• 01.08.2025, 11:34:33
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SPÖ-Bundesbildung: Vor 70 Jahren begann neues Kapitel österreichischer Mediengeschichte – ORF von bedeutender gesellschaftlicher Relevanz

Schmid: „Vom exklusiven Nischenphänomen zum ‚Lagerfeuer der Nation‘“ – Markytan: „Sport-Liveübertragungen vermittelten Gefühl von Zusammenhalt, Stolz und internationaler Teilhabe“

Wien (OTS) - 

Anlässlich „70 Jahre Fernsehen in Österreich“ erinnern SPÖ-Bundesbildungsvorsitzender Gerhard Schmid, SPÖ-Bundesbildungsgeschäftsführer Wolfgang Markytan und Karin Moser, Medienhistorikerin und Mitglied des SPÖ-Bundesbildungspräsidiums, an die Anfänge des ORF, die Hintergründe und die große gesellschaftliche Relevanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. „Am 1. August 1955 um Punkt 17.00 Uhr begann mit einem schlichten Insert des Stephansdoms und der Aufschrift ‚Österreichisches Fernsehen, Versuchsprogramm‘ ein neues Kapitel österreichischer Mediengeschichte: Der erste Fernsehsender des Landes ging auf Sendung“, so Schmid. Moser ergänzt: „Aufgenommen wurde die erste Sendung in einem improvisierten Studio eines ehemaligen Klassenzimmers im 12. Wiener Gemeindebezirk, konkret in der Singrienergasse.“ Geboten wurde in der ersten Sendung eine Mischung aus Kultur, Information und Diskussion. „Der erste Programmpunkt war musikalisch – die Wiener Philharmoniker spielten im Schloss Belvedere die ‚Egmont-Ouvertüre‘ von Beethoven. Es folgte eine Diskussionssendung mit den Chefredakteuren der damals wichtigsten österreichischen Tageszeitungen zu der Frage: ‚Wird das Fernsehen der Presse schaden?‘. Den Abschluss bildete ein Beitrag über die französische Schule in Wien“, so Moser. Schmid erinnert, dass diese erste Sendung „nach weniger als einer Stunde schon wieder vorbei“ war, aber dennoch große Wirkung entfaltete. Ein Reporter der „Arbeiter-Zeitung“ beschrieb die Premiere als „ganz großen, aufregenden, ergreifenden Augenblick“, wie Schmid erinnert. Er betont: „Dass dieser Moment nicht aufgezeichnet wurde – weil es an technischen Mitteln fehlte – unterstreicht seine Flüchtigkeit und zugleich seine historische Tragweite.“

Bis die erste Sendung ausgestrahlt und der Sender in ganz Österreich empfangen werden konnte, mussten aber noch einige Hürden überwunden werden. Schmid erinnert daran, dass der Weg zum ersten Sendetag geprägt war „von politischen und technischen Weichenstellungen. Erst der Staatsvertrag vom Mai 1955 beendete das alliierte Verbot von Fernsehen in Österreich. In der Folge entschieden sich ÖVP und SPÖ für ein zentralistisches Modell, aus dem der ORF hervorging. Noch kurz vor dem Start wurden notwendige Elemente improvisiert: So wurde Franziska Kalmar, die spätere TV-Ikone, nur zwei Tage vor Sendebeginn als Ansagerin engagiert.“ Außerdem mussten zu Beginn vor allem entsprechende Empfangsmöglichkeiten geschaffen werden. „Beim Start im Sommer 1955 konnte man mit einem provisorischen Sendernetz fast zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung erreichen. Die letzte Senderlücke konnte im Juni 1959 geschlossen werden – damals wurde ein UKW- und Fernsehgroßsender am Pfänder in Bregenz in Betrieb genommen, somit war auch Vorarlberg erschlossen“, so Moser.

Nach und nach wurden schließlich auch die Sendezeiten erweitert: „Während anfangs nur am Montag, Mittwoch und Samstag für etwa 45 Minuten gesendet wurde, konnte man ab 1960 täglich Fernsehprogramm empfangen“, erinnert Moser. Sie sagt, Sendungen und Personal seien direkt vom Radio ins Fernsehen übernommen worden. Zu sehen waren Quizsendungen, Theateraufführungen, Kochnummern und Kabarettprogramme. Moser erinnert, dass Programme wie „Quiz 21“, „Was gibt es Neues?“, die „Fernsehküche“, „Familie Leitner“, „Kasperl und Pezi“, aber auch brisante und hochpolitische Fernsehspiele wie „Der Herr Karl“ die ersten Jahre prägten. Die erste Nachrichtensendung trug den Titel „Bild des Tages“ und wurde bald (im Dezember 1955) in „Zeit im Bild“ umbenannt, welche „bis heute die meistgesehene Informationssendung Österreichs ist“, wie Moser betont.

Anfangs noch von Skepsis geprägt, entwickelte sich das Fernsehen rasch zum prägenden Medium der Zweiten Republik. Schmid: „Zunächst zweifelten viele an der Zukunft des ‚Büdlradios‘, wie das neue Medium abschätzig genannt wurde. Doch die bewegten Bilder entfalteten rasch ihre Wirkung: Trotz anfänglicher Skepsis entwickelte sich das Fernsehen schnell zum prägenden Medium der Zweiten Republik – vom exklusiven Nischenphänomen mit 500 Geräten zum ‚Lagerfeuer der Nation‘, das den Medienkonsum, das politische Bewusstsein und den Alltag nachhaltig veränderte.“

Auch Moser hebt die große Bedeutung des Fernsehens hervor: „Nachdem das Fernsehen im Verlauf der 1960er-Jahre vom Luxus- zum Alltagsgegenstand wurde, entwickelte es sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum wichtigsten, schnellsten und zentralsten Informations-, Bildungs-, Diskussions- und Unterhaltungsmedium. Zahlreiche Sendungen wurden letztlich Teil des kollektiven Gedächtnisses.“ Markytan hebt in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Sport-Liveübertragungen hervor: „Sport war und ist ein identitätsstiftendes Element für das österreichische Selbstverständnis – von den ersten Liveübertragungen der 1950er-Jahre bis zu den großen emotionalen Momenten, die das ganze Land bewegen. Gerade in der Aufbauzeit der Zweiten Republik bot der Sport am Bildschirm nicht nur Ablenkung und Begeisterung, sondern vermittelte auch ein Gefühl von Zusammenhalt, Stolz und internationaler Teilhabe. Das Fernsehen wurde so zum sozialen Verstärker jener kollektiven Erfahrungen, die unser nationales Bewusstsein bis heute prägen.“

Bis heute komme dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine besondere Bedeutung zu, wie Moser betont, „denn er ist dem Interesse der Gesellschaft und dem Gemeinwohl verpflichtet. Er hat breite Interessen abzudecken und in allen Programmschienen hohe Qualitätsstandards zu erfüllen. Demokratie, Meinungsfreiheit, Persönlichkeitsschutz, seriöse Information und Unterhaltung zählen zu den grundlegenden Werten des ORF.“ (Schluss) lw/ls

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