Neue Fernkältezentrale am MedUni Campus Mariannengasse setzt zusätzlich auf Abwärme– CO2-Ersparnis von 1.000 Tonnen pro Jahr
Wien Energie hat im Campus der MedUni Mariannengasse ihre achte große Fernkältezentrale in Betrieb genommen. Das Gebäudeensemble in Wien Alsergrund wird von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) errichtet. Ein technisches Highlight: Erstmals kommt an dem Standort ein innovativer Eisspeicher zum Einsatz, der gemeinsam mit der Nutzung von Abwärme für besonders ressourcenschonende Kühlung sorgt.
„Die Fernkältezentrale am MedUni Campus Mariannengasse ist ein wichtiger Meilenstein im Ausbau der Wiener Fernkälte“, sagt Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung von Wien Energie. „Von hier aus verbinden wir den Fernkältering um die Wiener Innenstadt mit dem AKH und der Fernkältezentrale Spittelau. Die Sommer werden immer heißer und der Bedarf an einer klimaschonenden Kühlung wächst. Deswegen bauen wir die Fernkälte seit 2007 kontinuierlich aus. Bis 2030 investieren wir hier insgesamt 90 Millionen Euro.“
Es ist die achte große Kältezentrale im Verbundnetz von Wien Energie. Der größte Abnehmer wird der derzeit in Bau befindliche neue MedUni Campus Mariannengasse direkt vor Ort sein. „Mit dem neuen MedUni Campus Mariannengasse schließen wir an die bedeutende Tradition von Wien als Welthauptstadt der Medizin an. Mitten im neunten Bezirk sichern wir das Spitzenniveau der medizinischen Forschung und Lehre und damit die Ausbildung der zukünftigen Ärztinnen und Ärzte. Der Campus setzt nicht nur architektonisch und baulich neue Maßstäbe, sondern auch in puncto Energieeffizienz. Die Fernkältezentrale ist ein bedeutender Aspekt dabei und durch den Bau des Campus ermöglicht die BIG die Errichtung der Fernkältezentrale. Sie wird den Universitätscampus und auch einige Gebäude in der Nachbarschaft mit Kälte versorgen und den MedUni Campus über die Abwärme auch heizen“, so die Geschäftsführerin der Bundesimmobiliengesellschaft, Christine Dornaus.
Im Vergleich zu konventionellen Klimaanlagen spart die Fernkältezentrale am MedUni Campus Mariannengasse jährlich 1.000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Das entspricht der CO2-Bindekraft von 80.000 Bäumen. Mit einer Wärmepumpe wird auch die Abwärme der Kälteproduktion genutzt. Denn Kühlung wird ganzjährig gebraucht, auch im Winter. Im Sommer kann aus der Abwärme der Kühlung der gesamte Heizbedarf des Gebäudes gedeckt werden.
„Die MedUni Wien ist eine der renommiertesten Universitäten in der medizinischen Forschung, der universitätsmedizinischen Gesundheitsversorgung sowie der forschungsgeleiteten Ausbildung zukünftiger Ärzt*innen. Mit der Anbindung und Versorgung des MedUni Campus Mariannengasse durch die neu errichtete Fernkältezentrale setzen wir einen aktiven Schritt in unserer gesellschaftlichen Verantwortung und Vorbildwirkung im Bereich Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Limitierung der Klimakrise“, erklärt Volkan Talazoglu, Vizerektor für Finanzen der MedUni Wien. „Die nachhaltigen Versorgungsleitungen der Wien Energie spiegeln zudem die starke Verwurzelung des offen gestalteten MedUni Campus Mariannengasse im gesamten Bezirk wider.“
Erstmals Eisspeicher in Betrieb genommen
Eine technische Neuigkeit im Wiener Fernkältenetz ist, dass Wien Energie am MedUni Campus Mariannengasse erstmals einen Eisspeicher in Betrieb nimmt. Dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um einen zehn Meter langen, isolierten Container voll Wasser. Über mit Kühlmittel gefüllte Schläuche kann dieses Wasser zu einem riesigen Eiswürfel gefroren werden. Zum „Entladen“ des Speichers wird das Eis abgetaut, die Kälte dabei, wiederum über die Kühlmittel-Schläuche, freigesetzt und über Wärmetauscher an das Fernkältenetz abgegeben.
