Danach: Doku „In memoriam Claus Peymann“ – am 28. Juli ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Nach dem ereignisreichen Eröffnungswochenende der 105. Salzburger Festspiele mit offiziellem Festakt, „Jedermann“, der Eröffnungsoper „Giulio Cesare in Egitto“ und vielem mehr setzt der ORF seinen rund 100 Stunden umfassenden Programmschwerpunkt (Details unter presse.ORF.at) mit dem traditionellen „kulturMontag Spezial aus Salzburg“ – live aus dem Malersaal des Großen Festspielhauses am 28. Juli 2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON – fort. ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl begrüßt in dieser Sonderausgabe, die sich ausführlich dem diesjährigen Festspielprogramm widmet, hochkarätige Gäste, darunter Regisseur Peter Sellars, die französische Barock-Spezialistin Emmanuelle Haïm, Schauspielerin Dörte Lyssewski, Regisseur Ulrich Rasche und die singapurisch-britische Mezzosopranistin Fleur Barron. Das Publikum erwartet außerdem eine besondere musikalische Überraschung: vier Countertenöre – Vertreter jenes Stimmfachs, das weltweit auf rund 40 Interpreten höchster Qualität beschränkt und spätestens seit dem ESC-Sieg des Österreichers JJ auch außerhalb der Opernwelt bekannt ist – sorgen live für eine grandiose Gesangsdarbietung. Gleich zwölf Countertenöre sind in diesem Jahr bei den Salzburger Festspielen vertreten, darunter der Ukrainer Yuriy Mynenko, der in der diesjährigen Opernpremiere „Giulio Cesare“ den Tolomeo singt.
Anschließend an das Magazin ist die Dokumentation „In memoriam Claus Peymann“ (23.30 Uhr) zu sehen.
„Endspiele“ – Die Salzburger Festspiele 2025
In einer Zeit krisenhafter Umbrüche, in der Krieg allgegenwärtig ist und Vieles auf eine geopolitische Neuordnung zusteuert, richten die Salzburger Festspiele ihren Blick auf historische Machtzentren und auf Extremsituationen des menschlichen Daseins. Unter dem Leitwort „Endspiele“ stehen Themen wie Krieg, Herrschaft, das eigene Überleben, aber auch Hoffnung und Sehnsüchte im Fokus des heurigen Festivalprogramms. Die Folgen des Kriegs, die Ursprünge gewalttätiger Konflikte und die Mechanismen der Propaganda werden in den Inszenierungen drastisch vor Augen geführt. Etwa in Georg Friedrich Händels „Giulio Cesare in Egitto“, Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ oder in dem Endzeitdrama „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus.
Neuinszenierung „Giulio Cesare in Egitto“ als Eröffnungspremiere
Eine Art Kampfplatz hat der deutsche Barockkomponist Georg Friedrich Händel in seiner Oper rund um den römischen Herrscher Cäsar geschaffen, denn hier kämpft jeder gegen jeden. Händel, schon zu Lebzeiten eine Legende, begründete mit diesem Werk 1724 einen seiner Langzeiterfolge. Kein Wunder, denn die Zutaten erinnern an Hollywood-Blockbuster vom Feinsten: intrigante Männer, politische Machtspiele und selbstbewusste Frauen. Die musikalische Verantwortung trägt die französische Barockexpertin Emmanuelle Haïm mit ihrem Ensemble „Le Concert d’Astrée“. Haïm und die ukrainische Sopranistin Olga Kulchynska, die in der Rolle der charismatischen Cleopatra zu erleben ist, sind live zu Gast bei Martin Traxl und sprechen über die Macht der Musik, den Machthunger der Herrschenden und die Krisen der Gegenwart im Spiegel der Geschichte.
Künstlerische Freiheit als Grundwert menschlicher Zivilisation – Eröffnungsrede von Anne Applebaum
Bei der Programmpräsentation hat Festspielintendant Markus Hinterhäuser vor dem „drohenden Ende der liberalen Demokratie, das in vielen Köpfen als Wunschvorstellung herumgeistert“ gewarnt. Gleichzeitig versucht er sich mit Blick auf die Weltkrisen als Mutmacher: „Auf eine Apokalypse folgt immer eine neue Erde.“ Für die heurige Eröffnung konnte er die polnisch-amerikanische Historikerin Anne Applebaum als Festrednerin gewinnen. Die Trägerin des Pulitzerpreises und des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels analysiert in ihrer Arbeit tiefgreifende ideologische Veränderungen, wie den erkennbaren Niedergang der Demokratie und die Zunahme autoritärer Bündnisse in der Gegenwart. Dabei verteidigt sie die Zivilgesellschaft und die künstlerische Freiheit als Grundwerte der menschlichen Zivilisation. Applebaum gilt als eine der wichtigsten Beobachterinnen der erstarkenden Autokratien in Ost und West und als Kritikerin russischer Expansionspolitik.
