• 22.05.2025, 09:51:33
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Haltungskennzeichnung jetzt: Zivilgesellschaft fordert Klartext bei Tierprodukten

NGO-Allianz stellt Positionspapier zur verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung vor

Wien/Vösendorf (OTS) - 

Während führende Landwirtschaftsvertreter:innen derzeit mit dem Handel über eine freiwillige Tierhaltungskennzeichnung verhandeln, präsentieren heute Tierschutz-, Umwelt- und Konsument:innenschutzorganisationen ein gemeinsames Positionspapier. Ihre zentrale Forderung: eine verpflichtende, transparente und umfassende Haltungskennzeichnung aller tierischen Produkte – vom Frischfleisch über Butter bis zur Fertigpizza im Supermarkt.

„Gerade weil Organisationen mit jahrzehntelanger Erfahrung nicht in die Gespräche einbezogen werden, ist eine öffentliche Debatte umso wichtiger. Unsere Vorschläge gehören auf den Tisch – im Interesse der Tiere und der Konsument:innen“, so Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria. Die unterzeichnenden Organisationen – darunter Foodwatch, Vier Pfoten, der Verein Gegen Tierfabriken, Tierschutz Austria, die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl!, die Tierschutzombudsstelle Wien, der Verband Pro-Tier und Greenpeace sehen in einer verbindlichen Haltungskennzeichnung das zentrale Werkzeug für echte Wahlfreiheit und verbesserten Tierschutz.

Kritik an kosmetischen Reformen

Auslöser für den Vorstoß ist auch die kürzlich beschlossene neue Vollspaltenbodenregelung, die bei Tierschutzorganisationen auf breite Ablehnung stößt. Schweine werden weiterhin auf Betonböden ohne Einstreu gehalten – aus Sicht der NGOs eine rein kosmetische Reform, die das Leiden der Tiere kaum mindert. “Auch die glückliche Kuh, die dauerhaft auf der Alm grast, existiert oft nur in der Fantasie aus Werbebildern. Mehr als ein Drittel der österreichischen Milchkühe lebt entweder in Kombinationshaltung oder dauerhafter Anbindehaltung”, so Esther Kronthaler, tierschutzpolitische Expertin von Tierschutz Austria.

„Wenn sich die gesetzlichen Mindeststandards nicht verbessern, müssen zumindest die Konsument:innen über die tatsächlichen Haltungsbedingungen informiert werden. Wie stark das Bedürfnis der Österreicher:innen nach höheren Tierschutzstandards und einer transparenten Haltungskennzeichnung ist, zeigt das hohe Interesse an unseren Einkaufsratgebern, so Eva Persy, die Wiener Tierschutzombudsfrau.

Ampelsystem statt Herkunftsillusion

Das Positionspapier schlägt ein fünfstufiges farbiges Ampelsystem vor, das für Verbraucher:innen auf einen Blick verständlich ist – unabhängig vom Bildungsstand. Entscheidendes Kriterium soll dabei die tatsächliche Haltung sein, nicht das Herkunftsland. Besonders tierschutzwidrige Praktiken wie Vollspaltenböden, betäubungslose Kastration oder die Anbinde- sowie Kombinationshaltung sollen eindeutig in die niedrigste Kategorie fallen.

„Jetzt heißt es, Farbe zu bekennen. Wer glaubwürdig für mehr Tierwohl eintreten will, muss den Menschen die Möglichkeit geben, sich auf einen Blick bewusst zu entscheiden. Dafür braucht es eine einfache und leicht erfassbare Kennzeichnung“, erklärt Indra Kley-Schöneich, Geschäftsführerin von Foodwatch Österreich. Studien belegen, dass visuelle Orientierungssysteme wie der Nutri-Score das Konsumverhalten nachhaltig beeinflussen können.

Alle Lebensphasen und Produktgruppen einbeziehen

Die NGOs fordern außerdem, dass die Kennzeichnung alle Lebensphasen des Tieres – also Haltung, Aufzucht, Transport und Schlachtung – umfasst. Auch verarbeitete Produkte wie Joghurt, Wurst oder Fertiggerichte sollen einbezogen werden. Die geplante Kennzeichnung dürfe sich nicht auf Frischfleisch beschränken, sonst drohe eine irreführende Lücke im System.

Zudem plädieren die Organisationen dafür, die Kennzeichnung zeitnah auf die Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung auszuweiten – dort, wo Konsument:innen besonders wenig Einblick in die Herkunft und Haltung der Tiere haben.

Widerstand aus dem Handel

Eine der großen Handelsketten spricht sich derzeit gegen das vorgeschlagene farbliche Ampelsystem aus. “Für die NGOs ist das ein fatales Signal. Eine glaubwürdige Kennzeichnung darf nicht an den Interessen einzelner Handelsunternehmen scheitern." kritisiert Denise Kubala, Campaignerin beim Verein Gegen Tierfabriken.

Rückfragen & Kontakt

Tierschutz Austria
Mag. Martin Aschauer
Telefon: 0699-16604075
E-Mail: martin.aschauer@tierschutz-austria.at
Website: https://www.tierschutz-austria.at/

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