Gaál und Weninger fordern Einkommensgerechtigkeit, Halbe-Halbe sowie ausreichend Kindergartenplätze
Der Equal Pension Day ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis zum Ende des Jahres bekommen. Dieser Tag fällt heuer österreichweit auf den 7. August. Der Unterschied in den Pensionen beträgt 39,7 Prozent (2024: 40,1 Prozent) und liegt damit erstmals unter 40 Prozent. Dennoch bedeutet der Gap 147 Tage weniger Pension für Frauen. Wäre die Pension für Männer und Frauen gleich und kein Gap vorhanden, würde der Tag auf den 31. Dezember fallen. Derzeit liegt die Frauen-Durchschnittspension bei 1.527 Euro brutto, die durchschnittliche Pension der Männer bei 2.535 Euro brutto (Daten: Pensionsversicherungs-Jahresstatistik Dezember 2024, Berechnung: MA 23 - Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien). Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes hat den Equal Pension Day im Jahr 2015 ins Leben gerufen, damals lag der Gap noch bei 43,3 Prozent.
Gaál: Faires Einkommen ist Voraussetzung für eine gerechte Pension
Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger verweist in Zusammenhang mit dem Equal Pension Day auf den Städtebund-AK-Gleichstellungsindex, aus dem hervorgeht, dass es in Österreichs Städten und Gemeinden große Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Frauen verdienen in 2.043 österreichischen Gemeinden – das sind 97 Prozent der Gemeinden – weniger als drei Viertel des Medianeinkommens der Männer. Nur in zwei Gemeinden in Österreich liegt das Medianeinkommen der Frauen nicht unter jenem der Männer.
Dazu Kathrin Gaál, Wiens Vizebürgermeisterin, Frauenstadträtin und Vorsitzende des Städtebund-Frauenausschusses: „Ein faires Einkommen ist Voraussetzung für eine gerechte Pension. Und die Gewissheit um eine gerechte Pension ist Grundlage für die Sicherheit eines unabhängigen und selbstbestimmten Lebens. Durch eine hohe Teilzeitquote und geringere Gehaltseinstufungen rutschen Frauen leichter in Altersarmut und Abhängigkeiten. Dies zu ändern ist ein langer Weg, aber wir müssen ihn gehen!“
Lohntransparenz wesentlich für Frauen
Mit 1. Jänner 2024 ist die schrittweise Anhebung des Regelpensionsalters von Frauen auf 65 Jahre in Kraft getreten; beschlossen wurde sie bereits vor 30 Jahren. Laut Weninger fehlen aber weiterhin Rahmenbedingungen für Frauen, die für Gleichstellung und gerechte Arbeitsbedingungen sorgen. Weninger betont: „Wir brauchen Lohntransparenz und eine Aufwertung der Frauenerwerbstätigkeit. Es schadet vor allem Frauen, wenn es keine Daten und damit keine Transparenz bei Einkommen in Unternehmen gibt. Wenn Daten die Ungerechtigkeit sichtbar machen, sind Verbesserungen wahrscheinlicher. Damit wäre ein wesentlicher Schritt hin zu mehr Einkommens- und später Pensionsgerechtigkeit für Frauen getan.“
Weninger verweist auf die aktuelle Online-Umfrage von L&R Sozialforschung, die im Auftrag der Allianz für Lohntransparenz NEUzu „Reden wir über‘s Geld!“ umgesetzt wird. Ziel der Umfrage ist, Frauen und Männer zu Lohn- und Gehaltsunterschieden zu sensibilisieren, darüber zu reden und Betroffenheit für die Einkommensunterschiede zu erzeugen. Die Umfrage soll eine Stimmungslage rund um das Thema Lohntransparenz erfassen. Die Befragung, die auch den öffentlichen Dienst inkludiert, läuft unter folgendem Link noch bis 10. August 2025: https://survey.lrsocialresearch.at/index.php827577?lang=de
Halbe-Halbe bei Care-Arbeit
40 Prozent der teilzeitarbeitenden Frauen geben laut einer Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung der Statistik Austria als Grund für eine Teilzeit-Stelle Kinderbetreuung und die Pflege von älteren Angehörigen an; bei den 30-44-Jährigen sind es drei Viertel der Frauen.
