- 18.07.2025, 09:38:02
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Bäuerliche Umweltleistungen im Fokus: Biodiversität sichtbar machen
Woche der Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark
Landwirtschaft und Naturschutz sind kein Widerspruch. Die steirischen Land- und Forstwirte sind weit mehr als Lebensmittelproduzenten und Bereitsteller von nachhaltigen Rohstoffen und erneuerbarer Energie: Sie gestalten auch die attraktive Kulturlandschaft und fördern die Biodiversität. „Die steirischen Bäuerinnen und Bauern leisten jeden Tag einen zentralen Beitrag zur Artenvielfalt, für gesunde Böden, sauberes Wasser und hohe Tierwohlstandards – oft unbemerkt“, unterstreicht Landwirtschaftskammer Steiermark-Präsident Andreas Steinegger und betont: „Biodiversität und Artenvielfalt werden durch eine aktive Bewirtschaftung gewährleistet.“ Diese meist unsichtbaren Umweltleistungen macht die Landwirtschaftskammer bei der „Woche der Land- und Forstwirtschaft“ vom 20. bis 27. Juli direkt auf land- und forstwirtschaftlichen Betrieben in den Bezirken sichtbar. Steinegger zu dieser Initiative: „Es braucht mehr Bewusstsein für die Umweltleistungen der Bäuerinnen und Bauern. Wir untermauern diese vielfach unbemerkten Leistungen mit Fakten.“
Biodiversitätsflächen erreichen 2025 einen Rekordwert. Die steirischen Bäuerinnen und Bauern setzen freiwillig – trotz strenger Auflagen – 25 wirksame und treffsichere Agrarumweltmaßnahmen um. „Was unsere Bauern freiwillig für Umwelt und Artenvielfalt leisten, ist von unschätzbarem Wert – für das ganze Land und für jeden einzelnen von uns“, betont Steinegger. Diese Agrarumweltmaßnahmen der heimischen Bauern sind europaweit einzigartig, sie bilden das von der EU, dem Bund und den Bundesländern unterstützte Österreichische Umweltprogramm ÖPUL. Dazu einige wichtige Beispiele:
28.000 Hektar Biodiversitäts- und Naturschutzflächen. Die speziell angelegten Biodiversitäts- und Naturschutzflächen erreichen 2025 in der Steiermark einen Rekordwert mit steigender Tendenz von 28.000 Hektar mehr als die doppelte Fläche der Stadt Graz. (2023: 20.000). Davon sind sogar 1.800 Hektar Ackerfläche mit insektenfördernden Blühmischungen bestellt.
Mehr als 350.000 registrierte Bäume, Büsche und Hecken als Rückzugsräume für Insekten, Bestäuber, Vögel: Diese Biodiversitäts- und Naturschutzflächen bieten ebenso wertvolle Rückzugsräume für Insekten, Bestäuber und Vögel gleich wie die 315.000 punktförmigen Landschaftselemente (Bäume und Büsche) sowie die 32.700 flächigen Landschaftselemente wie Hecken, Unterholz, Baum- und Gebüschgruppen.
15.000 Hektar Naturschutzflächen. Auffallend stark zugenommen haben die Naturschutzflächen, die sich seit 2023 verdoppelt haben: 3.100 landwirtschaftliche Betriebe stellen dafür 15.000 Hektar zur Verfügung. Hier verzichten die Bäuerinnen und Bauern gänzlich auf mineralischen Dünger und weitgehend auf Wirtschaftsdünger. Außerdem mähen sie deutlich später, damit sich seltenen Gräser und Kräuter aussamen und gut vermehren können.
7.000 steirische landwirtschaftliche Betriebe mit 93.000 Hektar Fläche verschreiben sich der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB). Sie schaffen so die Biodiversität, verbessern die Bodenqualität und sichern die genetische Vielfalt.
7.700 Rinderbetriebe setzen mit 140.000 Tieren die Maßnahme „Tierwohl Weide“ um – so bleibt unsere vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft erhalten.
3.700 steirische Biobetriebe bewirtschaften nach den Regeln des Biolandbaus 60.000 Hektar Grün- und Ackerland sowie Obst- und Weinkulturen.
Entgegen allen Unkenrufen – bewirtschafteter Wald ist artenreich. Die steirische Waldwirtschaft ist Forschungsvorreiter in Europa. Die mehrjährige waldökologische Basisinventarisierung im Forstgut Pichl mit hochmodernen Forschungstechniken und 50 Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland widerlegt den Mythos artenarmer Wirtschaftswälder. Präsident Steinegger: „Rund 3.000 Arten wurden nachgewiesen – darunter zahlreiche Rote-Liste-Arten, Endemiten und sogar Erstnachweise für die Steiermark.“ So wurde der Mährische Asselfresser, eine Spinnenart, erstmals in der Steiermark belegt. Sensationell ist der Wiederfund des Pichler Scherenspringers, eines Pseudoskorpions, nach 80 Jahren sowie das Vorkommen der Höhlen-Baldachinspinne, die es weltweit nur in den Ostalpen gibt. Steinegger: „Die Daten belegen eindrucksvoll, dass bewirtschaftete Wälder artenreich sind. Wirtschaftswälder sind wertvolle Lebensräume.“
Vizepräsidentin Maria Pein: Ackerbauern bauen Humus auf. Böden sind die Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion, doch Starkniederschläge, Hitzewellen und Wetterextreme setzen unsere Böden massiv unter Druck. „Gesunde humusreiche Böden speichern mehr Wasser, schützen besser vor Erosionen und Trockenheit“, betont Landwirtschaftskammer Steiermark-Vizepräsidentin Maria Pein. Genau hier setzen unsere Ackerbauern mit verschiedenen Maßnahmen wie beispielsweise mit Begrünungen nach der Ernte an. Pein: „2.500 steirische Ackerbauern begrünen auf 24.000 Hektar ihre Ackerflächen unmittelbar nach der Ernte, verbessern so die Böden, aktivieren das Bodenleben, bauen Humus auf und stärken so die Fruchtbarkeit der Böden.“ Weiters legen 1.900 Betriebe 2.400 Hektar Ackerland freiwillig still – so schaffen sie zusätzliche Lebens- und Rückzugsräume für Insekten, Wildtiere und Vögel.