„Die letzten Tage der Menschheit“ mit Dörte Lyssewski, Michael Maertens und Marie-Louise Stockinger auf der Pernerinsel
Erschreckend zeitlos ist Karl Kraus‘ Marsdrama „Die letzten Tage der Menschheit“, das der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek als Koproduktion mit dem Burgtheater auf der Pernerinsel inszeniert. Es ist eine scharfsinnige wie bittere Abrechnung mit den Abgründen des Ersten Weltkrieges in all seiner grotesken Absurdität. Den Monstertext mit 220 Szenen und 1.200 Figuren hat er zu einer Collage mit sieben Schauspielerinnen und Schauspielern verdichtet und rückt das Zusammenspiel von Politik und Presse in den Mittelpunkt. Die erste Schauspielpremiere der Saison ist mit Michael Maertens, Marie-Louise Stockinger, Dörte Lyssewski und Branko Samarovski hochkarätig besetzt. Wie sich die Kunst zu politischen Verhältnissen, Populismus und Desinformation positionieren kann und welche Auswirkungen Krieg auf die Sprache einer Gesellschaft hat, darüber diskutiert Martin Traxl mit der deutschen Schauspielerin Dörte Lyssewski.
Macht und Intrigen Marke Donizetti – Lisette Oropesa und Kate Lindsey als Rivalinnen in „Maria Stuarda“
Um die Rivalität zwischen zwei Königinnen, Macht und Intrigen am englischen Hof sowie weibliche Herrschaftsansprüche dreht sich alles in Gaetano Donizettis Oper „Maria Stuarda“. Der Stoff basiert auf dem historischen Konflikt zwischen Maria Stuart, Königin von Schottland, und Elisabeth I., Königin von England. Was den Komponisten an Friedrich Schillers Vorlage interessiert hat, sind die letzten Stunden vor der Hinrichtung Stuarts. In Donizettis Meisterwerk des Belcanto sind die US-amerikanischen Sängerinnen Kate Lindsey und Lisette Oropesa als Rivalinnen zu erleben. Für das Leading Team fand Intendant Markus Hinterhäuser in dem deutschen Regisseur Ulrich Rasche und dem italienischen Dirigenten und Wahl-Berliner Antonello Manacorda die perfekte Besetzung. Wie Rasches Maschinentheater mit Donizettis fragilem Belcanto zusammenspielt und wie sich darin die unerbittlichen und brutalen Mechanismen von politischer Macht offenbaren – darüber sprechen die beiden langjährigen Freunde live in der Sendung.
„One Morning turns into an Eternity“ – Peter Sellars inszeniert Mahler und Schönberg
Einen Höhepunkt des Opernprogramms liefert Peter Sellars, der schon seit den frühen 1990er Jahren gern gesehener Gast bei den Salzburger Festspielen ist. Er inszeniert unter dem Titel „One Morning turns into an Eternity“ einen Abend mit Gustav Mahlers „Der Abschied“ und „Erwartung“ von Arnold Schönberg. In beiden Stücken komme der persönliche Verlust eines Menschen zum Ausdruck, erklärt der 67-jährige US-Amerikaner: „Es geht um Dinge, die wir alle fühlen, alles ist Traum und Wahrheit zugleich.“ Die Werke der beiden Komponisten, die einander gut kannten, sieht Sellars als Ausdruck der Emotionen zweier Menschen, die Schreckliches durchlebt haben und an einem Punkt standen, an dem sie so nicht weitermachen konnten. Live im Malersaal begrüßt Martin Traxl Regisseur Peter Sellars und die singapurisch-britische Mezzosopranistin Fleur Barron.
Dokumentation „In memoriam Claus Peymann“ (23.30 Uhr)
In Erinnerung an den deutschen Regisseur und langjährigen Direktor des Wiener Burgtheaters Claus Peymann, der zu den bedeutendsten Theatermachern und markantesten wie einflussreichsten Persönlichkeiten der Bühnenwelt der vergangenen Jahrzehnte zählt, zeigt ORF 2 eine 2017 entstandene Dokumentation von Gero von Boehm. Darin sagt Peymann im Interview: „Eine Welt ohne Kunst wäre eine Betonwüste“. Ob in Bochum, an der Burg oder zuletzt als Intendant des Berliner Ensembles – seine Inszenierungen waren viel beachtete Großereignisse und gehörten zum Aufregendsten, was die deutschsprachige Theaterlandschaft zu bieten hatte. Doch unumstritten war Peymann nie, politische Kontroversen und Theaterskandale säumten seinen Weg. Regisseur Gero von Boehm begleitete Claus Peymann 2017 bei den Proben zu „Prinz Friedrich von Homburg“ in Berlin und kam dem Theatermagier in seinem Film auf eindrucksvolle Weise nahe.
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