- 16.07.2025, 20:06:02
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Bürgermeister Ludwig und Kulturstadträtin Kaup-Hasler zum Tod von Claus Peymann: „Peymann war Neuerer und Moralist des Theaters“
„Der Tod von Claus Peymann erschüttert die Theaterwelt“, sagt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. „Speziell auch die Theaterstadt Wien. Denn der deutsche Theatermacher hat als Direktor des Wiener Burgtheaters – aufbauend auf der Arbeit seines Vorgängers Achim Benning – nicht nur den Stellenwert ,der Burg‘, sondern überhaupt das Theatergeschehen in unserer Stadt in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt.“
„Ich selbst“, so Ludwig, „kann mich noch lebhaft an Inszenierungen wie Richard III., Wilhelm Tell, Macbeth oder – natürlich! – Heldenplatz erinnern, wo es ihm gemeinsam mit dem kongenialen Dramatiker Thomas Bernhard gelungen ist, die Bühne über Wochen hin zum Stadt- und Landesgespräch zu machen.“
Der Bürgermeister: „Claus Peymann war nicht unumstritten, vor allem weil er einigen wesentlichen, ja, legendären österreichischen Schauspielerinnen und Schauspielern wenig Beachtung schenkte. Einige deutsche Akteurinnen und Akteure, die er aus Bochum nach Wien mitbrachte, avancierten aber schnell zu Wiener Publikumslieblingen, allen voran der Meister-Menschendarsteller Gert Voss und die Schauspielvirtuosin Kirsten Dene.“
„Im Übrigen“, so der Stadtchef, „bot Peymann heimischen Autoren wie Peter Turrini, Elfriede Jelinek oder – dem schon erwähnten – Thomas Bernhard stets eine Bühne für Uraufführungen, die in der Regel zu außergewöhnlichen und über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus aufsehenerregenden oder auch verstörenden Theater-Attraktionen wurden.“
Michael Ludwig: „Claus Peymann kehrte zurück nach Deutschland – als Intendant des Berliner Ensembles – kam aber immer wieder nach Wien ,heim‘ und wurde zumindest so etwas wie ein sporadischer ,Wahlwiener‘. In seinen letzten Jahren inszenierte er am Theater in der Josefstadt, wo er auf Einladung von Direktor Herbert Föttinger wohl so etwas wie eine neue Heimat gefunden hat.“
„Claus Peymann hat Theater als ,moralische Anstalt‘ gewertet, die vehement in die gesellschaftliche Realität eingreift. Unmoral und Scheinmoral bloßstellt. Deshalb“, so der Bürgermeister, „waren seine Premieren auch immer ein Politikum. Und für die theaterbegeisterten Wienerinnen und Wiener sowie für die Theater-Touristinnen und Touristen aus unseren Nachbarländern intensive Kultur-Erlebnisse, die man auf keinen Fall versäumen durfte.“
„Die Kultur- und Theaterhauptstadt Wien wird Claus Peymann nicht vergessen. Mein Beileid gilt insbesondere den Hinterbliebenen“, so Bürgermeister Michael Ludwig.
„Mit Claus Peymann verliert die Theaterwelt eine der streitbarsten, leidenschaftlichsten und prägendsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Theaters im 20. und frühen 21. Jahrhundert“, würdigt auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler den ehemaligen Burgtheaterdirektor, Regisseur und Intendanten. „Kaum jemand hat in jüngerer Zeit das Verständnis von politischem Theater so nachhaltig erschüttert, herausgefordert und neu definiert.“
Kaup-Hasler weiter: „Claus Peymann stand für ein Schauspielertheater und für eine enge Verbindung zu den Autorinnen und Autoren seiner Zeit: Er gab großen österreichischen Dramatiker und Dramatikerinnen wie Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek oder Peter Handke am Burgtheater ein Zuhause. Theater verstand er als politische Kraft, die gesellschaftliche Missstände aufdeckte und den unbedingten Dialog miteinander herausforderte.“
„Claus Peymann war nicht nur als Regisseur, sondern auch als Intendant einzigartig: nie leise, durchaus schmerzhaft – und immer am Puls der Zeit. So irritierte und glänzte auch das Burgtheater international unter seiner Leitung. Mein Mitgefühl gilt allen, die ihm menschlich und künstlerisch verbunden waren“, so die Kulturstadträtin abschließend.
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