
Die österreichische Gaswirtschaft ist bereit für den nächsten Schritt in eine nachhaltige Energiezukunft: Zahlreiche Projekte zur Integration grüner Gase wie Biomethan und Wasserstoff warten auf Umsetzung. „Es ist Eile geboten, um Österreich im Spiel zu halten“, sagt ÖVGW-Präsident Wagenhofer.
Österreich steht vor der größten Transformation der Gas-Infrastruktur der vergangenen Jahrzehnte: Die bestehenden Gasnetze sollen fit für die Wasserstoff-Versorgung gemacht werden. Das erfordert Investitionen in Milliardenhöhe: „Konkret brauchen wir 3,5 Milliarden Euro“, schätzt Univ.-Prof. Michael Harasek vom Institut für Verfahrenstechnik der Technischen Universität (TU) Wien, „damit schaffen wir eine Weichenstellung für Österreichs Energiezukunft.“
Dieser Betrag werde jedenfalls für den umfassenden Umbau des Leitungsnetzes benötigt. Harasek: „Im Vergleich zu den geplanten Investitionen auf der Stromseite handelt es sich beim Gas um einen Bruchteil der vorgesehenen Beträge.“
Die Dimension dieser Investitionen ins Gasnetz lässt sich am besten im historischen Vergleich verdeutlichen: Vor 60 Jahren wurde damit begonnen, ein flächendeckendes Gasnetz in Österreich zu bauen. Das bestehende Gasnetz hat einen Wert von etwa 15 Milliarden Euro. Dieses Netz könne künftig für den Transport von sauberem Wasserstoff genützt werden.
Rahmenbedingungen für die Transformation
Aus Sicht der Gaswirtschaft seien nun Entscheidungen der Politik essentiell. Stefan Wagenhofer, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW): „Wichtig ist, dass wir die Umsetzungskraft der Politik jetzt auch bei Energie-Gesetzen wie dem Gaswirtschaftsgesetz (GWG) bekommen, damit wir rasch mit dem Bau und dem Umrüsten der Infrastruktur beginnen können. Auf dem Spiel stehen zum einen die Drehscheibenfunktion, die Österreich im internationalen Wettbewerb beim Erdgas hatte und zum anderen die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Es gilt: Ohne Wasserstoff, keine dekarbonisierte Industrie. „Wenn wir die Drehscheibenfunktion erhalten können und Wasserstoff durch Österreich fließt, können Industrie, Haushalte und der gesamte Standort profitieren“, ergänzt Harasek.
Für die Zukunft brauche es ein investitionsfreundliches Klima, um Gas erneuerbar beziehungsweise klimaneutral zu machen. Mit einer politischen Investitionsentscheidung jetzt für das H2-Startnetz (Fernleitung samt Clusterverbindungen), könne den Systemteilnehmern die Sicherheit gegeben werden, dass die Wasserstoffwirtschaft im nächsten Jahrzehnt in Österreich eine Infrastrukturbasis hat. Neben Förderungen brauche es Staatsgarantien, um den Aufbau des H2-Startnetzes auch marktgängig finanzieren zu können, ohne den Staatshaushalt zu belasten.
Importe & Anbindung an H2-Korridore
Harasek weiter: „Wenn wir über die Wasserstoff-Versorgung sprechen, brauchen wir einerseits eine Inlandsproduktion und andererseits ein Zusammenspiel aus Pipelinesystemen und Speichern, damit wir auch Wasserstoff-Kapazitäten aus dem Ausland aufnehmen können.“
Großinvestitionsprojekte in Tunesien, Marokko oder der Ukraine seien in Planung. Für sie sollen künftig Importkorridore geschaffen werden.
Die Transformation der Gas-Infrastruktur wird sich laut Harasek auch als Job-Motor erweisen. Im Fokus steht dabei die lokale Wertschöpfung, die von intensiven Forschungsaktivitäten flankiert werden soll.
Industrielle Wettbewerbsfähigkeit
Weiters sei ein klares Bekenntnis zur Investitionssicherheit durch die Politik entscheidend für die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Dabei geht es vor allem um eine günstige, kompetitive Energieversorgung und großvolumige Speicherung. Der Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung erfordere entsprechende „Backup-Systeme für die Versorgungssicherheit“, sagt Harasek abschließend, „auch um Österreich als wichtigen Player in der europäischen Wasserstoff-Wirtschaft zu positionieren.“
Für die erfolgreiche Umsetzung der Gaswirtschaft braucht es mehr als nur finanzielle Mittel und guten Willen. Wagenhofer: „Für die erforderliche Planungssicherheit in der Branche und zur Schaffung eines investitionsfreundlichen Rahmens ist es unerlässlich, das Gaswirtschaftsgesetz zeitnah durch den Nationalrat zu bringen.“
Über die ÖVGW
Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die freiwillige Vertretung der österreichischen Gasnetzbetreiber und Wasserversorgungs-unternehmen. Sie zählt alle Gasnetzbetreiber und rund 303 Unternehmen im Wasserbereich zu ihren Mitgliedern. Über Kooperationen mit Landesverbänden vertritt die ÖVGW mehr als 2.000 Wasserversorger. Diese beliefern rund 80 Prozent der Bevölkerung mit Trinkwasser.
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