Kammerdirektor Werner Brugner: Biodiversität hat wichtigen Platz in der Beratung. „Die Biodiversität nimmt für die Landwirtschaftskammer auch in der Beratung der Bäuerinnen und Bauern einen wichtigen Platz ein“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Allein im Jahr 2024 haben die Expertinnen und Experten der Landwirtschaftskammer 3.000 landwirtschaftliche Betriebe mit 3.000 Beratungsstunden unterstützt. Außerdem leitet die Landwirtschaftskammer in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark unter der Initiative „NaturVerbunden Steiermark“ die Arbeitsgruppe „Landwirtschaft“. Die Arbeitsgruppe will Lösungen aufzeigen, wie Lebensmittelproduktion und die Sicherung der Artenvielfalt Hand in Hand gehen können.
Alexandra Frewein, Alm- und Heumilchbäuerin in Kobenz: Heu- und Almmilch von besonders artenreichen Wiesen. „Unsere Milchkühe weiden im Sommer auf der Alm – so erhalten wir diese artenreiche Schatzkammer mit ihren wertvollen Kräutern und Gräsern wie zum Beispiel Mutterkraut, Weideröschen, Frauenmantel, Johanniskraut, Schafgarbe, Zittergras oder Wiesenstorchenschnabel“, unterstreicht die Alm- und Heumilchbäuerin. Und weiter: „Weil wir unsere Bewirtschaftung mit den Tieren die Almen pflegen, bleiben sie auch für die Erholungssuchenden attraktiv.“ Frewein betreibt auch Heuwirtschaft und beschreibt die Vorteile für die Bevölkerung so: „Wir mähen erst dann, wenn die Gräser verblüht und ausgesamt sind, sodass sich die wertvollen Gräser gut vermehren können. Unsere Heumilch, die wir an die Obersteirischen Molkerei verkaufen, ist von außergewöhnlicher Qualität.“ Die Heumilchbäuerin wünscht sich mehr Wertschätzung für ihre Arbeit, die sie mit ihrer Familie 365 Tage im Jahr mit großem Einsatz erledigt und gleichzeitig einen wertvollen Lebensraum für Erholungssuchende schafft.
Alois Kiegerl ist Pionier des essbaren Naturschutzes. „Naturschutz ist bei uns eine runde Sache“, unterstreicht Alois Kiegerl aus Kruckenberg im Bezirk Deutschlandsberg. Seine robusten Murbodner-Rinder – eine gefährdete Rasse, die sich bereits stabilisiert hat – weiden auf seinen Naturschutzflächen. Im Sommer fressen sie das Gras der Naturschutzflächen und im Winter das Heu der Naturschutzflächen. Alois Kiegerl, der sich als Pionier des essbaren Naturschutzes bezeichnet, betont: „Vom tierfreundlichen Stall über die Förderung der Rasse Murbodner bis hin zur Fütterung und Haltung ist bei uns alles stimmig.“
Peppo Reiter Haas, Hecken für Kleintiere, gesunde Böden und Wanderimker. Auf gut 40 Hektar legen Anita und Peppo Reiter-Haas (Direktvermarkter, Schweinehalter und Ackerbauer aus Weitendorf/Wildon) nach der Raps-, Mais- und Kürbisernte Begrünungen an, um das Bodenleben zu aktivieren und Humus aufzubauen. „Das ist praktisch gelebter Erosions- und Gewässerschutz. Zudem speichert humusreicher Boden mehr Wasser und schützt besser vor Trockenheit“, unterstreicht Reiter-Haas, dem die Biodiversität und Artenvielfalt ein Herzensanliegen sind. Die blühenden Kulturen sind im Herbst zudem ein Elexier für Insekten und Nahrung für das Wild im Winter. Bereits vor 15 Jahren legte Familie Reiter-Haas eine etwa 100 Meter lange Hecke an, die den Wald mit dem Auwald und dem Fluss Kainach verbindet – ein wertvoller Lebensraum für Vögel, Kleintiere und Wild. Die 0,4 Hektar große Streuobstwiese wird später gemäht, sodass die Gräser und Kräuter aussamen und erneut aufwachsen können. Reiter-Haas: „Die Streuobstwiese gibt auch den gesetzten Kitzen Schutz.“ Aus den alten Apfelsorten stellt Familie Reiter-Haas Apfelsaft und Essig für den Verkauf im Bauernladen her. Auch Wanderimker sind willkommen – die Bienen fördern die Bestäubung bei Raps und Rapshonig wird geschleudert.
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