Der Eisspeicher soll dazu dienen, Verbrauchsspitzen abzudecken und so einen effizienteren Betrieb der Kältezentrale ermöglichen. Denn Kälte wird zwar rund um die Uhr gebraucht, der Verbrauch steigt aber im Sommer zwischen 11.00 und 16.00 Uhr stark an. Mit dem Eisspeicher können die Kältemaschinen gleichmäßiger und somit effizienter genutzt werden: Ist der Verbrauch niedriger, etwa in der Nacht, wird der Eisspeicher geladen, um die Kälte dann abzugeben, wenn sie gebraucht wird.
Im Endausbau kommen an dem Standort drei mit Ökostrom betriebene elektrische Kältemaschinen, eine Wärmepumpe sowie eine mit Fernwärme betriebene Absorptionskältemaschine zum Einsatz.
Über die Wiener Fernkälte
Fernkälte wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen in Form von kaltem Wasser aus Abwärme oder Ökostrom erzeugt. Über isolierte Leitungen gelangt das auf etwa 5-6 Grad Celsius abgekühlte Wasser zu den Kund*innen und wird dort über die hauseigenen Kühlsysteme in den Gebäuden verteilt. Das Wasser nimmt vor Ort die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert diese ab. Die Rückkühlung erfolgt ebenfalls zentral, wo es die Möglichkeit dazu gibt, kommt dabei auch Flusswasser zum Einsatz.
Gegenüber konventionellen Klimaanlagen spart die Fernkälte 50 Prozent der CO2-Emissionen ein. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Abwärme bei dem System nicht über Lüfter an die direkte Umgebung abgegeben wird. Anders als Split-Klimageräte trägt die Fernkälte deswegen nicht zur Entstehung von Hitzeinseln in der Stadt bei.
Zu den Kund*innen zählen zahlreiche öffentliche Gebäude wie das Allgemeine Krankenhaus Wien, das Rathaus und die Universität Wien, zahlreiche Büro- und Gewerbestandorte, Kulturbetriebe wie das Musicaltheater Ronacher und das Naturhistorische Museum sowie Hotellerie- und Gastronomiebetriebe wie etwa das Hotel Sacher.
Über den MedUni Campus Mariannengasse
Der MedUni Campus Mariannengasse bietet Platz für 2.000 Studierende und 750 Mitarbeiter*innen. Neben Hörsälen, Übungsräumen und Lernzonen bietet das Gebäude auf insgesamt 35.000 Quadratmetern bestmögliche Rahmenbedingungen für die medizinische Forschung und Lehre. Das denkmalgeschützte Bestandsgebäude wird saniert und dient als Bindeglied zwischen Alt- und Neubau. Neben der Fernkälte beinhaltet das Energiekonzept Niedertemperaturwärme, einen Fernwärme-Anschluss sowie eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung der zentralen Lüftungsanlagen inklusive der Laborlüftung. Der Universitätsbetrieb beginnt mit dem Wintersemester 2027/2028. Bis dahin wird die Fernkältezentrale bereits in das Kälte-Verbundnetz einspeisen.
Daten und Fakten
Leistung Fernkältezentrale MedUni Campus Mariannengasse im Endausbau: 17,7 Megawatt
Kapazität Eisspeicher: 6 Megawattstunden
Außenmaße Eisspeicher: 10x4x3 Meter (LBH)
Investitionssumme Fernkältezentrale MedUni Campus Mariannengasse: 22 Millionen Euro
Wiener Fernkältenetz: 30 Kilometer
Kältezentralen: 8 mit Netzanschluss, 17 lokale Kältezentralen ohne Netzanschluss
Versorgte Gebäude: 220
Wiener Fernkälte-Leistung 2025: 240 Megawatt
Wiener Fernkälte-Leistung 2030: 370 Megawatt
Bild- und Videomaterial: https://wienenergie.at/media-09
Rückfragen & Kontakt
Martin Meyrath
Pressesprecher Wien Energie
Telefon: 0664 884 813 03
E-Mail: martin.meyrath@wienenergie.at
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E-Mail: natalie.weiss@big.at
Johannes Angerer
Pressesprecher Medizinische Universität Wien
Telefon: 0664 800 16 11501
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