• 11.06.2025, 11:36:32
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Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten

Neue Sonderausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek von 12. Juni 2025 – 3. Mai 2026

Wien (OTS) - 

Ab dem 12. Juni 2025 präsentiert die neue Sonderausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek unter dem Titel „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten“ mit über 90 Exponaten die verschiedenen Sprachen, die von etwa 1500 v. Chr. bis 1000 n. Chr. in Ägypten gesprochen und geschrieben wurden. Die originalen Schriftstücke auf Papyrus, Pergament und Papier beleuchten die verschiedenen Sprachtraditionen im historischen und gesellschaftlichen Wandel. Sie geben zu erkennen, wie unterschiedliche Sprachen sich überlagerten und simultan nebeneinander bestanden. Dabei zeigt sich das kulturhistorische Phänomen, wie ein Land über Jahrhunderte hinweg parallel eine Sprache der Herrschaft und eine Volkssprache pflegte.

In der neuen Ausstellung geht es auch darum, Bezüge zu unserer Gegenwart herzustellen. Multiethnische und vielsprachige Gesellschaften sind keine Neuheit; es gab sie in den verschiedensten Ausprägungen in vielen Epochen und Regionen. Diversität, die Begegnung von unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Traditionen, ein toleranter Dialog sind eine höchst aktuelle Thematik. Die repräsentative Auswahl an Exponaten illustriert das Aufeinandertreffen verschiedener Sprach- und Kulturkreise im antiken Ägypten anhand der umfangreichen Überlieferung der hellenistischen und römischen, byzantinischen und früharabischen Epoche. Die Schriftstücke dokumentieren sowohl die wechselhafte politische Geschichte dieses Landes als auch dessen sprachliche und kulturelle Pluralität über einen langen Zeitraum hinweg.

Die sprachliche Landschaft Ägyptens war zu allen Zeiten vielschichtig. Das Aufeinandertreffen verschiedener Sprach- und Kulturkreise bewirkte, dass Mehrsprachigkeit weithin den Alltag bestimmte. Ein Teil der Bevölkerung bewegte sich gleichzeitig in zwei Sprachtraditionen und kulturellen Identitäten. Zahlreiche bilinguale Texte veranschaulichen, wie das Aufeinandertreffen verschiedener Sprach- und Kulturkreise neue soziale Realitäten schuf und weite Kreise der Bevölkerung mehrsprachig agierten.

Sprache der Macht

Seit der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen und der ihm nachfolgenden Dynastie der Ptolemäer war Griechisch über tausend Jahre lang die Sprache der Herrschaft und Verwaltung, während die einheimische Bevölkerung weiterhin Ägyptisch kommunizierte. Als Ägypten eine Provinz des Römischen Reiches wurde, brachten die neuen Herrscher Latein mit, das jedoch lediglich in den Büros des Statthalters und hohen Finanzprokuratoren sowie als Kommandosprache des Militärs verwendet wurde. Innerhalb einer regionalen und lokalen Verwaltung blieb Griechisch weiterhin die Amtssprache, und Rechtsurkunden wurden bis weit in die Kaiserzeit auch in demotischer Sprache von den römischen Gerichten akzeptiert. Erst etwa 700 Jahre später änderten sich die Verhältnisse, als Ägypten unter die Herrschaft des expandierenden Kalifats kam. Es dauerte allerdings Generationen, bis Arabisch, die Sprache der Eroberer, das Griechische zunächst als Verwaltungssprache und schließlich auch als Verkehrssprache ablöste. Das Ägyptische in seiner spätantiken Prägung, dem Koptischen, blieb daneben noch für Jahrhunderte die maßgebliche Sprache jenes Teiles der Bevölkerung, der weiterhin dem Christentum anhing. Nachdem Ägypten über tausend Jahre lang ein zweisprachiges Land mit Ägyptisch und Griechisch gewesen war, blieb es für weitere hunderte Jahre ein bilinguales Land mit Koptisch und Arabisch, bis letzteres sich schließlich als alleinige Landessprache durchsetzte.

Kommunikation zwischen Herrschern und Beherrschten

Herrscherbriefe, Petitionen, Rechtsurkunden und Briefe zeigen, wie eine Gesellschaft über Epochen hinweg damit umging, dass die Sprache der Herrscher nicht dieselbe war wie jene der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung. Die in der neuen Sonderausstellung gezeigten und erläuterten Urkunden dokumentieren, wie sich die Kommunikation zwischen Herrschern und Beherrschten im Laufe der Zeit und über die Sprachgrenzen hinweg gestaltet hat. Dieser vielschichtigen Thematik nähert sich die Ausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek einerseits dadurch, dass die Anwendungsbereiche der unterschiedlichen Sprachen in ihrer chronologischen Abfolge umrissen werden. Andererseits wird beleuchtet, wie die Sprache der Machthaber in der Interaktion mit der Bevölkerung verwendet wurde — und umgekehrt, mit welcher Sprache sich die Menschen an ihre Herrscher und Behörden wandten. Die Macht der Sprache wird sodann in unterschiedlichen Anwendungs­bereichen untersucht, wie etwa dem Wirtschaftsleben, dem Rechtsverkehr, dem Steuerwesen oder den unter Eid geleisteten Aussagen.

Ausstellungsinformationen

Die Macht der Worte

Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten

Sonderausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek,

Heldenplatz, Neue Burg, 1010 Wien

Kuratiert von Dr. Bernhard Palme und Dr. Angelika Zdiarsky

12. Juni 2025 – 3. Mai 2026
Di–So: 10–18 Uhr, Do: 10–21 Uhr
Eintritt: Ꞓ 6,- / Führung: Ꞓ 5,- / Ermäßigungen / Freier Eintritt für alle unter 19 Jahren
Ausstellungskatalog „Die Macht der Worte. Herrschaft und kulturelle Vielfalt im antiken Ägypten” hg. von Bernhard Palme und Angelika Zdiarsky. Wien: Phoibos Verlag, 2025. Ꞓ 34,-

Weitere Informationen

Rückfragen & Kontakt

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E-Mail: news@onb.ac.at
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