• 24.07.2025, 10:46:03
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„Zwischenparken“ von Beschäftigten beim AMS verursacht jährlich bis zu 700 Millionen Euro Kosten

Linz (OTS) - 

Eine aktuelle, im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich erstellte Studie des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO) zeigt, dass das „Zwischenparken“ (sogenannte Layoffs) von Beschäftigten beim Arbeitsmarktservice (AMS) jährlich rund 600 bis 700 Millionen Euro Kosten für die Arbeitslosenversicherung verursacht. Dieses Vorgehen mancher Betriebe erhöht die Arbeitslosigkeit in Österreich um rund ein Prozent: statt 6,9 Prozent lägen wir knapp unter sechs Prozent ohne diese Praxis. „Besonders für die betroffenen Arbeitnehmer:innen hat dieses System gravierende Folgen, sie müssen erhebliche Einkommensverluste hinnehmen und finden sich oft in einem wiederkehrenden Zyklus von Arbeitslosigkeit und befristeter Wiedereinstellung wieder“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

Das WIFO hat im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich unter dem Titel „Wenn Beschäftigung pausiert“ die Praxis temporärer Layoffs in Österreich untersucht. Unter Layoffs versteht man das umgangssprachliche „Zwischenparken“, also die Vorgangsweise mancher Betriebe, Beschäftigte vorübergehend in die Arbeitslosigkeit zu schicken und sie dann nach einiger Zeit wieder einzustellen. Statt Erwerbseinkommen gibt es für die Betroffenen nur Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe, der Betrieb erspart sich dadurch in dieser Zeit sämtliche Personalkosten und muss dafür keinerlei Beiträge als Ausgleich an das AMS zahlen.

Hohe Kosten für die Betroffenen
Rund 47.000 Betriebe rekrutierte frühere Beschäftigte nach bis zu einem Jahr Arbeitslosigkeit erneut. Betrachtet man nur kurze Unterbrechungen von bis zu zwei Monaten lag der Anteil noch bei 12,1 Prozent. Über 82.000 Beschäftigte erlitten dadurch bis zu zwei Monate massive Einkommensverluste, da das Arbeitslosengeld nur 55 % des Nettoeinkommens beträgt. Bei weiteren 88.000 Beschäftigte dauerte der Einkommensverlust zwischen zwei und zwölf Monaten. Arbeiter:innen und gering Qualifizierte mit maximal Pflichtschulabschluss und insbesondere jene mit Lehrabschluss sind deutlich häufiger von temporären Layoffs betroffen als Angestellte und höher Qualifizierte.

Jährlich verursacht diese Vorgehensweise Ausgaben der Arbeitslosenversicherung in Höhe von 600 bis 700 Millionen Euro. Das umfasst die Kosten fürs Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und die Sozialversicherungsbeiträge, die das AMS für die Arbeitssuchenden abführen muss. Zu viele Unternehmen übertragen ihr unternehmerisches Risiko und ihre Personalkosten auf die Allgemeinheit der Beitragszahler:innen.

Auswirkungen auf Arbeitslosenquoten hoch
Ein bedeutsamer Anteil der „hohen Dynamik am Arbeitsmarkt“ ist auf diese Praxis zurückzuführen. Die Studie zeigt deutlich: In Branchen wie dem Bau oder dem Tourismus gibt es zwar saisonale Schwankungen, etwa im Winter oder in den Zwischensaisonen. Dennoch muss auch dort das Ziel sein, das „Zwischenparken“ möglichst zu vermeiden. In der Arbeitskräfteüberlassung ist die Situation eine andere. Hier gehört das „Zwischenparken“ offensichtlich zum Geschäftsmodell. Gewinne werden privatisiert, die Kosten trägt die Allgemeinheit. Zahlreiche Wiederaufnahmen der Beschäftigung beim selben Arbeitgeber erfolgen nach wenigen Wochen.

Gezieltes Vorgehen zur Verhinderung solcher Praktiken nötig
Arbeitsmarktpolitisch bedeutet das, dass dadurch die Arbeitslosenquote stark beeinflusst wird. Das WIFO hat errechnet, dass 14 Prozent der gesamten registrierten Arbeitslosigkeit im Jahr 2023 auf temporäre Layoffs zurückzuführen ist. Beim aktuellen Niveau der Arbeitslosigkeit bedeutet das, dass diese unternehmerische Praxis die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt erhöht. „Das gezielte Verhindern dieser Unternehmenspolitik hätte zwei große Vorteile. Wir würden die Arbeitslosigkeit deutlich reduzieren und hätten mehr Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik“, betont AK Präsident Andreas Stangl.

Forderungen der Arbeiterkammer Oberösterreich:

  • Beteiligung der Unternehmen an den von ihnen verursachten Kosten des „Zwischenparkens“
  • Verstärktes Augenmerk des AMS auf diese Personalstrategie der Unternehmen
  • Kurzarbeit als Alternative zu temporären Layoffs wieder stärker im Bewusstsein der Betriebe verankern
  • Strengere Vollziehung des Frühwarnsystems
  • Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der rasanten Veränderung der Arbeitswelt braucht es mehr Geld für die Arbeitsmarktpolitik


Hier finden Sie die ausführliche Pressekonferenzunterlage sowie ein Foto von AK-Präsident Andreas Stangl und Mag.ᵃ Dagmar Andree, MBA, Leiterin Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik.
Fotocredit: AK OÖ / Wolfgang Spitzbart

Rückfragen & Kontakt

Arbeiterkammer Oberösterreich
Linnea Harringer, MA
Telefon: +43 (0)664-78434784
E-Mail: linnea.harringer@akooe.at
Website: https://ooe.arbeiterkammer.at/

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