Freiwillige Weiterarbeit für pensionierte Spitalsärztinnen und -ärzte in allen WIGEV-Häusern
Die Wiener Spitäler stehen unter Druck, denn die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand, während nicht ausreichend junge Ärztinnen und Ärzte nachrücken. Besonders betroffen sind Bereiche mit hohem Spezialisierungsgrad. Zudem dauert es in fast allen Fächern Jahre, bis Nachwuchskräfte das für die anspruchsvolle fachärztliche Tätigkeit erforderliche Erfahrungswissen gesammelt haben.
Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien und Kurienobmann der angestellten Ärzte: „Ziel muss es sein, das Know-how in den Wiener Spitälern zu halten, Versorgungsengpässe abzufedern und die Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses abzusichern. Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) sollte daher pensionierten Ärztinnen und Ärzten generell die Möglichkeit einer freiwilligen Weiterarbeit anbieten. Wir haben dieses Thema auch bereits in einem persönlichen, konstruktiven Gespräch mit der Generaldirektion des WIGEV adressiert.“
Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte, erläutert die Forderung der Kammer: „Angesichts der angespannten Personalsituation in den Krankenhäusern Wiens sollte der WIGEV auch das Potenzial der freiwilligen Weiterarbeit von Spitalsärztinnen und -ärzten im Ruhestand voll ausschöpfen. Wenn pensionierte Ärztinnen und Ärzte für wenige Stunden pro Woche beschäftigt bleiben können, wäre das auch ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung.“
„Wiens Spitäler verlieren aktuell jeden Monat qualifizierte Kolleginnen und Kollegen – nicht nur als Arbeitskräfte, sondern auch als Ausbildnerinnen und Ausbildner, Mentorinnen und Mentoren. Zudem gehen klinische Expertise und Betreuungsqualität verloren. Die Spitäler sollten endlich alle vorhandenen Ressourcen nutzen – im Sinne der bestmöglichen Versorgung der Patientinnen und Patienten,“ unterstreicht Maldonado-González die Dringlichkeit des Themas. „Im Übrigen warten die Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter seit nunmehr 88 Wochen (24. November 2023) auf die Umsetzung des zweiten WIGEV-Personalpakets mit Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.“
Oberster Grundsatz sei absolute Freiwilligkeit, stellt Maldonado-González klar: „Wir wollen keine Ärztin und keinen Arzt zur Weiterarbeit drängen. Aber wer arbeitsfähig und arbeitswillig ist, sollte auch mit 65+ weiter im System mitwirken dürfen – etwa in der Supervision, Lehre oder fallweiser klinischer Tätigkeit. Derzeit hängt es vom guten Willen der einzelnen Häuser ab, ob solche Modelle angeboten werden. Der WIGEV täte gut daran, diese Möglichkeit ehestmöglich flächendeckend in allen Spitälern zu schaffen und insbesondere:
- das bestehende Modell zur stundenweisen Weiterarbeit breit auszurollen, mit entsprechend adäquater Entlohnung (ohne Neueinstellung),
- klare Prozesse bereitzustellen, die den Direktorinnen und Direktoren sowie Primarärztinnen und -ärzten eine einfache Umsetzung ermöglichen.“
Abschließend unterstreicht Maldonado-González: „Die Stadt Wien hat es in der Hand, mit gutem Beispiel voranzugehen. Es braucht nur den politischen Willen, diese Möglichkeit umzusetzen – ohne Gesetzesänderung, ohne zusätzliche Strukturen, aber mit einem klaren Signal. Pensionierte Ärztinnen und Ärzte, die im Spital weiterarbeiten wollen, sollen das auch dürfen – unbürokratisch, rechtssicher und wertschätzend.“
Rückfragen & Kontakt
Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien
Mag. Kathrin McEwen
Telefon: 0664/9697526
E-Mail: mcewen@aekwien.at
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