ausdehnung der Maisanbaufläche, die zulasten der Sojabohnenfläche ging.
Auch in der Ukraine, der EU und Argentinien werden höhere Maiserträge erwartet. Brasilien hingegen dürfte im Vergleich zum Vorjahr eine geringere Maisernte verzeichnen.
Leicht rückläufiges Verhältnis von Lagerbestand zu Verbrauch
Das sogenannte Stock-to-Use-Verhältnis – das Verhältnis von Lagervorräten zum weltweiten Getreideverbrauch – ist ein zentraler Indikator für die globale Versorgungslage. Laut International Grains Council (IGC) sinkt dieser Wert heuer von 24,8 % auf 24,5 %.
Grund dafür ist, dass zwar sowohl die Erntemenge als auch die Lagerbestände steigen, der weltweite Verbrauch jedoch noch stärker zunimmt.
20 % der Getreideernte gelangen auf den Weltmarkt
Bei der Diskussion über den globalen Getreidemarkt liegt der Fokus häufig auf der weltweiten Produktionsmenge. Tatsächlich wird jedoch der Großteil des geernteten Getreides direkt im Erzeugerland verbraucht und gelangt gar nicht auf den Weltmarkt.
Ein Beispiel dafür ist China. Das Land ist mittlerweile der weltweit größte Weizenproduzent und der zweitgrößte Maisproduzent. Dennoch wird die gesamte chinesische Getreideernte im Inland verwendet und nicht exportiert. Für die Entwicklung des Weltmarkts sind daher nicht allein die Produktionszahlen ausschlaggebend, sondern vor allem die Exportmengen.
Ein Fünftel der Gesamtproduktionsmenge wird am Weltmarkt gehandelt und stammt zu fast 90 % aus nur acht Exportländern (nach Exportmenge geordnet): USA, Argentinien, Russland, Brasilien, Ukraine, die EU, Australien und Kanada.
Ukraine verliert Marktanteile – Russland baut Weizenexporte aus
In den Jahren 2019/2020 bis 2021/2022 betrug der Anteil der Ukraine am weltweiten Weizenexport durchschnittlich 9,4 %. Aufgrund der kriegsbedingten Verwerfungen liegt dieser Anteil aktuell bei nur noch 7,3 %.
Gleichzeitig konnte Russland seine Position am Weltweizenmarkt deutlich ausbauen. Der Exportanteil stieg von 17,9 % (2019/2020–2021/2022) auf derzeit 21,6 %.
Die aktuelle Weizenproduktion der Ukraine liegt mit 22 Mio. t um 6 % unter dem Vorjahresniveau, entsprechend sinken auch die Exportmengen um 2,5 % auf 15,5 Mio. t. Russland hingegen verzeichnet mit 83,5 Mio. t ein Plus von 2,3 % und steigert gegenüber dem Vorjahr seine Weizenexporte auf 46 Mio. t – ein Zuwachs von 7 %.
Trotz der unterschiedlichen Entwicklungen bleibt das Ausfuhrvolumen beider Länder weiterhin ein zentraler Faktor für die Preisbildung auf dem europäischen und globalen Getreidemarkt.
Positive Versorgung bei Sojabohnen – knappes Angebot bei Raps
Die weltweite Ölsaatenproduktion erreicht im heurigen Jahr mit 693,5 Mio. t ein neues Rekordniveau – ein Anstieg von 2,1 % gegenüber dem bisherigen Höchstwert aus dem Vorjahr.
Die Sojabohnenernte wird mit 427,7 Mio. t den bisherigen Rekord ebenfalls übertreffen. Ausschlaggebend dafür ist die prognostizierte Produktionssteigerung in Brasilien, die Rückgänge in den USA und Argentinien mehr als kompensiert. Am Sojamarkt ist daher mit einer positiven Versorgungslage zu rechnen. Auf der Importseite bleiben China und die EU-27 führend.
Die globale Rapsernte liegt heuer bei 89,5 Mio. t. Zuwächse in der EU, Kanada, Australien und Russland stehen dabei einer geringeren Erntemenge in der Ukraine gegenüber.
Die Sonnenblumenernte steigt im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 % auf 56,3 Mio. t. Verantwortlich dafür sind insbesondere größere Ernten in Russland, der Ukraine und der EU.
USA bleibt wichtigster Getreideexporteur – globale Versorgung ausreichend
Aufgrund der gestiegenen Ernteschätzungen in den Hauptexportländern wird ein Anstieg des globalen Ausfuhrpotenzials für Getreide um etwa 3 % erwartet. Die USA behaupten ihre Position als weltweit führendes Exportland und verzeichnen ein Plus von 1,9 % beim Exportpotenzial im Vergleich zum Vorjahr.
Von einem globalen Handelsvolumen in Höhe von rund 450,8 Mio. t Getreide entfallen mehr als ein Fünftel auf die USA. Insgesamt konzentrieren sich 65,2 % des weltweiten Getreideangebots auf die fünf großen Exportnationen: USA, Argentinien, Russland, Brasilien und die Ukraine.
Auf der Importseite bleibt China als weltweit größter Verbraucher ein entscheidender Faktor für den internationalen Handel und die Preisbildung.
Internationale Krisen beeinflussen die weltweite Getreideversorgung jedoch deutlich stärker als andere Rohstoffmärkte. Kriegerische Konflikte, unterbrochene Handelsrouten, politische Instabilität sowie Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall stellen weiterhin bedeutende Risiken für die globale Ernährungssicherheit dar.
Das laufende Vermarktungsjahr bringt Rekordwerte bei den Produktionsprognosen im Getreide- und Ölsaatenbereich – aus aktueller Sicht ist der weltweite Bedarf damit gut gedeckt.
Rückfragen & Kontakt
Fachliche Informationen
Michael Meixner
Abteilungsleiter „Marktordnungen, Marktinformation“
Tel.: 050 3151 - 209
E-Mail: Michael.Meixner@ama.gv.at
Presse
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Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 050 3151 - 212
E-Mail: harald.waitschacher@ama.gv.at
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