Danach: „Die Kulturwoche“ – am 27. April ab 9.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Am Tag der Wien-Wahl, am Sonntag, dem 27. April 2025, sieht sich die „matinee“ um 9.05 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON in der Bundeshauptstadt um. Zunächst ist „Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne“ Thema der gleichnamigen Dokumentation von Rudolf Klingohr, die u. a. die berühmten Wiener Salonièren des Fin de Siècle in den Mittelpunkt rückt. Danach sieht sich der von Michael Meister gestaltete Film „Im Cottage – Die Gartenstadt in Wien“ (9.50 Uhr) in einem geschichtsträchtigen und noblen Wohnviertel um und zeigt, wie der Wiener Cottage Verein mit den Herausforderungen in einer gewinnorientierten Zeit umgeht. Die anschließende Neuproduktion „Follies – Hinter den Kulissen der Wiener Volksoper“ (10.20 Uhr) von Edith Hisch gibt exklusive Backtage-Einblicke in das Sondheim-Musical, das kürzlich an der Volksoper Wien seine Österreich-Premiere feierte. Den von Teresa Vogl präsentierten ORF-Kulturvormittag beschließt „Die Kulturwoche“ (10.50 Uhr) mit aktuellen Berichten und Tipps.
„Der Wiener Jugendstil – Aufbruch in die Moderne“ (9.05 Uhr)
Rudolf Klingohr erzählt in seiner Dokumentation von der Zeit um 1900, als Wien den Weg in die Moderne beschritt – und von den meist jüdischen Mäzenen, die als Förderer und Auftraggeber Künstlerinnen und Künstlern zu Weltgeltung verhalfen.
Angelehnt am französischen Art Nouveau, wurde der Jugendstil Wiener Prägung zur bestimmenden Kunst- und Architekturrichtung. Gustav Klimt malte Porträts seiner prominenten Auftraggeber, die deren Reputation beförderten. Josef Hoffmann gehörte zu den Architekten, die deren Eigenheime erbauten und sie mit seinen Designarbeiten aus der Wiener Werkstätte ausstattete. Heute sind diese Arbeiten teure Sammlerstücke oder als Exponate in den wichtigsten Museen der Welt zu sehen. Kontakte geknüpft wurden in den Salons umtriebiger Netzwerkerinnen wie Berta Zuckerkandl.
Hinter der Förderung des Jugendstils durch jüdische Mäzene stand auch der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung. So ergab sich eine große Symbiose aus den Kunstschaffenden der Secession und den wohlhabenden Familien des späten 19. Jahrhunderts. Die Akzeptanz jüdischer Großbürger und Industrieller blieb allerdings über weite Strecken ein Wunschtraum. Selbst in ihrer Hochblüte wurden viele von ihnen vom alten Establishment als „Parvenus“ ausgegrenzt. Die politische Agitation des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger und das Aufkommen der Nazis ließen diese Erzählung erst recht im frühen 20. Jahrhundert abreißen.
„Im Cottage – Die Gartenstadt in Wien“ (9.50 Uhr)
Hedy Lamarr wurde dort geboren, Arthur Schnitzler dichtete, Arik Brauer malte und Marcel Prawy lagerte ebenda seine Plastiksackerl ein: Das Wiener Cottage, ein Villenviertel in bester Währinger und Döblinger Lage, gilt als historischer Ankerplatz der Künstlerschaft, vor allem aber als so exklusiv, dass der Name als „die Cotäääsch“ von vielen Wienerinnen und Wienern blasiert verballhornt wird. Schwer vorstellbar, dass die Gartenstadt in der Großstadt einst als Sozialprojekt für leistbares Wohnen im Grünen galt. Und doch war dies der Gründungsgedanke. Vor allem „Beamte und deren Witwen“ sowie Familien sollten von einem damals bahnbrechenden Finanzierungsmodell profitieren und sich so ein Eigenheim schaffen können. 1872 konstituierte sich der Wiener Cottage Verein, der auf die Initiative von Heinrich Ferstel, Architekt der Votivkirche und der Uni Wien, zurückging.
Viele Grundsätze wie maximale Bauhöhen, lockere Verbauung mit genügend Grünfläche und Ensembleschutz fanden später Eingang in die Wiener Bauordnung. Bis heute achtet der Verein darauf, dass diese Prinzipien nicht verletzt werden. Eine Herausforderung in Zeiten gewinnorientierter Projektentwickler, wie der Film von Michael Meister zeigt.
Viele Bewohner:innen leben seit mehreren Generationen im Cottage, wie etwa Designer Matthias Peschke, Enkel des Malers und Fotografen Ferdinand Schmutzer, der Einstein, Freud oder Schnitzler porträtierte. Wie sie sich auf Spaziergängen durch das Viertel zu ihrem Romanzyklus über Schnitzler inspirieren ließ, erzählt Autorin und Buchhändlerin Petra Hartlieb. In drei sehr gegensätzlichen Welten wuchs Sängerin Timna Brauer auf: in Paris, im israelischen Künstlerdorf Ein Hod und im bürgerlichen Cottage, was sie zur Weltenbürgerin gemacht hat.
„Follies – Hinter den Kulissen der Wiener Volksoper“ (10.20 Uhr)
1971 in New York uraufgeführt und mit sieben Tony Awards ausgezeichnet, steht das Musical „Follies“ am Anfang von Stephen Sondheims 20-jähriger Haupt-Schaffensperiode. Gemeinsam mit James Goldman, der das Buch geschrieben hat, taucht der US-amerikanische Komponist darin – auch musikalisch – in die Welt der Broadway-Revuen der 1920er bis 1940er Jahre ein und erzählt eine Geschichte zwischen Nostalgie und harter Lebensrealität, die sich ausgehend vom Wiedersehen einiger, mittlerweile um Jahrzehnte gealterter, Revue-Girls entfaltet.
An der Volksoper Wien wurde der Musical-Klassiker, für den Sondheim einige seiner bekanntesten Songs, wie „I'm Still Here“, „Broadway Baby“ oder „Losing My Mind“, komponiert hat, nun im April 2025 von Regisseur Martin G. Berger erstmals in Österreich auf die Bühne gebracht. Berger, der das Stück auch auf Deutsch übersetzt hat, transferiert in seiner Inszenierung das Geschehen ins Heute bzw. in die Zukunft und lotet – in einem Kammerstück eingebettet in große Shownummern – die psychologischen Nuancen von zwischenmenschlichen Konflikten, Sehnsüchten und Fantasien aus.
Der ORF hat das hochkarätige Ensemble – angeführt von Bettina Mönch, Ruth Brauer-Kvam, Drew Sarich, Peter Lesiak und Sona MacDonald – bei den Proben begleitet und gibt Einblicke hinter die Kulissen der Volksoper Wien.
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