Wenn Intimität (digitale) Grenzen überschreitet
Unerwünschte intime Bilder sind kein Einzelfall, sondern digitaler Alltag. Das zeigt eine repräsentative Studie des Online Research Instituts Marketagent, bei der 500 österreichische Frauen zu ihren Erfahrungen mit sogenannten Dickpics, den Reaktionen darauf und ihren Schutzstrategien im virtuellen Raum befragt wurden. Das Ergebnis: Von Ekel bis Ärger lösen Dickpics vieles aus – von Zustimmung fehlt meist jede Spur.
Zentrale Erkenntnisse:
Digitale Belästigung als Alltagsphänomen: 70% der Österreicherinnen empfinden das Versenden intimer Inhalte ohne Zustimmung grundsätzlich als sehr problematisch. Fast 4 von 10 heimischen Frauen im Alter von 14-75 Jahren haben bereits unerwünschte sexuelle Bilder oder Nachrichten erhalten (37%). In der Gruppe der Generation Z mussten bereits 7 von 10 Frauen (68%) diese Erfahrung machen.
Ekel und Ärger: 65% der österreichischen Frauen reagieren auf ein unerwünschtes intimes Bild mit Abscheu, 42% mit Verärgerung.
Konsequenter Umgang mit Absendern: Zwei Drittel der unfreiwilligen Dickpic-Empfängerinnen blockieren die betreffende Person (67%), 40% melden das Profil der jeweiligen Plattform.
Digitale Selbstverteidigung: Jede Zweite agiert bei unbekannten Kontakten grundsätzlich vorsichtig (57%) und vermeidet das Teilen persönlicher Informationen (51%).
Blick in die Zukunft: 54% gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz künftig unerwünschte sexuelle Inhalte automatisch blockieren wird, 40% erwarten härtere Strafen.
7 von 10 jungen Frauen haben Erfahrung mit unerwünschten sexuellen Nachrichten
Ab September 2025 ist das unaufgeforderte Versenden intimer Bilder in Österreich strafbar – das hat der Nationalrat kürzlich beschlossen[1]. Ein längst überfälliger Schritt gegen digitale Belästigung, wie eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Marketagent zeigt. Denn das Versenden sexueller Inhalte ohne vorherige Zustimmung empfinden 70% der Österreicherinnen als sehr problematisch. 84% legen großen Wert darauf, selbst bestimmen zu können, welche Inhalte sie im digitalen Raum sehen möchten.
Doch dieser Wunsch nach Selbstbestimmung wird in der Realität häufig missachtet: 37% der heimischen Frauen im Alter von 14-75 Jahren haben bereits unangemessene Inhalte im digitalen Raum erhalten. Alarmierend hoch liegt dieser Wert in der jungen Generation: Knapp 7 von 10 Frauen der Generation Z (68%) sind schon einmal digital belästigt worden. Und häufig handelt es sich dabei um keinen einmaligen Vorfall: Im Mittel (Median) wurden die Betroffenen bereits fünf Mal mit derartigen Bildern oder Nachrichten konfrontiert.
„Unsere Daten zeigen klar: Digitale Belästigung betrifft nicht nur Einzelfälle, sondern ist ein weit verbreitetes Phänomen – insbesondere unter jungen Frauen. Dass fast 70 % der Generation Z bereits unangemessene Inhalte erhalten haben, unterstreicht den akuten Handlungsbedarf. Das neue Gesetz ist ein längst überfälliger Schritt – aber auch Plattformen und Gesellschaft sind gefragt, um digitale Räume endlich sicherer zu machen
“, so Andrea Berger, Research und Communications Manager bei Marketagent.
Blockieren, melden, löschen: So reagieren Frauen auf Dickpics
Beim Umgang mit digitalen Grenzüberschreitungen sind die Betroffenen konsequent: Mehr als zwei Drittel der Frauen, die bereits ungefragt Dickpics erhalten haben, blockieren den Absender (67%). 40% melden die Nachricht oder das zugehörige Profil. Ein Schritt, den insbesondere die junge Generation Z verfolgt (47%). Ältere Frauen tendieren dagegen stärker dazu, die Nachricht sofort zu löschen. Rund ein Drittel aller Betroffenen entschließt sich dazu, die Nachricht schlicht und einfach zu ignorieren (32%).
