Zum Weltnichtrauchertag erinnert das Gesundheitsforum PRAEVENIRE daran, dass erfolgreiche Tabakprävention mehr als nur Verbote und Warnungen braucht – sie braucht vor allem differenzierte Strategien, die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Mit der Seitenstettener Petition zu Harm Reduction und Risikominderung verfolgt PRAEVENIRE einen integrativen Ansatz: Das oberste Ziel bleibt es, Menschen gar nicht erst mit dem Rauchen beginnen zu lassen. Wer bereits raucht, sollte bestmöglich beim vollständigen Ausstieg unterstützt werden. Und für all jene, denen der Rauchstopp trotz mehrfacher Versuche nicht gelingt, braucht es risikoärmere Alternativen als sinnvolle Maßnahme zur Schadensminimierung.
Diese dritte Option – bekannt als Harm Reduction – wird in Österreich noch zu oft tabuisiert oder sogar gesetzlich behindert. Doch gerade für schwer nikotinabhängige Menschen oder für jene, die trotz mehrfacher Entwöhnungsversuche nicht vom Rauchen loskommen, können möglicherweise Produkte wie Tabakerhitzer, Nikotinbeutel oder E-Zigaretten eine sinnvolle Brücke darstellen.
Internationale Beispiele wie Schweden zeigen, wie effektiv ein pragmatischer Ansatz sein kann: Durch die Kombination restriktiver Maßnahmen mit einem breiten Zugang zu risikoärmeren Produkten konnte die Raucherquote dort bereits auf rund fünf Prozent gesenkt werden – bei gleichzeitig europaweit niedrigster Lungenkrebssterblichkeit.
In Österreich hingegen droht aktuell eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung: Der geplante Gesetzesentwurf zur Tabak- und Nikotinsuchtregulierung (TNSG) behandelt alle nikotinhaltigen Produkte gleich – ungeachtet ihres unterschiedlichen Gefahrenpotenzials. Eine solche Politik verkennt nicht nur die wissenschaftliche Datenlage, sondern versperrt auch vielen Menschen wirksame Wege zur Schadensminimierung. Gleichzeitig betont PRAEVENIRE, dass Schutzmaßnahmen für Jugendliche verstärkt werden müssen. Altersgrenzen, Werbebeschränkungen und eine klare Abgrenzung zu jungen Zielgruppen sind zentrale Elemente einer verantwortungsvollen Harm-Reduction-Strategie.
PRAEVENIRE appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger:
- Risiken differenzieren: Produkte sollten entsprechend ihrem Gesundheitsrisiko reguliert und besteuert werden – nicht pauschal.
- Harm Reduction integrieren: Rauchentwöhnung und Schadensminderung sind kein Widerspruch, sondern gehören gemeinsam in jedes Entwöhnungsprogramm.
- Zugang ermöglichen statt versperren: Für viele Raucher:innen ist ein vollständiger Ausstieg erst durch die Nutzung risikoärmerer Produkte realistisch erreichbar.
- Jugendschutz ernst nehmen: Altersbeschränkungen und Werbeverbote müssen klar und konsequent durchgesetzt werden.
Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die Rolle der medizinischen Berufe. Allgemeinmediziner:innen sowie Zahnärzt:innen haben unmittelbaren Kontakt zu Patient:innen und können durch gezielte Information und Motivation einen wesentlichen Beitrag zur Verhaltensänderung leisten. PRAEVENIRE hat deshalb gemeinsam mit Partnern mehrere Fachpublikationen initiiert, die praktische Hilfestellung für den Versorgungsalltag bieten:
- Die Broschüre „Raucherentwöhnung in der allgemeinmedizinischen Praxis“ (in Kooperation mit AM Plus) liefert konkrete Empfehlungen für Hausärzt:innen zur Ansprache und Unterstützung rauchender Patient:innen.
- Das Konsensus-Statement „Rauchen als Sucht und die Rolle der Zahnmedizin“ sowie die Fachpublikation zur „Früherkennung in der zahnmedizinischen Praxis“ beleuchten, wie Zahnarztpraxen zur Rauchprävention und allgemeinen Gesundheitsförderung beitragen können – durch Beratung, Früherkennung und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Der Weltnichtrauchertag erinnert uns jedes Jahr daran, wie wichtig wirksame Tabakprävention für die öffentliche Gesundheit ist. Es braucht eine ehrliche gesundheitspolitische Debatte, die neben klassischen Maßnahmen auch neue, evidenzbasierte Wege wie Harm Reduction berücksichtigt. Wer heute aufhört zu rauchen – oder erfolgreich auf risikoärmere Alternativen umsteigt – gewinnt nicht nur Lebensjahre, sondern auch Lebensqualität.
Rückfragen & Kontakt
PRAEVENIRE - Gesellschaft zur Optimierung der solidarischen
Gesundheitsversorgung
Erika Stickl
Telefon: +43/664/359 13 42
E-Mail: e.stickl@perigroup.at
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