
Aufgrund der geopolitischen und handelspolitischen Unsicherheiten steht die Weltwirtschaft zwischen einer Verlangsamung und der Eskalation von Risiken. Trumps Zollbeschlüsse und die Spannungen im Nahen Osten formen ein wirtschaftlich unvorhersehbares Umfeld für die Jahre 2025 und 2026. Angesichts dieser Entwicklungen hat Coface in ihrer jüngsten Länder- und Branchenrisikobewertung 23 Sektoren und vier Länder herabgestuft. Dazu zählen die IKT-Branche und der Einzelhandel in den USA und die Textilindustrie in China. „Die Ungewissheit ist die neue Normalität. Die globalen Wirtschaftsaussichten sind unsicherer denn je, da sie stark von den (geo)politischen und handelspolitischen Entscheidungen von US-Präsident Trump abhängig sind. Die Wiedereinführung der Zölle nach Ablauf der 90-tägigen Aussetzungsfrist könnte erhebliche Auswirkungen auf das weltweite Wachstum haben“
, unterstreicht Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich.
Zu den entscheidenden Trends, die die Weltwirtschaft beeinflussen, zählen vor allem die US-Zölle, die selbst bei temporären Aussetzungen oder Reduzierungen, bereits ein historisch hohes Niveau erreicht haben. Gleichzeitig ist in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ein deutlicher Anstieg von Zahlungsausfällen in Höhe von rund 80 Prozent im ersten Quartal 2025 im Vergleich zu 2024 zu beobachten. Besonders unter Druck stehen traditionelle Industriesektoren wie die Metall- und Automobilbranche sowie der Chemiesektor.
Es wird mit einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums gerechnet: 2,2 Prozent Wachstum im Jahr 2025 und 2,3 Prozent im Jahr 2026. Sollte sich die geopolitische oder handelspolitische Lage weiter zuspitzen, ist ein Wachstum von unter 2 Prozent nicht auszuschließen.
Fragezeichen Inflation und Trendwende für Österreich
Ungewissheit herrscht ebenso bei der Inflation. Sie könnte in den USA bis Ende 2025 4 Prozent erreichen, wobei im Falle höherer Energiepreise noch weitere Aufwärtsrisiken bestehen. Die großen Zentralbanken werden wahrscheinlich mit einer weiterhin vorsichtigen Haltung reagieren. Sollte die Inflation in den USA jedoch unter Kontrolle gebracht werden, könnte die Fed die Zinsen bereits im Herbst 2025 senken. Die EZB hat angekündigt, dass sie ihre Zinssenkungspolitik beibehalten wird, wies jedoch darauf hin, dass sie sich dem Endpunkt nähert. Die Unsicherheit in Europa ist umso größer, da die seit langem aufgeschobenen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung endlich umgesetzt werden könnten, während Deutschland ein Konjunkturprogramm auflegt, dessen Umfang derzeit schwer abschätzbar ist. Die Eurozone dürfte im kommenden Jahr um 1,3 Prozent wachsen, wobei Deutschland mit einem Plus von 1,2 Prozent im Jahr 2026 eine moderate Erholung zeigt. „Österreich dürfte hiervon ebenfalls profitieren, allerdings mit einer erheblichen Verzögerung und in einem deutlich geringeren Rahmen“
, sagt Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface und erläutert: „Nach fast drei Jahren Rezession, könnte Österreich 2025 die langsame Trendwende hin zum Wachstum schaffen. Dies spiegelt sich allerdings erst 2026 in einer positiven BIP-Wachstumsrate von 1,0 Prozent zum Vorjahr wider.“
Angesichts des nur langsamen Wirtschaftsumschwungs behält Österreich seine A3-Bewertung bei, was für ein befriedigendes Risikoumfeld für Geschäftsaktivitäten sowie für die gesamte wirtschaftliche und politische Lage im Land steht. Dies ist die drittbeste Bewertung auf einer Skala von A1 über A2, A3, A4 bis hin zu B, C, D und E (extremes Risiko).
