• 30.07.2025, 10:51:33
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Temu, Shein & Co: Wiener Handel warnt vor Einkäufen bei Billig-Online-Shops

Studie zeigt: 42 Prozent der Wiener bestellen bei China-Plattformen – Obfrau Gumprecht fordert faire Regeln, stärkere Kontrollen und mehr Bewusstsein für Qualität & Nachhaltigkeit

Wien (OTS) - 

Online-Shopping ist längst ein fester Bestandteil des Einkaufsverhaltens der Wienerinnen und Wiener. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Österreichs Wirtschaft im Auftrag der Wirtschaftskammer kaufen sieben von zehn Wienern (68 Prozent) regelmäßig online ein. Besorgniserregend ist dabei aus Sicht des Wiener Handels die wachsende Dominanz asiatischer Online-Plattformen.

Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien, verweist darauf, dass von den knapp zwei Milliarden Euro, die im Vorjahr online ausgegeben wurden, rund 65 Prozent an ausländische Anbieter flossen. Nur 35 Prozent blieben bei heimischen Shops – eine Entwicklung, die sich fortsetzt: „Online-Shopping ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, doch jedes Paket, das aus dem Ausland kommt, ist auch eine verpasste Chance für unsere heimischen Händler. Der Großteil der Online-Umsätze fließt nahezu ohne Wertschöpfung ins Ausland. Dadurch verlieren wir hierzulande tausende Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen in Millionenhöhe.“

Vier von zehn Wiener haben im letzten Jahr bei asiatischen Billig-Online-Shops gekauft

Amazon ist mit einem Marktanteil von 57 Prozent zwar weiterhin klarer Spitzenreiter im Onlinehandel, doch insbesondere chinesische Plattformen holen rasant auf. Bereits 42 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben in den letzten zwölf Monaten bei einem Anbieter aus China bestellt. Temu liegt mit einem Nutzeranteil von 31 Prozent an der Spitze, gefolgt von Shein mit 20 Prozent, AliExpress mit 13 Prozent und Wish mit 10 Prozent. Hochrechnungen zufolge wurden allein im vergangenen Jahr sieben bis neun Prozent der gesamten Online-Ausgaben bei diesen Plattformen getätigt.

Besonders stark betroffen ist der Bereich Kleidung, Schuhe und Accessoires: Fast jede zweite Person kauft diese Produkte online. Auch Möbel, Gartenartikel, Bücher sowie Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel werden zunehmend digital bestellt. Selbst im Lebensmittelbereich zeigt sich mit 19 Prozent eine wachsende Online-Affinität.

Achtung bei billiger China-Waren

Ein zentrales Problem ist die aggressive Bewerbung dieser Billig-Plattformen über Social Media, insbesondere an eine junge Zielgruppe. „Gerade junge Menschen werden mit vermeintlichen Schnäppchen geködert, dabei sind viele dieser Produkte alles andere als harmlos“, warnt Gumprecht. Die vermeintlich günstigen Preise täuschen: Oft werden gesetzliche Vorgaben gezielt umgangen. Viele der angebotenen Produkte entsprechen weder europäischen Sicherheitsanforderungen noch sind sie ausreichend gekennzeichnet.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist auch die schwierige Rückabwicklung: Auf vielen Plattformen sind Retouren entweder gar nicht möglich oder nur gegen hohe Zusatzkosten. In der Folge werden unpassende oder mangelhafte Produkte häufig entsorgt, anstatt sie zurückzusenden. Das führt in Österreich jedes Jahr zu mehreren tausend Tonnen zusätzlichem Müll – mit erheblichen Umweltauswirkungen und Belastungen für die Allgemeinheit. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass billig automatisch günstig ist“, betont Gumprecht. „Was auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen wirkt, kann langfristig hohe Kosten verursachen - für Konsumentinnen und Konsumenten, für die Umwelt und für die Gesellschaft insgesamt.“

Die günstigen Preise entstehen meist durch den Direktversand aus China ohne Zwischenlager. Zwar bedeutet das oft deutlich längere Lieferzeiten, doch viele nehmen diese Verzögerung zugunsten eines niedrigeren Preises in Kauf.

Gumprecht appelliert an die Konsumenten, beim Online-Einkauf auf seriöse, faire und möglichst regionale Anbieter zu achten: „Der heimische Handel steht für Qualität, Transparenz, faire Arbeitsbedingungen und Steuerleistung vor Ort. Wer lokal kauft, stärkt nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern profitiert auch von persönlicher Beratung, zuverlässigem Rückgaberecht und geprüfter Produktsicherheit.“

Temu & Co wachsen auch in Wien rasant und profitieren von unfairem Wettbewerb

Neben der vorzeitigen Abschaffung der EU-Zollfreigrenze von 150 Euro spricht sich die Wiener Handelsobfrau auch für eine verstärkte Marktüberwachung, einheitliche Produktsicherheitsstandards und verpflichtende Berichtspflichten für ausländische Online-Marktplätze aus. „Die Konsumentensicherheit darf nicht an nationalen Grenzen enden. Wer in Europa verkaufen will, muss sich auch an europäische Regeln halten“, so Gumprecht.

Wirksame Regulierungen für geplante Temu-Lebensmittelverkäufe

Die Handelsobfrau verweist zudem auf einen wachsenden Trend, der aus ihrer Sicht höchst kritisch zu sehen ist: Temu plant künftig auch Lebensmittel nach Europa zu liefern. Angesichts der bislang niedrigen Standards bei Produktqualität, Sicherheit und Kennzeichnung wäre dies aus Sicht der Konsumentensicherheit höchst bedenklich. „Wenn Plattformen, die bereits bei Textilien durch gefährliche Chemikalien auffallen, nun auch in den sensiblen Lebensmittelbereich vordringen, dann ist das ein klares Alarmsignal“, so Gumprecht. Hier brauche es dringend wirksame Regulierungen zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Rückfragen & Kontakt

Wirtschaftskammer Wien - Presse & Newsroom
Mag. Marion Bischof-Novak
Telefon: +43 1 51 450 1536
E-Mail: marion.bischof-novak@wkw.at

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