• 11.02.2025, 12:33:33
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MAK zeigt "MUSTER DER MODERNE. Meisen-Kimonos aus der MAK Sammlung – Schenkung Friis"

Meisen-Kimono, Japan, 1920–1960 Seide in Leinwandbindung,
Doppel-Ikat, handgenäht Donation Henriette Friis, Collection of
Meisen Silk Kimono © MAK/Christian Mendez
Wien (OTS) - 

Anlässlich der großzügigen Schenkung eines rund 60-teiligen Konvoluts von der dänischen Sammlerin Henriette Friis widmet das MAK Meisen-Kimonos und Haoris aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Ausstellung. Im zentralen Raum des MAK Design Lab (12.3.-24.8.2025) werden farbenprächtige und im kühnen „all over“-Stil gemusterte Stücke mit modernistisch inspiriertem Design aus der Taishō- (1912-1926) und der Shōwa-Zeit (1926-1989) gezeigt, die die charakteristischen Merkmale dieser besonderen Form von Kimonos veranschaulichen. Gleichzeitig erzählen die Muster der Meisen-Kimonos von der Auseinandersetzung Japans mit der europäischen Moderne und von ihrer Bedeutung für den Typus der „neuen Frau“, bevor westlich geprägte Kleidung Kimonos im Alltag vollständig ablöste.

Die auffälligen Meisen-Kimonos spielten eine zentrale Rolle für die „moderne Frau“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Japan. Sie wurden vorwiegend von Japanerinnen getragen, die berufstätig waren und damit dem nach Unabhängigkeit strebenden Frauentypus entsprachen. Während zu Beginn der ersten Blütezeit der Meisen-Kimonos in den 1920er Jahren westliche Alltagskleidung für die Mehrheit der berufstätigen Männer Japans bereits die Norm war, blieb sie für Frauen, die noch viel stärker an traditionelle Rollen gebunden waren, eine Ausnahme. Die modern gemusterten Meisen-Kimonos, die von den kulturellen Interaktionen zwischen Japan und Europa inspiriert waren, boten Frauen eine ideale Möglichkeit, sich sowohl modern als auch traditionell zu präsentieren. Meisen-Kimonos avancierten im Laufe der 1920er Jahre zur beliebten Alltags- und Ausgehkleidung für Frauen, unter anderem weil sie deutlich erschwinglicher als formelle Kimonos aus Seide waren und sich durch ihr robustes Material auch zu Hause reinigen ließen.

Für die innovativen Muster der Meisen-Kimonos schöpften die Designer*innen sowohl aus dem japanischen Designrepertoire als auch aus der europäischen Moderne. Deutlich erkennbar sind Einflüsse aus der modernistischen Kunst und dem Kunsthandwerk, darunter Strömungen wie der Jugendstil, das Art déco, die Arts-and-Crafts-Bewegung und der Expressionismus. Ein prägnantes Beispiel dafür ist ein Kimono aus der Sammlung Friis mit einer Rose im Stil von Charles Rennie Mackintosh. Umgekehrt hatte der seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa grassierende Japonismus bereits zuvor begonnen, die westliche Kunst und das Design - unter anderem die Wiener Werkstätte - stark zu beeinflussen. Meisen-Kimonos sind somit ein weiterer Beleg für die vielschichtigen kulturellen Transferprozesse und die künstlerische Wechselbeziehung zwischen Europa und Japan.

Während im ausklingenden 19. Jahrhundert Seiden-Kimonos mit kleinteiligen Mustern am Saum und Alltagskimonos aus Baumwolle mit grafischen Mustern verbreitet waren, revolutionierte der Meisen-Kimono in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Design mit modernistischen Einflüssen und gewagten, großflächigen Mustern. Besonders geschätzt wurden die geschwungenen Linien mancher Meisen-Designs, die zuvor ausschließlich hochpreisigen Seidenstoffen vorbehalten waren. Die verschwommen anmutenden Motive der Meisen-Stücke imitierten - ermöglicht durch Innovationen im Schablonendruck - kunstvolle, ursprünglich händisch gefärbte Kasuri- oder Ikat-Gewebe. Dabei griffen sie mitunter auf den traditionellen Formenkanon Japans zurück und wurden gleichzeitig durch ungewöhnliche Kombinationen einzelner Elemente sowie extreme Vergrößerung ins neue Jahrhundert befördert.

Zum klassischen Formenkanon der Meisen-Kimonos zählen diagonal verlaufende sowie geometrische Muster, darunter Rauten- und Gitterstrukturen. Während der zweiten Blüte der Meisen-Kimonos in den 1950er Jahren erscheinen Elemente, die an expressionistische Pinselstriche und modernistische Dekore denken lassen. Auch stilisierte Blütenmotive, die an die Stoffe hawaiianischer Hemden erinnern, sind in dieser Periode zu finden.

Ihren Namen verdanken die Kimonos dem Material „Meisen“ [ausgesprochen „me-i sen“], das wörtlich als „Rohseide“ übersetzt werden kann. Es handelt sich dabei um eine maschinell verarbeitete Schappeseide. Seide war lange Zeit der privilegierten Oberschicht Japans vorbehalten, erst ab dem späten 19. Jahrhundert führten technologische Neuerungen in der Produktion von Schappeseide zu einer größeren Verfügbarkeit des Materials. Zudem waren sie in japanischen Kaufhäusern von der Stange erhältlich und erlaubten auch weniger „betuchten“ Konsument*innen, von Baumwolle und einfachen Bastfaserstoffen auf Seide umzusteigen.

Außergewöhnlich an den Meisen-Kimonos ist neben der maschinell verarbeiteten und mit Ikat-Farbverlauf gestalteten Rohseide die häufig leuchtende Farbgestaltung ihrer Muster, die durch den Einsatz synthetischer Anilin-Farbstoffe erreicht wurde. Diese Innovationen hoben sie deutlich von den bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlichen traditionellen Seidenkimonos ab und trugen zur Popularität der Kimonos bei, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend zu einem Symbol für den Wandel in der japanischen Gesellschaft und das Wechselspiel zwischen Tradition und Moderne wurden.

Pressefotos stehen unter MAK.at/presse zum Download bereit.

Pressekonferenz
Dienstag, 11.3.2025, 10 Uhr
Wir bitten um Anmeldung unter presse@MAK.at

Eröffnung
Dienstag, 11.3.2025, 19 Uhr
Eintritt frei zur Ausstellungseröffnung

Ausstellungsort
Zentraler Raum MAK Design Lab
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien

Ausstellungsdauer
12.3.-24.8.2025

Öffnungszeiten
Di 10-21 Uhr, Mi bis So 10-18 Uhr

Kuratorin
Lara Steinhäußer, Kustodin MAK Sammlung Textilien und Teppiche

MAK Eintritt
Ꞓ 16,50/15,50*
ermäßigt Ꞓ 13,50/12,50*
jeden Dienstag 18-21 Uhr: Eintritt Ꞓ 8/7,50*
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 19
* Ticketpreis im Online-Vorverkauf

Rückfragen & Kontakt

MAK Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Judith Anna Schwarz-Jungmann (Leitung)
T +43 1 71136-213, judith.schwarz-jungmann@MAK.at

Sandra Hell-Ghignone
T +43 1 71136-212, sandra.hell-ghignone@MAK.at

Yasmin Yazdian
T +43 1 71136-210, yasmin.yazdian@MAK.at

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