Gaál betont in diesem Zusammenhang noch einmal: „Die Rahmenbedingungen für Vollzeit-Arbeit, Einkommensgerechtigkeit und gerechte Aufteilung der Care Arbeit sind essenziell für die Selbstbestimmtheit und finanzielle Absicherung von Frauen - nicht nur im Alter.“ Weninger, selbst vor langer Zeit Karenz-Vater ergänzt: „Die Einbeziehung der Männer in die unbezahlte Care Arbeit ist dringend notwendig; sie nutzt nicht nur Frauen, sondern der Gesellschaft als Ganzes. Nur so können Männer andere Rollenverständnisse entwickeln. Es sollten nicht nur Frauen aufgrund von Kindern in Teilzeit gehen, die damit auch ihr Einkommen und ihre Pension verschlechtern. Es sollte auch die Verantwortung der Väter sein, für ihre Kinder da zu sein und sich nicht auf die traditionelle Rolle des männlichen Broterwerbers zurückzuziehen.
Geld für Kinderbetreuung dringend notwendig
Die Europäische Kommission hat Österreich kürzlich in ihren Empfehlungen wiederholt aufgefordert, mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen, um damit die Vollzeitbeschäftigung von Frauen zu erleichtern. Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger ist der Meinung: „Genügend Kindergartenplätze und entsprechend lange Öffnungszeiten sind eine Voraussetzung, dass Frauen mehr Einkommen erwirtschaften können. Deshalb ist es trotz prekärer Finanzlage der Städte unbedingt notwendig, Kindergärten zu erhalten und weiter auszubauen. Denn nur wenn Kinder eine gute und qualitätsvolle Betreuung erhalten, ist es Frauen möglich, Vollzeit zu arbeiten und damit einen fairen Lohn und eine gerechte Pension zu erhalten.“ Abschließend sagt Weninger, dass das von der Regierung geplante zweite verpflichtende Kindergartenjahr nur dann möglich sei, wenn ausreichend finanzielle Mittel und Personal bereitstünden.
Der Equal Pension Day 2025 im Detail
Die Differenz zwischen Männer- und Frauenpensionen hat sich im Vergleich zum Vorjahr in Österreich um einen Tag nach hinten verschoben. Das zeigt eine Berechnung, die von der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) und des Frauenservice (MA 57) der Stadt Wien für den Österreichischen Städtebund anhand der Pensionsversicherungsjahresstatistik vorgenommen wurde. Laut diesen Daten bekommen Frauen im Durchschnitt um 39,8 Prozent weniger Pension als Männer.
Österreichweit gibt es große regionale Unterschiede
Wien bleibt nach wie vor an der Spitze: Als einziges Bundesland begeht Wien den Equal Pension Day im September - sogar in der zweiten Hälfte des Monats (19.9). Kärnten ist wie bereits 2024 zweitbestes Bundesland (10.8.). In Niederösterreich fällt der Equal Pension Day auf den 6.8., dicht gefolgt von Burgenland (5.8.) und Salzburg (4.8.). Die Steiermark reiht sich mit dem 1.8. ein. Erst im Juli folgen Tirol (24.7.), Oberösterreich (19.7) und Vorarlberg, wobei Vorarlberg das Schlusslicht bildet (13.7.). Hier ist die Frauenpension auch in absoluten Zahlen von allen Bundesländern am niedrigsten.
