
Im Zuge der Angelobung der neuen Kurienobfrau für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Dr. Dagmar Fedra-Machacek, fand im Sankt Pöltner Landhaus ein erster kurzer Austausch mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner statt. Demnächst beginnen die Gespräche zur angekündigten Reformpartnerschaft auf Ebene der Landeshauptleute. Die Diskussion um eine Reparatur der ÖGK-Reform wurde bereits von Landeshauptmann Anton Mattle und ÖGK-Obmann Andreas Huss angestoßen. Auch Landeshauptmann Stelzer sieht bei der Gesundheitsversorgung dringenden Handlungsbedarf und fordert mehr Entscheidungsspielraum vor Ort.
Gesundheitsplanung muss dezentral und regional sein
„Ich begrüße diesen Vorstoß sehr – wir haben dabei keine Zeit zu verlieren. Wir brauchen Reformen, die das System besser, dezentraler und finanzierbar machen, ohne medizinische Einbußen. Länder wie Dänemark zeigen uns, dass das möglich ist. Das dortige Prinzip lautet: Je wohnortnäher, desto mehr wird vor Ort entschieden. Wir müssen Gesundheitsleistungen dezentral und regional planen, steuern und umsetzen. Es braucht eine Nahtstelle zwischen dem intra- und extramuralen Bereich und eine Finanzierung aus einer Hand“, sagt die Kurienobfrau Dr. Dagmar Fedra-Machacek.
Jetzige ÖGK-Struktur lähmt Prozesse auf allen Ebenen
Für die Kurienobfrau liegt auf der Hand, dass Gesundheitsleistungen im urbanen Raum anders geplant werden müssen als am Land. Das betrifft nicht nur Unterschiede zwischen den Bundesländern, sondern auch zwischen den Bezirken. „Wir haben im Bezirk Horn andere Themen und Herausforderungen als im Bezirk Mödling. Das kann nicht am Reißbrett in Wien entschieden werden. Bis vor einem Jahr hatten wir noch zu den jeweiligen Themen Ansprechpersonen in der ÖGK-Landesstelle. Jetzt liegt die Zuständigkeit für Medikamentenbewilligungen in Kärnten, die Vorsorgeuntersuchung im Burgenland und die Hausapothekenangelegenheiten in Wien. Wobei sich diese Zuständigkeiten ständig ändern. Das lähmt auf allen Ebenen“, sagt Fedra-Machacek.
Entscheidungen werden um Monate verzögert
Als konkrete Beispiele nennt die kassenärztliche Allgemein- und Familienmedizinerin etwa die bereits vereinbarte Entscheidung zur Substitutionstherapie – bis zur finalen Unterschrift der ÖGK sind sieben Monate vergangen. Auf den Start des Pilotprojekts „HerzMobil“ – ein Projekt zur telemedizinischen Betreuung von Herzinsuffizienz – müssen Niederösterreichs Patientinnen und Patienten aufgrund fehlender Unterschriften immer noch warten, obwohl die Kurienversammlung der ÄKNÖ die Umsetzung des Projekts bereits im Mai beschlossen hat.
Warum Prävention und psychosoziale Betreuung stagnieren
Dringend reformbedürftig ist für Fedra-Machacek auch die völlig überholte Trennung zwischen Gesundheits- und Sozialbereich. „Diese Bereiche sind versicherungstechnisch zu streng getrennt, um Patientinnen und Patienten im Team optimal betreuen zu können. Darum kommen wir in Österreich auch bei der psychosozialen Betreuung und Gesundheitsprävention nicht voran. Wir brauchen den Ausbau der Primärversorgung, einen modernen Leistungskatalog und eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen, insbesondere auf regionaler Ebene. Reformgespräche sind ein erster Schritt – wir brauchen Taten“, sagt Fedra-Machacek abschließend.
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