• 05.03.2025, 11:00:47
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Grüne Wien/Pühringer, Malle, Stadler: Abschlusszeugnis für Christoph Wiederkehr

Wiederkehr bemüht, notwendige Schritte aber zumeist nur unter Anleitung - Gesamtleistung weist erhebliche Mängel auf - fragwürdiges Rollenverständnis als „Teilzeitminister“

Wien (OTS) - 

„Ein Kind, das heute in Wien in die Schule geht, hat nicht mehr Chancen als vor fünf Jahren. Die Situation hat sich noch weiter verschlechtert. Das ist die traurige Bilanz, die man nach fast fünf Jahren Bildungsstadtrat Wiederkehr in Wien ziehen muss“, so Judith Pühringer, Parteivorsitzende Grüne Wien, anlässlich der heutigen Vergabe des „Abschlusszeugnisses“ für den nunmehrigen Ex-Bildungsstadtrat und neuen Bildungsminister Christoph Wiederkehr. „Die Probleme und Baustellen sind in seiner Amtszeit noch größer geworden. Als Ergebnis hinterlässt Wiederkehr eine handfeste Bildungskrise in Wien“, kritisiert Pühringer. Dass Wiederkehr jetzt neuer Bildungsminister wird, lässt daher gerade in der Bundeshauptstadt viele die Stirn runzeln. Auch Wiederkehrs Doppelrolle bis zur Wien-Wahl am 27. April sei kurios, so die Grünen. „Dass Wiederkehr gleichzeitig Minister und Neos-Spitzenkandidat für Wien sein will, ist äußerst fragwürdig. Noch vor fünf Jahren haben die Neos selbst Gernot Blümel, damals ÖVP-Finanzminister und Spitzenkandidat der Wiener Volkspartei, als ‚Teilzeitminister‘ bezeichnet“, so Pühringer bei der heutigen Pressekonferenz.

Das Abschlusszeugnis für Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr

Elementarbildung: Nicht genügend
Für die Kindergärten hatte Wiederkehr vor fünf Jahren kleinere Gruppen und mehr Personal angekündigt - nichts davon ist eingetreten. Es fehlen rund 700 Pädagog:innen in den öffentlichen Kindergärten. In den privaten Einrichtungen noch einmal so viele.

Schulsozialarbeit: Genügend
Ein:e Schulsozialarbeiter:in pro Standort hatte Wiederkehr versprochen. Heute gibt es für 470 Schulstandorte gerade einmal 70. Im Ergebnis ist jede Sozialarbeiter:in für ca. 1700 Schüler:innen verantwortlich - das kann sich nicht ausgehen.

Deutschförderung: Nicht genügend
Wiederkehr kündigte 500 Sprachförderkräfte an - derzeit gibt es nur 313 Sprachförderkräfte. 71 Standorte, die Bedarf hätten, haben keine einzige Deutschförderkraft bekommen. Das Ergebnis: In den ersten Klassen der Wiener Volksschulen wird die Hälfte der Kinder als außerordentliche Volksschüler geführt, weil sie nicht gut genug Deutsch sprechen, um den Unterricht folgen zu können - dabei waren von diesen 50% schon 80% in Wien in einem Kindergarten.

Innovation: Genügend
Ideen wie dasWiener Bildungsversprechen“ und die „Bildungschancen“ gehen in die richtige Richtung, aber: „Die Initiativen haben keine nachhaltige Wirkung. Sie sind leider nie im Regelbetrieb angekommen. Das Bildungsfestival geht am System vorbei und wird von vielen Lehrer:innen als nicht sinnvoll erachtet“, kritisiert Felix Stadler, Bildungssprecher Grüne Wien. „Bestes“ Negativbeispiel für den mangelnden Effekt: Das „Wiener Bildungsversprechen“ gilt nur in 37 von 470 Pflichtschulen.

Lehrer:innenmangel: Genügend
Wiederkehr kündigte „umfassende Maßnahmen” gegen den Lehrer:innenmangel an, doch wesentliche Verbesserungen gab es nicht. In Wiens Pflichtschulen haben bereits 20% aller Lehrer:innen einen Sondervertrag, da sie keine abgeschlossene Ausbildung haben. Es fehlen weiterhin Verbesserungen bei den Arbeitsplätzen, den Verträgen oder der Anrechnung von Vordienstzeiten. Positiv sind das Jobticket (Jahreskarte für die Wiener Linien) und Gratis-Tickets für Schulausflüge (beides langjährige Forderungen der Wiener Grünen).

Inklusion im Kindergarten: Nicht genügend
Wiederkehr kündigte „eine Verbesserung des elementarpädagogischen Platzangebotes für Kinder mit Behinderungen“ an. „Die neuesten Zahlen von Februar 2025 zeigen: Es warten 1147 Kinder mit Behinderung auf einen Platz in Wien. Die Nachfrage übersteigt das Angebot der Stadt Wien damit um 80 Prozent. Das ist skandalö“, so Julia Malle, Bildungssprecherin Grüne Wien.

Verbale Gesamtbewertung

In der Gesamtbewertung erkennen die Wiener Grünen abschließend an, dass der ehemalige Bildungsstadtrat durchaus „bemüht“ gewesen sei und „grundsätzlich Interesse an der Materie gezeigt“ habe. „Die Gesamtleistung weist jedoch erhebliche Mängel auf, die mit mehr Eigeninitiative und mutigeren Entscheidungen behoben werden könnten. In vielen Fällen konnte Wiederkehr zudem nur unter Anleitung notwendige Schritte setzen. Es zeigte sich, dass Stadtrat Wiederkehr oftmals woanders Schuldige sucht und die Verantwortung abgibt, anstatt selbst anzupacken“, heißt es in der verbalen Benotung - und weiter: „Für eine bessere Beurteilung wäre ein verantwortungsvolles Übernehmen von Aufgaben in seinem Zuständigkeitsbereich notwendig gewesen. Eine Empfehlung für eine weiterführende Karriere als Bildungsminister kann daher nicht ausgesprochen werden.“

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