• 25.07.2025, 09:46:07
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Brisanter Leak vor Ländersitzung: Erhaltungszustand des Wolfs soll politisch manipuliert werden

Tierschutz Austria warnt vor einem artenschutzrechtlichen Skandal – Bundesländer ignorieren wissenschaftliche Fakten und EU-Vorgaben.

Wien/Vösendorf (OTS) - 

Tierschutz Austria wurden brisante Informationen zugetragen, die aufhorchen lassen: In einer Ländersitzung am kommenden Montag, 29. Juli 2025, versuchen sich mehrere Bundesländer – allen voran Tirol, Vorarlberg und Kärnten – politisch darauf zu einigen, den sogenannten „günstigen Erhaltungszustand“ des Wolfs in Österreich zu erklären, um die schon lange praktizierte Bejagung zu legitimieren. Und das, obwohl der günstige Erhaltungszustand nach EU-Recht klar an wissenschaftliche Kriterien gebunden ist, die in Österreich nicht annähernd erfüllt sind.

Was hier geplant wird, ist kein Kavaliersdelikt – es ist ein politischer Täuschungsversuch auf Kosten des Artenschutzrechts“, warnt Michaela Lehner, Juristin und Leiterin der Stabstelle Recht bei Tierschutz Austria. „Wissenschaftliche Daten werden ignoriert, eigene Fachstellen übergangen – und das alles, um entgegen der geltenden Rechtslage künftig noch mehr Abschüsse zu ermöglichen. Dabei hat Österreich in zwei Jahren mehr Wölfe getötet, als Deutschland in zwanzig Jahren!

Wenige Rudel – kein günstiger Erhaltungszustand

Tatsächlich zeigt der aktuelle Statusbericht 2024 des Österreichzentrums Bär, Wolf, Luchs – eine staatlich mandatierte Fachstelle – deutlich: In ganz Österreich existieren derzeit nur vier reproduzierende Wolfsrudel. Auch das Umweltbundesamt hielt im letzten FFH-Bericht 2019 fest, dass der Wolf erst neu eingewandert ist. Eine stabile Population, wie sie für einen „günstigen Erhaltungszustand“ erforderlich wäre, ist nicht gegeben.

„Solange Österreich kein funktionierendes Monitoring hat, gibt es keine rechtlich haltbare Grundlage für die Bewertung des Erhaltungszustands – weder beim Wolf noch bei anderen Arten“, so Lehner weiter.

Artenschutz auf dem politischen Altar geopfert

Hochgekocht ist die Debatte, da EU-Mitgliedstaaten der Europäischen Kommission alle sechs Jahre einen sogenannten FFH-Bericht über den Erhaltungszustand ihrer geschützten Arten und Lebensräume vorlegen müssen. Der aktuelle FFH-Bericht wird gerade ausgearbeitet und sollte ursprünglich bereits Ende Juli abgegeben werden.

Die fachliche Grundlage dafür: ein wissenschaftlich abgesichertes Monitoring. Doch in Österreich steckt ein solches Monitoring für den Wolf und viele andere Arten erst in den Kinderschuhen.

EuGH-Urteile: Politik plant öffentlichen Rechtsbruch

Mehrere Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (u.a. C-601/22, C-674/17, C-629/23) betonen, dass der günstige Erhaltungszustand nicht politisch, sondern ausschließlich auf Basis objektiver Kriterien festgestellt werden darf. Dazu gehören u.a.:

  • ausreichend viele, reproduzierende Rudel,
  • ein stabiles und möglichst wachsendes Verbreitungsgebiet,
  • geeignete Lebensräume in ausreichender Größe,
  • ein standardisiertes, langfristiges Monitoring,

In keinem dieser Punkte erfüllt Österreich die Anforderungen – und trotzdem droht die politisch motivierte Erklärung.

Wer europäisches Recht aushebelt, um Populismus auf Kosten geschützter Tiere zu betreiben, gefährdet die Glaubwürdigkeit unseres Rechtsstaats – und das Vertrauen der Bevölkerung in die Umweltpolitik,“ kritisiert Leona Fux, Biologin und Artenschutzexpertin bei Tierschutz Austria.

Auch andere Arten betroffen

Was derzeit mit dem Wolf geschieht, ist nur die Spitze des Eisbergs: Der FFH-Bericht bewertet Hunderte Tier-, Pflanzenarten und Lebensräume – ihre Bewertung hat direkte Auswirkungen auf Schutzmaßnahmen, Förderprogramme und rechtliche Spielräume. „Wird der FFH-Bericht zur politischen Verhandlungsmasse, stehen ganze Ökosysteme zur Disposition“, so Fux abschließend.

Rückfragen & Kontakt

Tierschutz Austria
Leona Fux, M.Sc.
Telefon: +43 699 16604061
E-Mail: leona.fux@tierschutz-austria.at
Website: https://www.tierschutz-austria.at/

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