Spannungen im Nahen Osten und Überangebot: Ölmarkt im Balanceakt
Der israelisch-iranische Konflikt hat die Sorgen um die Stabilität des Ölmarkts neu entfacht. Eine Störung oder gar eine Blockade der Straße von Hormus (die Durchfahrt für 20 Millionen Barrel pro Tag bzw. 20 Prozent des weltweiten Angebots) könnte die Preise auf über 100 US-Dollar pro Barrel steigen lassen. Abgesehen von diesem geopolitischen Umfeld deuten die Daten jedoch auf einen Preisrückgang hin, der auf Produktionssteigerungen in den Nicht-OPEC+-Ländern, eine durch Handelsspannungen geschwächte Nachfrage und die Rückführung zusätzlicher Fördermengen durch OPEC+-Mitglieder (2,2 Mio. Barrel pro Tag) zurückzuführen ist. Wenn keine größere Krise eintritt, dürften die Preise weiterhin extrem schwanken, sich jedoch in einer Spanne zwischen 65 und 75 US-Dollar pro Barrel bewegen.
Fortgeschrittene Volkswirtschaften: Widerstandsfähigkeit trifft Anfälligkeit
Die US-Wirtschaft ist mit zwei Herausforderungen konfrontiert: dem Umfang der Zölle und der Frage, wie sie von der Wirtschaft absorbiert werden können. Trotz des sinkenden Verbrauchervertrauens bleibt der Arbeitsmarkt stabil. Der Rückgang des BIP (-0,2 Prozent im ersten Quartal) spiegelt den vorbeugenden Aufbau von Lagerbeständen durch die Unternehmen wider.
In Europa zeigt sich ein gemischtes Bild: Deutschland verzeichnete im ersten Quartal ein leichtes Wachstum, während Frankreich weiterhin schwach performt. In Italien droht die wirtschaftliche Dynamik nachzulassen, wohingegen Spanien weiterhin vom Tourismus und den europäischen Mitteln profitiert und so seine positive Entwicklung fortsetzen kann.
Die Schwellenländer sind die ersten Opfer der Handelsturbulenzen
In China hat der vorübergehende Waffenstillstand bei den Zöllen zu einem Anstieg der Exporte geführt, aber die Aussichten sind fragil. Indien verzeichnet trotz eines Wachstums von über 7 Prozent im ersten Quartal einen Rückgang des Verbrauchs und eine Verkleinerung des Haushaltsspielraums. In Lateinamerika trägt Mexiko die Hauptlast der handelspolitischen Ungewissheit, wodurch für 2025 kein Wachstum erwartet wird. In Brasilien wird nach einem Aufschwung in der Landwirtschaft nach den El-Niño-bedingten Verlusten aufgrund der restriktiven Geldpolitik (Anhebung des Leitzinses auf 15 Prozent) mit einem Rückgang gerechnet. In Argentinien zeigt das Reformprogramm "Mileinomics" bereits Wirkung: Trotz niedriger Devisenreserven könnte das Land 2025 ein BIP-Wachstum von 5 Prozent und 2026 von 3,5 Prozent verzeichnen.
Stahlüberkapazitäten belasten den globalen Sektor
Der Metallurgiesektor befindet sich in einer schweren Krise, da im Jahr 2024 weltweit eine Stahlüberkapazität von 600 Millionen Tonnen verzeichnet wurde, was 25 Prozent der weltweiten Produktionsmenge entspricht. Das ohnehin schwierige makroökonomische Umfeld, die Spannungen im Energiesektor und die neuen Stahlzölle verschärfen die Situation für die Stahlhersteller, insbesondere in Kanada, Mexiko und Europa.
COFACE: FOR TRADE
Coface zählt seit fast 80 Jahren zu den weltweit führenden Unternehmen im Kredit- und Risikomanagement und unterstützt Firmen dabei, sich in einem unsicheren und volatilen Umfeld zurechtzufinden und zu wachsen. Unabhängig von Größe, Standort oder Branche bietet Coface ihren 100.000 Kunden in rund 200 Märkten umfassende Lösungen an: Warenkreditversicherung, Wirtschaftsauskünfte, Inkasso, Absicherung von Projektgeschäften. Tag für Tag setzen wir unser einzigartiges Know-how und Spitzentechnologie ein, um den Handel zu unterstützen – sowohl im Inland als auch auf Exportmärkten. Im Jahr 2024 beschäftigte Coface rund 5.200 Mitarbeitende und erzielte einen Umsatz von ~1,845 Milliarden Euro.
Weitere Informationen
Für weitere spannende Publikationen besuchen Sie unsere Website
Rückfragen & Kontakt
Coface, Niederlassung Austria
Carina Kiss, MSc
Telefon: +43/1/515 54-510
E-Mail: carina.kiss@coface.com
Website: https://www.coface.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | COF