Teilzeitanteil steigt sowohl bei Frauen als auch Männern
Im Rechnungshofausschuss des Nationalrats stand der allgemeine Einkommensbericht 2024 zur Debatte, wobei Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker über die aktuelle Datenlage informierte. Demnach beträgt das mittlere Einkommen der Frauen 66 % des Männereinkommens, was primär an der Teilzeitquote liegt, aber auch an Branchenunterschieden. Immerhin zeigt sich laut Kraker im Jahresvergleich eine leichte Angleichung der Einkommen.
Durchschnittseinkommen lag 2023 bei 35.300 Ꞓ
Der Rechnungshof veröffentlicht alle zwei Jahre eine umfassende Darstellung über die durchschnittlichen Einkommen der Bevölkerung in Österreich. Der aktuelle Bericht(III-75 d.B.) befasst sich mit den Jahren 2022 und 2023 und beschreibt geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede und Entwicklungen hinsichtlich Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung, auch je nach Berufsgruppe.
2023 gingen 4,7 Mio. Menschen in Österreich einer unselbstständigen Beschäftigung nach, rund 10 % mehr als vor zehn Jahren. Der Anteil an ganzjährig Vollzeitbeschäftigten sank in diesem Zeitraum allerdings um zwei Prozentpunkte sowohl für Frauen (auf 35 %) als auch Männer (auf 61 %). Der Anteil an Teilzeitbeschäftigten stieg bei beiden Geschlechtern, wobei jede zweite Frau ganzjährig Teilzeit arbeitete (51 %) und nur 12 % der Männer. Durchschnittlich arbeiten Teilzeitbeschäftigte 22 Stunden pro Woche.
Das mittlere Bruttojahreseinkommen aller unselbstständig Erwerbstätigen lag im Jahr 2023 bei 35.300 Ꞓ, wobei das Einkommen der Männer in allen Beschäftigungsgruppen über jenem der Frauen lag. Das durchschnittliche Einkommen Teilzeitbeschäftigter lag mit 25.400 Ꞓ allerdings nur bei der Hälfte des Durchschnittseinkommens der Vollzeitbeschäftigten (51.500 Ꞓ).
Die Höhe des Einkommens ist auch stark branchenabhängig. Im Jahr 2023 - wie auch in den Vorjahren - waren die Verdienstmöglichkeiten in den Branchen Energieversorgung und Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen am höchsten. Die mit Abstand niedrigsten Einkommen gab es in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie.
Die Branche mit dem höchsten Frauenanteil war 2023 das Gesundheits- und Sozialwesen, hier war auch die Teilzeitquote am höchsten. Gering war der Frauen- und Teilzeitanteil in den Branchen Bau, Energieversorgung und Herstellung von Waren.
Das Einkommen der Männer lag in allen Bundesländern über jenem der Frauen. Im Burgenland und in Niederösterreich wohnhafte unselbstständig Erwerbstätige 2023 erzielten durchschnittlich die höchsten Löhne, in Wien die niedrigsten, wobei die Einkommenshöhen von strukturellen Effekten wie Saisonarbeit beeinflusst sind.
Der Einkommensnachteil der Frauen setzt sich auch in der Pension fort. Während Pensionisten 2023 jährlich durchschnittlich 30.300 Ꞓ brutto erhielten, lag das Jahresmittel bei den Pensionistinnen bei 18.800 Ꞓ. Die Pensionen stiegen in den letzten 20 Jahren im Schnitt stärker (+80 %) als die Einkommen der unselbstständig Beschäftigten (+ 61 %).
Rechnungshof für Lohntransparenz- und Attraktivierungsmaßnamen
Während unselbstständige Frauen gesamtheitlich gesehen 66 % des Bruttojahreseinkommens eines Mannes verdienen, erzielen ganzjährig vollbeschäftigte Frauen immerhin 88 % des Männereinkommens. Rosa Ecker (FPÖ) sprach diesen Umstand an und erhielt von Rechnungshofpräsidentin Kraker die Auskunft, dass dabei vor allem die Branchen, in denen Frauen vorrangig tätig sind, eine Rolle spielen, aber auch das Bildungsniveau. Um dem Hinterherhinken entgegenzuwirken erachtet Kraker Lohntransparenzmaßnahmen für wichtig. FPÖ-Mandatarin Ecker ging auch auf den steigenden Teilzeitanteil bei jungen Männern ein. Laut der Rechnungshofpräsidentin gelte es, die Normalarbeitsverhältnisse zu attraktiveren. In atypischen Beschäftigungsverhältnissen (dazu zählen geringfügige Beschäftigung, befristete Dienstverhältnisse sowie Leih- und Zeitarbeit) befänden sich nahezu gleich viele Männer (14 %) wie Frauen (16 %), so eine weitere Information.
Der Rechnungshof spricht übrigens von Einkommensunterschieden und nicht vom "Gender-Pay-Gap", da dieser Fachbegriff auf Unterschiede in Bezug auf den durchschnittlichen Stundenlohn in Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeiter:innen abzielt. Der Rechnungshof hingegen zieht Vergleiche auf Basis der Gesamtdaten.
Gegenüber Bettina Zopf (ÖVP), Markus Hofer (NEOS) und Markus Koza (Grüne) ging Kraker darauf ein, wie man Frauen hinsichtlich einer Vollzeitbeschäftigung unterstützen könne. Sie betonte den Bedarf an Kinderbetreuungsangeboten, da 41 % der Frauen Betreuungspflichten als Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung nennen. Bei Männern liegt dieser Wert bei nur 8 %, sie sind eher wegen beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen (32 %) teilzeitbeschäftigt. Kraker unterstrich in diesen Zusammenhang allerdings auch, dass 22 % gar nicht Vollzeit arbeiten wollen.
SPÖ-Abgeordnete Karin Greiner wollte angesichts mangelnder Datensätze im Gesundheitswesen wissen, ob es Lücken bei den Daten der Sozialversicherungsträgern gab, auf denen der Einkommensbericht unter anderem basiert. Kraker versicherte, dass es kein Datenproblem gegeben habe. Für den Einkommensbericht gebe es eine Kooperation mit der Statistik Austria.
Wie sich die Einkommensverhältnisse in den kommenden Jahren entwickeln, sei nicht vorherzusehen, da dies von der Inflation und den Gehaltsabschlüssen abhänge, sagte die Rechnungshofpräsidentin zu FPÖ-Mandatar Christian Lausch.
Der allgemeine Einkommensbericht 2024 wurde vom Rechnungshofausschuss einstimmig zur Kenntnis genommen. (Fortsetzung Rechnungshofausschuss) fan
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