Dickpics lösen vor allem eines aus: Ekel
„Blockier ihn sofort!“ würden zwei Drittel (65%) der Österreicherinnen raten, wenn eine Freundin ein ungefragtes Dickpic erhält. 44% würden nachfragen, ob der Vorfall bereits der Plattform gemeldet wurde und 40% den Absender wenig schmeichelhaft als Idioten abstempeln. Auf die Strafbarkeit der Handlung würden fast 4 von 10 (37%) hinweisen. Die Nachfrage nach der Ästhetik des Bildes käme dagegen nur 4% in den Sinn und verschwindend geringe 1% würden ein solches Bild als Kompliment bezeichnen.
Keine verwunderlichen Reaktionen, wenn man bedenkt, dass Dickpics vor allem eines auslösen: Ekel (65%). 42% der unfreiwilligen Dickpic-Empfängerinnen reagieren verärgert, 36% schockiert und 12% fühlen sich sogar bedroht. Wie belastend die Erfahrung ist, zeigt auch ein impliziter Vergleich mit Wetterphänomenen: Fast ein Drittel assoziiert unerwünschte Nacktbilder mit einem Sandsturm – verwirrend, unangenehm, mit starkem Fluchtimpuls (29%). Für 23% fühlt es sich an wie ein plötzlicher, unangenehmer Regenschauer und für rund ein Fünftel (21%) wie ein bedrohliches Gewitter, vor dem man sich schützen möchte.
„Ein Dickpic ist kein Flirt oder Kompliment, sondern eine Grenzüberschreitung. Zwei Drittel der Betroffenen blockieren den Absender sofort – ein deutliches Zeichen dafür, wie abschreckend diese Form der Belästigung wirkt. Männer sollten sich bewusst machen, dass sie mit solchen Bildern vor allem eines erreichen: Ablehnung, Abwehr und digitalen Ausschluss
“, so das klare Fazit von Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent.
Vorsicht statt Vertrauen: Wie sich Frauen online schützen
Wie verhalten sich die Österreicherinnen nun, um sich vor unerwünschten sexuellen Inhalten zu schützen? 57% lassen bei unbekannten Kontakten ganz grundsätzlich Vorsicht walten, 51% vermeiden es, persönliche Informationen online zu teilen. Das Blockieren oder Melden von verdächtigen Personen sind für 51% gängige Strategien und 37% öffnen im Allgemeinen keine Bilder von Fremden. Die heimischen Frauen sehen jedoch auch Plattformen klar in der Verantwortung: 58% würden in der Rolle als Dating-App-Betreiber einen sofortigen und dauerhaften Ausschluss von Dickpic-Absendern umsetzen.
„Digitale Grenzüberschreitungen hinterlassen nicht nur emotionale Spuren, sondern wirken sich auch auf das eigene Nutzungsverhalten in der digitalen Welt aus. Die Mehrheit der Frauen gibt an, aufgrund solcher Erfahrungen ihren Umgang mit digitalen Plattformen verändert zu haben“, erklärt Studienleiterin Lena Emberger.
Die Zukunft kennt Grenzen – und soll sie schützen
Ein Blick in die Zukunft lässt große Hoffnungen in Künstliche Intelligenz erahnen: Jede zweite Österreicherin geht davon aus, dass KI in 10 Jahren quasi als digitaler Türsteher agieren und unangemessene sexuelle Inhalte automatisch erkennen und blockieren wird (54%). 40% erwarten zukünftig härtere gesetzliche Strafen in diesem Bereich und 22% mehr gesellschaftliche Aufklärung und Prävention.
Bis es soweit ist, legt das neue Verbot unerwünschter intimer Bilder einen dringend notwendigen Grundstein im Kampf gegen digitale Belästigung. Denn die Marketagent-Studie zeigt deutlich: Wenn ein Klick genügt, um Grenzen zu überschreiten, ist es höchste Zeit, diese zu schützen.
[1] parlament.gv.at/aktuelles/news/Nationalrat-beschliesst-Teilpension-und-Strafen-fuer-Dick-Pics
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