Bundesländervergleich: Entwicklung des Equal Pension Day seit 2015
Vorarlberg: 3.7.2015 – 13.7.2025
Oberösterreich: 7.7. 2015 – 19.7.2025
Tirol: 19.7.2015 – 24.7.2025
Steiermark: 21.7.2015 – 1.8.2025
Salzburg: 25.7.2015 – 4.8.2025
Burgenland: 15.7.2015 – 5.8.2025
Niederösterreich: 21.7.2015 – 6.8.2025
Österreich: 26.7.2015 – 7.8.2025
Kärnten: 2.8.2015 – 10.8.2025
Wien: 21.8.2015 – 19.9.2025
Durchschnittliche Bruttopensionen von Frauen und Männern in Österreich
Die durchschnittliche Pension in Österreich für Frauen liegt bei 1.527 Euro brutto (Dieser Betrag ist für alle Frauen gültig, die in Pension sind oder gerade gegangen sind; berechnet, nicht nur für jene Frauen, die 2024 in Pension gegangen sind). Bei Männern liegt die durchschnittliche Pension bei 2.535 Euro brutto. Die Differenz beträgt 1.008 Euro brutto pro Monat.
Auch bei den Pensionen gibt es österreichweit starke regionale Unterschiede. Der „früheste Equal Pension Day in Österreich“ fällt auf Vorarlberg; auch die Pensionen der Frauen sind in absoluten Zahlen – mit 1.333 Euro brutto – die niedrigsten. Gleich danach liegen die Tirolerinnen mit 1.396 Euro brutto. Die höchste Pension bekommen Frauen in der Bundeshauptstadt Wien: 1.739 Euro brutto; danach folgt Niederösterreich mit 1.585 Euro brutto Pension für Frauen. Dahinter reihen sich Burgenland (1.496 Euro brutto), Oberösterreich (1.450 Euro brutto), Steiermark (1.443 Euro brutto), Kärnten (1.469 Euro brutto) und Salzburg (1.526 Euro brutto) ein.
Durchschnittliche Bruttopensionen in Österreich
Österreich: 2.535 (männl.) – 1.527 (weibl.)
Wien: 2.421 (männl.) – 1.739 (weibl.)
Niederösterreich: 2.641 (männl.) – 1.585 (weibl.)
Burgenland: 2.515 (männl.) – 1.496 (weibl.)
Oberösterreich: 2.641 (männl.) – 1.450 (weibl.)
Steiermark: 2.468 (männl.) – 1.443 (weibl.)
Kärnten: 2.411 (männl.) – 1.469 (weibl.)
Salzburg: 2.577 (männl.) – 1.526 (weibl.)
Tirol: 2.477 (männl.) – 1.396 (weibl.)
Vorarlberg: 2.501 (männl.) – 1.333 (weibl.)
(Quelle: Pensionsversicherungs-Jahresstatistik, Dezember 2024, Berechnung: MA 23 - Wirtschaft, Arbeit und Statistik der Stadt Wien)
Die Tabelle „Durchschnittliche Bruttopensionen in Österreich“ findet sich auch auf Städtebund-Website unter folgendem Link: https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/equal-pension-day/
Aktionen zum Equal Pension Day in den Städten
Der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes hat den Equal Pension Day im Jahr 2015 ins Leben gerufen, um auf die großen Pensionsunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Dazu gibt es in vielen Städten Österreichs von den Frauenbeauftragten und den Frauenbüros Aktionen. Verschiedene Materialien wie ein Vollzeit-/Teilzeit-Lineal, Flyer, eine Postkarte und ein Video, das in den Städten in Öffis und in Kinos gezeigt wird, weisen zusätzlich auf die Problematik hin. So soll das Lineal Teilzeit arbeitenden Frauen aufzeigen, wie viel weniger Pension sie im Vergleich zu einem Vollzeit-Job bekommen. Die Daten liefert eine WIFO-Studie im Auftrag des Arbeitsmarktservice (AMS).
Hier das Städtebund-Video zum Equal Pension Day 2025: https://youtu.be/TshasfDnDKs
Über den Österreichischen Städtebund
Der Österreichische Städtebund ist die in der Verfassung verankerte Interessenvertretung und eine starke Stimme für Städte und größere Gemeinden in Österreich. Aktuell sind es 261 Mitgliedsgemeinden. Zwei Drittel der Menschen in Österreich leben in Städten und Stadtregionen. Auch 71 Prozent der Arbeitsplätze befinden sich in Städten. Mehr Informationen unter www.staedtebund.gv.at
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