24. Juli 2025 - Heute vor 500 Tagen mussten 68 Kinder und 11 Betreuungspersonen aus dem SOS-Kinderdorf Rafah evakuiert werden, weil ein Bodenangriff drohte. Die Evakuierung wurde als vorübergehende Maßnahme angesehen, um die Kinder aus der unmittelbaren Gefahr zu bringen. Seitdem wurde das SOS-Kinderdorf in Rafah durch israelisches Bombardement vollständig zerstört. SOS-Kinderdorf betreut derzeit fast 200 Kinder – 46 in Gaza und die übrigen im Westjordanland. Darüber hinaus erreicht SOS-Kinderdorf mit Familienprogrammen über 2.000 Kinder, um Trennungen zu verhindern und Familien zu stärken.
In Gaza haben seit Beginn des Krieges mehr als 19 000 Kinder einen oder beide Elternteile verloren. Jetzt steuert die Region auf eine lebensbedrohliche Hungersnot zu. Hilfsorganisationen, darunter das Welternährungsprogramm, warnen vor einer Massenhungersnot im Gazastreifen. Allein in den letzten Wochen sind nach palästinensischen Angaben mindestens 101 Menschen an Hunger gestorben, darunter 80 Kinder. Trotz des steigenden Bedarfs wurde die humanitäre Hilfe militarisiert, und der Zugang ist weiterhin eingeschränkt.
Viele der Kinder, die vor 500 Tagen aus Rafah evakuiert wurden, leiden noch heute unter den Folgen von Kriegstraumata und dem Verlust von Familienangehörigen Doch trotz der massiven psychischen Belastung sprechen einige davon, ihr Leben wieder aufzubauen und Träume zu verfolgen.
"Trotz der Not sprechen viele Kinder und Jugendliche, mit denen wir arbeiten, immer noch von einer hoffnungsvollen Zukunft. Sie wollen Ärzte, Köche, Lehrer, Ingenieure, Künstler werden - in Berufen, in denen sie anderen helfen können. Sie träumen von Frieden, von der Rückkehr in ihre Heimat, in den Gazastreifen, und davon, sich sicher genug zu fühlen, um sich ein Leben aufzubauen. Einige der jungen Menschen wollen ihre Ausbildung fortsetzen und träumen von dem Tag, an dem sie ihr Studium und ihre Stipendien wieder aufnehmen können. Was sie am meisten brauchen, ist Stabilität und Schutz, damit diese Träume wahr werden können", sagt Ghada Hirzallah, Nationale Direktorin SOS-Kinderdorf Palästina.
Evakuierung nach Bethlehem im März
SOS-Kinderdorf arbeitete mit allen zuständigen Behörden zusammen, um Kinder und Erwachsenen nach Bethlehem im Westjordanland zu bringen, wo sie am 11. März 2024 sicher ankamen.
Mitarbeiter*innen erinnern sich daran, wie die Kinder beim ersten Frühstück nach ihrer Ankunft im Westjordanland zögerten. Sie waren es gewohnt, begrenzte Mengen an Essen zu teilen und verstanden nicht, dass sie alles auf ihrem Teller essen durften.
500 Tage nach der Evakuierung
Seit der Evakuierung haben sich die Kinder gut an einen strukturierten Tagesablauf gewöhnt. Dazu gehören der Schulbesuch, Wochenendausflüge sowie kreative und freizeitorientierte Aktivitäten wie Sport, Kunsttherapie, Musik- und Gesangsunterricht.
Ghada Hirzallah über die evakuierten Kinder und wie es ihnen jetzt geht:
"Wir sehen, dass sie jetzt mit Freude an den Aktivitäten teilnehmen. Trotz der Angst und der unsicheren Lage sind ihr Lächeln und ihr Lachen zutiefst bewegend. Das bestätigt die Bedeutung unserer Präsenz und unserer Programme und erinnert uns daran, dass selbst in Krisenzeiten mit der richtigen Unterstützung Heilung möglich ist."
Neben den seelischen Wunden durch Krieg, Hunger und Gewalt in Gaza belastet viele der evakuierten Kinder nun besonders die schmerzhafte Trennung von ihren Familien, nachdem sie die elterliche Fürsorge verloren und lebensbedrohliche Bedingungen in Gaza ertragen haben.
Die Kinder, die nicht aus dem Gazastreifen evakuiert werden konnten, sowie weitere unbegleitete Kinder, um die sich die Organisation jetzt kümmert, leben in einem Lager von SOS-Kinderdorf in Khan Younis, wo die Bomben nur 800 Meter von ihrer vorübergehenden Unterkunft entfernt einschlagen.
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