• 30.07.2025, 09:39:32
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Equal Pension Day: Frauen erhalten 1.000 Euro weniger Pension

Fast 40 Prozent weniger Pension: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, weil Sorgearbeit bei ihnen liegt. Die Caritas fordert armutsfeste Pensionen und echte Gleichstellung.

Wien (OTS) - 

Am 7. August ist der österreichweite Equal Pension Day. Ab diesem Tag haben Männer in Österreich statistisch bereits so viel Pension bezogen, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. Die Differenz ist eklatant: Männer bekommen im Schnitt 2.535 Euro brutto pro Monat, Frauen lediglich 1.527 Euro. Das bedeutet eine Differenz von rund 1.000 Euro pro Monat und eine Pensionslücke von 39,7 Prozent. „Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet und Verantwortung übernommen haben, dürfen im Alter nicht in Armut enden“, sagt Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. „Pensionen müssen existenzsichernd sein – und zwar für alle.“

Altersarmut ist weiblich.

Die durchschnittliche Frauenpension reicht kaum für ein Leben über der Armutsgefährdungsschwelle von 1.661 Euro. Selbst die Ausgleichszulage, die das Notwendigste sichern soll, liegt rund 200 Euro darunter. Der Großteil der Bezieher*innen sind Frauen. Die Folgen sind dramatisch: Jede dritte alleinlebende Pensionistin (32%) ist armutsgefährdet. Rund 18.000 alleinlebende Pensionistinnen (5%) leben sogar in absoluter Armut. Sie können sich Grundbedürfnisse wie Wohnen, Heizen oder Essen nicht mehr leisten. Viele von ihnen haben ihr ganzes Leben gearbeitet und müssen nun die Unterstützung in den Sozialberatungsstellen der Caritas oder die Angebote der Lebensmittelausgabe in Anspruch nehmen.

Die Ursachen sind strukturell.

Armut im Alter ist kein individuelles Schicksal, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger struktureller Benachteiligung. Frauen übernehmen nach wie vor den überwiegenden Teil unbezahlter Sorgearbeit – von Kinderbetreuung bis zur Pflege von Angehörigen. Sie arbeiten deshalb häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit und verdienen weniger. All das führt zu geringeren Pensionsansprüchen. „In der aktuellen Debatte wird Teilzeitarbeit oft herabgewürdigt und als Zeichen von Bequemlichkeit gewertet. Das verkennt die tatsächlichen Lebensrealitäten. Teilzeit ist für Frauen oft kein Privileg, sondern die einzige Option“, so Tödtling-Musenbichler. „Gleichstellung muss endlich Realität werden! Dafür brauchen wir Reformen, die über den gesamten Lebenslauf von Frauen greifen und sie vor Altersarmut schützen.“

Die Caritas fordert: Arbeit gerecht verteilen und armutsfeste Pensionen sichern!

Die Caritas Österreich erneuert ihre zentralen Forderungen an die Bundesregierung.

  • Mindestpension armutsfest machen: Die Ausgleichszulage muss über die Armutsgefährdungsschwelle gehoben werden. Nur so ist ein Leben in Würde im Alter möglich – auch für Frauen, die bereits in Pension sind. Zudem braucht es eine bessere Anrechnung der Sorgearbeit (z.B. Zeiten der Kinderbetreuung) auf die Pension.

  • Bei Mindestpensionistinnen gibt es nichts zu holen: Die Krankenversicherungsbeiträge steigen ab 2026 auch für Bezieher*innen einer Ausgleichszulage auf 6 Prozent. Hier braucht es Ausnahmen. Mindestpensionistinnen dürfen nicht zusätzlich belastet werden, da sie ohnehin kaum über die Runden kommen.

  • Sorgearbeit fair verteilen: Frauen werden systematisch in Teilzeit gedrängt und dafür auch noch verurteilt. Die ungleiche Verteilung unbezahlter Sorgearbeit hat langfristige Auswirkungen auf Einkommen, Pensionen und das Armutsrisiko von Frauen. Es braucht Maßnahmen für eine stärkere Beteiligung der Väter, partnerschaftliche Modelle sowie gesellschaftliche und rechtliche Anreize für Halbe-Halbe.

  • Kinderbetreuung flächendeckend ausbauen: Ein dichtes Netz an qualitativ hochwertigen, kostenfreien und ganztägigen Kinderbildungs- und -Betreuungseinrichtungen ist Voraussetzung für Wahlfreiheit und gerechte Teilhabe am Arbeitsmarkt und muss vor allem auch im ländlichen Raum geschaffen werden.

  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Der Gender Pay Gap von derzeit 18,3 Prozent muss endlich geschlossen werden. Wir brauchen faire Bezahlung insbesondere in jenen Branchen, in denen überwiegend Frauen tätig sind.

  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern: Um Erwerbs- und Sorgearbeit gut gemeinsam zu ermöglichen sind Familienarbeitszeitmodelle zu implementieren. Beide Elternteile sollen die Möglichkeit haben, Arbeitszeit zu reduzieren und Kinderbetreuung zu übernehmen.

„Wer Altersarmut bekämpfen will, muss an den Ursachen ansetzen und gleichzeitig auch Frauen unterstützen, die heute bereits betroffen sind“, sagt Tödtling-Musenbichler. „Pension darf kein Risiko sein. Schon gar nicht für Frauen.“

Rückfragen & Kontakt

Melanie Wenger-Rami, MA

Leitung Öffentlichkeitsarbeit & Pressesprecherin

Caritas Österreich

Storchengasse 1/E1 05

1150 Wien

Tel.: +43 676 7804589

E-Mail: melanie.wenger-rami@caritas-austria.at

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