- 22.07.2025, 10:45:03
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ORF-„matinee“ am 27. Juli: „Klassik unterm Hakenkreuz – Der Maestro und die Cellistin von Auschwitz“, Porträt Max Reinhardt
Außerdem: „Ikonen Österreichs – Das Ausseer Dirndl“, „Die Kulturwoche“ – ab 9.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Die „matinee“ am Sonntag, dem 27. Juli 2025, um 9.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON, geht zunächst mit der Dokumentation „Klassik unterm Hakenkreuz – Der Maestro und die Cellistin von Auschwitz“ der Bedeutung der klassischen Musik im sogenannten „Dritten Reich“ nach. Im Zentrum stehen mit der deutschen Jüdin Anita Lasker-Wallfisch eine der letzten lebenden Zeitzeuginnen der NS-Zeit, die kürzlich ihren 100. Geburtstag feierte und nur dank ihrer musikalischen Begabung Auschwitz überlebte, sowie der international renommierte deutsche Stardirigent Wilhelm Furtwängler, der sich mit dem Hitler-Regime arrangierte. Danach erinnert das Filmporträt „Max Reinhardt – Ein Leben als Inszenierung“ (10.00 Uhr) an den österreichischen Theatermagier und Mitbegründer der Salzburger Festspiele, die am Tag davor offiziell eröffnet werden (26. Juli, live ab 11.00 Uhr in ORF 2 und 3sat sowie auf ORF ON; Vorbericht ab 10.40 Uhr). Nach einer Ausgabe der Kurzreihe „Ikonen Österreichs“ über „Das Ausseer Dirndl“ (10.35 Uhr) beschließt „Die Kulturwoche“ (10.45 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps den von Peter Schneeberger präsentierten ORF-Kulturvormittag.
„Klassik unterm Hakenkreuz – Der Maestro und die Cellistin von Auschwitz“ (9.05 Uhr)
Warum war klassische Musik für Hitler und Goebbels so wichtig? Neben Beethoven, Bach oder Bruckner hatte Wagner als Hitlers Lieblingskomponist einen besonders hohen Stellenwert. Deutsche Musik sollte die Vormachtstellung des „Dritten Reiches“ in der Welt legitimieren und von den Untaten der Nationalsozialisten ablenken. Adolf Hitler war sich der Macht der Musik bewusst und Propagandaminister Joseph Goebbels kontrollierte das Musikleben im NS-Staat, in dem jüdische Künstler:innen keinen Platz mehr hatten. So wurden die Berliner Philharmoniker zum staatlichen „Reichsorchester“.
Die Hauptpersonen des Films sind zwei Menschen, die auf sehr unterschiedliche Weise für die Musikkultur im Nationalsozialismus stehen: Stardirigent Wilhelm Furtwängler und die Cellistin des Frauenorchesters in Auschwitz-Birkenau, Anita Lasker-Wallfisch. Hier ein Dirigent, der weltweit gefeiert wurde sowie mit Hitler und seinen Helfern ein Bündnis einging. Dort eine junge Frau, die als deutsche Jüdin nach Auschwitz verschleppt wurde und nur dank ihrer musikalischen Begabung überlebte. Beide waren von der Nazi-Diktatur betroffen: Furtwängler entschied sich in Deutschland zu bleiben und paktierte mit den Nationalsozialisten. Lasker-Wallfisch dagegen versuchte, im brutalen Alltag des Vernichtungslagers zu überleben, wobei das Cello ihre Lebensversicherung war. Beide verband die Liebe zur klassischen Musik, die sowohl in der Berliner Philharmonie, beim Reichsparteitag in Nürnberg oder auch in Auschwitz-Birkenau zu hören war.
Warum gingen begnadete Künstler wie Furtwängler einen Pakt mit dem Bösen ein? Warum wurde in Todeslagern Musik gespielt? Und wie veränderte sich für die Opfer ihr Blick auf die Musik?
In der Dokumentation von Christian Berger kommen u. a. die Dirigenten Daniel Barenboim und Christian Thielemann, die Kinder von Wilhelm Furtwängler sowie die zu diesem Zeitpunkt 98-jährige Cellistin Anita Lasker-Wallfisch zu Wort. Es sind besonders ihre Erinnerungen, die unter die Haut gehen. Historisches Filmmaterial, das für den Film restauriert und koloriert wurde, macht Geschichte greifbar und legt Zeugnis ab über eine dramatische Zeit.
„Max Reinhardt – Ein Leben als Inszenierung“ (10.00 Uhr)
Max Reinhardt, der unvergessene österreichische Theatermagier, hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wahres Theaterimperium geschaffen. Er wird als der erste moderne Regisseur bezeichnet und gilt bis heute als Inbegriff eines Impresarios. Von Berlin und Wien über Salzburg bis in die Vereinigten Staaten hat sein Wirken unauslöschliche Spuren im Kulturleben hinterlassen.
1920 gelang Reinhardt, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, mit der Aufführung von Hofmannsthals „Jedermann“ am Salzburger Domplatz ein Geniestreich: Unter Mitwirkung der Besten seiner Ensembles und vor der imposanten Kulisse des Doms schuf er mit dem eindrücklichen „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ das Salzburger Traditionsstück und begründete damit zugleich die Salzburger Festspiele. Reinhardt, der am Salzburger Stadttheater seine Karriere als Schauspieler begonnen und 1918 Schloss Leopoldskron erworben hatte, war nicht nur ein visionärer Regisseur, sondern auch ein raffinierter Stratege, der den Festspielen internationale Strahlkraft verlieh und in Salzburg geschickt auch Übernahmen seiner Berliner und anderer Produktionen programmierte. Doch die Herrschaft der Nationalsozialisten warf bereits früh ihre Schatten voraus. Im Herbst 1937 brach Reinhardt nach Hollywood auf. Im März 1938 wurde Österreich unter großem Jubel der hiesigen Bevölkerung Nazideutschland angeschlossen. Reinhardt sollte nicht wieder aus dem amerikanischen Exil zurückkehren. Im Oktober 1943 verstarb er verarmt und seiner künstlerischen Heimat beraubt in einem New Yorker Hotel.
Das 2023 von Werner Horvath zum 150. Geburtstag bzw. 80. Todestag Reinhardts gestaltete Filmporträt blickt auf das Leben und Schaffen des visionären Künstlers zurück.
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