• 31.07.2025, 08:00:34
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Österreichische Hilfsorganisationen: Gaza vor gefährlichem Kipppunkt

„Keine Zeit verlieren“ – Ärzte ohne Grenzen und Caritas fordern Waffenstillstand und uneingeschränkten Zugang zu humanitärer Hilfe, um Hungersnot abzuwenden

Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich und Laura
Leyer, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen: "Keine Zeit
verlieren"
Wien (OTS) - 

Österreichische Hilfsorganisationen – Ärzte ohne Grenzen und Caritas – warnen eindringlich: Die humanitäre Lage in Gaza steht kurz vor dem Kipppunkt. Humanitäre Hilfe über Luftbrücken ist gefährlich und nicht treffsicher. Dazu kommt, dass die eintreffenden Hilfstransporte laut UN weniger als die Hälfte des Bedarfs decken. Fakt ist: Die Zahl der Todesfälle durch Hunger und schwere Mangelernährung steigt täglich. Ohne sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand und umfassende humanitäre Hilfe über den Landweg droht aus dem Massenhunger ein Massensterben zu werden. Die österreichische Bundesregierung muss dringend alle politischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten nutzen, um das zu verhindern und dafür ihren Einfluss bilateral sowie in der EU und in den Vereinten Nationen geltend machen.

Im Gazastreifen kämpfen die Menschen täglich ums Überleben. Mit jeder Stunde schwindet die Hoffnung auf Sicherheit, Versorgung und Würde. Familien hungern, Kinder sterben an Mangelernährung, Verletzte bleiben unbehandelt. Laut Gesundheitsministerium und UN steigt die Zahl der Hungertoten und schwerst Mangelernährten stetig. Täglich wächst die Zahl der Toten und Verletzten. Große Teile der Bevölkerung wurden bereits mehrfach vertrieben. Über 2 Millionen Menschen sind auf engstem Raum zusammengepfercht – 88 Prozent des Gebiets stehen unter israelischer Kontrolle oder gelten als Evakuierungszone. Fehlender Treibstoff erschwert die Wasseraufbereitung, wodurch Infektionskrankheiten zunehmen.

Nur ein dauerhafter Waffenstillstand und großangelegte humanitäre Hilfe für die gesamte Bevölkerung können noch verhindern, dass eine Massenhungersnot ausbricht und die Zahl der Menschen, die an den Folgen des Krieges sterben, sprunghaft ansteigt. Die Hilfsgüter, die mit LKW in den Gazastreifen kommen, decken den Bedarf bei Weitem nicht. Auch die via Luftbrücke gelieferte Hilfe kann eine humanitäre Katastrophe nicht abwenden – aus der Luft abgeworfene Hilfsgüter auf engem Raum bergen die Gefahr, dass Menschen durch sie verletzt werden.

Ärzte ohne Grenzen und Caritas sind sich einig: Es ist keine Zeit zu verlieren, es muss gehandelt werden – jetzt. Die dringend benötigten Hilfsgüter stehen an den Grenzen bereit und könnten über vorhandene Straßen ins Gebiet gebracht werden, wenn politische Blockaden aufgehoben würden.

Ärzte ohne Grenzen: Unerträgliche Situation beenden.

Die Mangelernährung in Gaza nimmt erschreckende Ausmaße an. Untersuchungen in Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in den vergangenen Wochen ergaben, dass bereits 25 % der Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren ebenso 25 % der schwangeren und stillenden Frauen mangelernährt sind. In der Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt hat sich die Zahl der wegen Mangelernährung behandelten Menschen seit dem 18. Mai vervierfacht. Der Anteil schwerer Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren hat sich allein in den letzten zwei Wochen verdreifacht. Frühgeburten steigen aufgrund der Mangelernährung sprunghaft an. Mütter können nicht mehr stillen und es gibt kaum Zugang zu Babymilch.

„Unsere Teams in Gaza sind verzweifelt. Es wird immer schwieriger zu helfen – medizinische Einrichtungen sind nicht oder nur mehr teilweise funktionsfähig, es fehlt an Medikamenten und medizinischem Material und wir können unsere Patient:innen nur mehr unzureichend mit Essen versorgen. Auch unsere Kolleg:innen haben selbst viel zu wenig zu essen und sind kaum noch in der Lage, unsere Patient:innen zu versorgen. Die Situation in Gaza ist unerträglich geworden. Die Politik muss alle Hebel in Bewegung setzen, das zu beenden. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren und müssen jetzt handeln – sonst wird aus dem Massenhunger ein Massensterben“, sagt Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich.

Caritas: Warten bedeutet Sterben.

Angesichts der andauernden Angriffe und den weiterhin eingeschränkten Hilfslieferungen verschärft sich die humanitäre Krise in Gaza täglich. Partner:innen von Caritas Jerusalem mussten ihre Klinik in Deir Al-Balah evakuieren, die im letzten Jahr ein zentraler Versorgungspunkt für den Süden Gazas war. Mit der Schließung haben tausende Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung verloren – während der Bedarf steigt. Zudem befinden sich zwei Hauptlager und elf Verteilstellen der amerikanischen Caritas in Evakuierungszonen – dennoch versuchen die Teams, weiterhin über verbliebene Büros, Gästehäuser und Verteilungspunkte Hilfe zu leisten. Mitarbeitende vor Ort berichten, dass sich die Notaufnahmen mit Menschen füllen, die vor körperlicher Erschöpfung zusammenbrechen. Hunderte von Kindern und Erwachsenen haben die Grenzen ihrer körperlichen Belastbarkeit überschritten und sind in akuter Lebensgefahr.

„Gaza steht am Rand des völligen Zusammenbruchs. Die Menschen brauchen jetzt Zugang zu Nahrung, Wasser, medizinischer Hilfe – nicht morgen, nicht irgendwann, sondern sofort. Die österreichische Bundesregierung muss sich öffentlich und unmissverständlich für einen sofortigen Waffenstillstand und ungehinderten humanitären Zugang einsetzen. Dazu zählt auch der Zugang zu Treibstoff, der für Klinikbetrieb, Wasseraufbereitung und Transporte unerlässlich ist. Und: Auch die noch immer in Geiselhaft befindlichen Menschen müssen endlich freigelassen werden. Jeder Tag des Zögerns kostet Leben – auf allen Seiten. Österreichs Stimme zählt – in der EU ebenso wie im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen“, sagt Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich.

Weitere Infos unter:
Ärzte ohne Grenzen Österreich (Gazastreifen)
Caritas Österreich (Nahost-Konflikt)

Rückfragen & Kontakt

Caritas Österreich
Melanie Wenger-Rami, MA
Telefon: +43676 7804589
E-Mail: melanie.wenger-rami@caritas-austria.at

Ärzte ohne Grenzen
Werner Reiter
Telefon: +436605219632
E-Mail: werner.reiter@vienna.msf.org

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