VIER PFOTEN: Schlupfloch im Gesetz öffnet dem illegalen Welpenhandel Tür und Tor
In ganz Österreich sind Tausende so genannter „Hobbyzuchten“ von Hunden und Katzen gemeldet. Im Gegensatz zu kommerziell tätigen, also bewilligungspflichtigen Züchter:innen, müssen sich Hobbyzüchter:innen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde lediglich melden, eine Kontrolle durch die Behörde ist nicht verpflichtend vorgeschrieben. Somit gibt es keinerlei Informationen darüber, ob diese Züchter:innen Hunde und Katzen tatsächlich im Rahmen einer „Liebhaberei“, also ohne Gewinnerwartung züchten. Die lasche Gesetzgebung hat nicht nur zur Folge, dass unter dem Deckmantel der Hobbyzucht Anbieter:innen beispielsweise mit zugekauften Welpen, oft aus dem Ausland, illegale Geschäfte machen können. Dem Staat entgehen laut VIER PFOTEN auch Millionen an Steuern. Denn die Liebhaberei ist nicht steuerpflichtig.
Eine parlamentarische Anfragebeantwortung im Dezember 2022 durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat die Anzahl aller gemeldeten Züchter:innen in den einzelnen Bundesländern offengelegt. Während Wien und Tirol keine Zahlen geliefert haben, verzeichnen die übrigen Bundesländer insgesamt 3.751 gemeldete Hunde- und 2.611 Katzenzüchter:innen. Als explizit bewilligt (und somit kontrollpflichtig) wurden in ganz Österreich lediglich 26 Hunde- und Katzenzüchter:innen angegeben. Eine Zahl, die zeigt, dass die Züchterlandschaft in Österreich nahezu ausschließlich aus Hobbyzüchter:innen besteht. Basierend auf diesen Meldezahlen sowie dem durchschnittlichen Verkaufspreis eines Welpen und der durchschnittlichen Wurfzahl[1], hat VIER PFOTEN berechnet, dass der Umsatz aus dem Verkauf von Hunde-Rassewelpen aus Hobbyzuchten jährlich mehr als 61 Millionen Euro und aus dem Verkauf von Katzenwelpen mehr als 36 Millionen beträgt –völlig steuerfrei.
„Die Möglichkeit für Verkäufer:innen, unter dem Deckmantel einer „liebevollen Hobbyzucht” ein lukratives Geschäft im steuerfreien Raum betreiben zu können, ist ein eklatanter Missstand, der dringend beseitigt werden muss. Neben den Tieren, die im illegalen Welpenhandel unter schrecklichen Bedingungen „produziert“ werden, entgehen dem Staat auch wichtige Steuereinnahmen, und dies in Zeiten eines historischen Budgetdefizits. Ganz zu schweigen vom Betrug, dem die vielen Käufer:innen von kranken und traumatisierten Welpen mit oftmals gefälschten Dokumenten zum Opfer fallen
“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Dazu kommt auch noch, dass die Gesetzgebung zur Hobbyzucht mit der vor kurzem verabschiedeten Novelle des Tierschutzgesetzes noch weiter aufgeweicht wurde. Neben der maximalen jährlichen Wurfzahl durften Hobbyzüchter:innen bis vor kurzem nicht mehr als zwei fortpflanzungsfähige Hündinnen und vier fortpflanzungsfähige Katzen halten. Nun gilt nur noch die maximale Wurfzahl als Maßstab. Damit wird Amtstierärzt:innen eine wichtige Kontrollmöglichkeit genommen, ob es sich tatsächlich nur um eine Hobbyzucht handelt. Denn bei einer einmaligen Vor-Ort-Kontrolle lässt sich nicht überprüfen, wie viele Würfe pro Jahr verkauft werden, da es keine Verpflichtung gibt, diese zu dokumentieren und der Behörde zu übermitteln.
„Strenge Auflagen dürfen nicht nur für die bewilligungspflichtige Zucht gelten. Auch in der Hobbyzucht sind verpflichtende, regelmäßige Kontrollen, zuchtspezifische Mindeststandards für die Haltungsbedingungen und ein verpflichtender Sachkundenachweis für Züchter:innen notwendig. Denn es kann nicht sein, dass jede beliebige Privatperson – ohne Vorkenntnisse, ohne Fachwissen und ohne großen Aufwand, komplett steuerfrei – Tiere in kleinen Wohnungen vermehren darf und illegale Händler:innen daraus Profit schlagen. Wenn wir wollen, dass der illegale Welpenhandel, das Leid der Tiere, aber auch der geschädigten Käufer:innen gestoppt werden, muss das Gesetz unbedingt nachgeschärft werden“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Weissenböck.
[1] ausgewertet anhand relevanter Inserate auf Österreichs größter Online-Kleinanzeigenplattform Willhaben, Stand Dezember 2024
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VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz
Mag. Elisabeth Penz
Telefon: 06643086303
E-Mail: elisabeth.penz@vier-pfoten.org
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