- 08.01.2025, 10:40:32
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„Klima - Krisen - Kriege“: „Universum History“-Zweiteiler über das Zusammenwirken von Klima, Mensch und Umwelt
„Kollaps in der Bronzezeit“ und „Der Untergang Roms“ am 10. Jänner ab 22.35 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON
Vor rund 3.000 Jahren fanden im Mittelmeerraum mehrere Zivilisationen ein jähes Ende. Die Reiche der Hethiter, Mykener, Babylonier und Assyrer verschwanden binnen weniger Jahre und sogar Ägypten, die Großmacht am Nil, begann zu verfallen. Kunst und Kultur gingen verloren, der Handel kam zum Erliegen. „Das war wie ein Reset-Knopf“, bringt es der Archäologe Lee Drake auf den Punkt, „die westliche Welt stand wieder am Anfang“. Blühende Kulturen gingen überraschend schnell unter - und mit ihnen ihre Sprachen und Schriftsysteme. Lange wurde über die Ursachen für den Untergang dieser hochentwickelten Gesellschaften gerätselt. Seit mehr als 100 Jahren beschäftigen sich Archäologie und Prähistorie mit dem Kollaps der Bronzezeit, mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Durch die Vernetzung der Forschungen und die Kooperation von Forschungsteams mehrerer Disziplinen wie Klimatologie, Archäologie, Ethnobotanik und Geschichte hat sich ein neues, erstaunliches Bild ergeben: Schuld an dieser großflächigen Katastrophe waren keine isolierten, voneinander unabhängige Einzelereignisse, sondern ein unheilvolles Zusammenwirken von Klima, Mensch und Natur. „Universum History“ präsentiert im Doku-Zweiteiler „Klima - Krisen - Kriege: Kollaps in der Bronzezeit“ und „Klima - Krisen - Kriege: Der Untergang Roms“ von Jonathan Drake (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) am Freitag, dem 10. Jänner 2025, um 22.35 bzw. 23.20 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON eine faszinierende Perspektive auf die antike Welt vor mehr als 3.000 Jahren und liefert aktuelle Hinweise auf eine der brennenden Fragen der Gegenwart:
„Klima - Krisen - Kriege: Kollaps in der Bronzezeit“ (22.35 Uhr)
Welchen Einfluss hat das Klima auf den Menschen und wie viel Gestaltungsspielraum hat der Mensch, wenn sich regional isolierte Einzelereignisse zu einem globalen Klimawandel entwickeln? Die wissenschaftlichen Daten, gewonnen aus der Analyse von Pollenresten, Plankton vom Meeresboden oder von über Jahrhunderte in Höhlen entstandenen Stalagmiten, weisen alle in dieselbe Richtung - auf einen Klimawandel. Die Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass diese Zustände schnell einsetzten, sich etablierten und dann über Jahrhunderte anhielten. Die bronzezeitlichen Gesellschaften entlang des Mittelmeers und im Nahen Osten reagierten zutiefst sensibel auf die sich verändernden Umweltbedingungen. Doch trotz aller Versuche, sich etwa mit neuen landwirtschaftlichen Strategien anzupassen, waren sie machtlos. Ägypten etwa musste sein Reich in Kanaan - dem heutigen Israel - aufgeben, da die Lebensadern der Nilfluten, von denen es abhing, immer schwächer und schwächer wurden. Überlieferungen zufolge war Ägyptens letzter großer Pharao, Ramses III., auch konfrontiert mit Invasionen mysteriöser „Seevölker“, die Städte niederbrannten, ganze Regionen verwüsteten und Chaos in seinem Reich hinterließen. Heutige wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Die mordenden und brandschatzenden „Seevölker“, die er angeblich besiegte, waren in Wahrheit vorwiegend harmlose Migranten aus dem nahen Mittelmeerraum, die sich entlang der Küste niederließen. Sie kamen, weil ihre von Dürren und Hungersnöten geplagte Heimat unbewohnbar geworden war.
In aufwendig gedrehten Reenactments, Computeranimationen und spektakulären Drohnenaufnahmen zeichnet „Universum History“ nach, wie das Zusammenwirken von Klima, Mensch und Umwelt das Leben auf unserem Planeten bedrohen kann.
Universum History: „Klima - Krisen - Kriege: Der Untergang Roms“ (23.20 Uhr)
Ein instabiles Klima und Krankheiten dürften den Untergang des Römischen Reichs beschleunigt haben. Die Antoninische Pest (165 bis ca. 180) zu Zeiten Kaisers Marc Aurel gilt als erste große Epidemie und führt zu wirtschaftlichem Zusammenbruch, Bevölkerungsrückgang, Bürgerkrieg - und zum Abstieg Westroms. Jahrzehnte später brechen die nächsten Seuchen aus - mit tiefgreifenden Auswirkungen auf das Römische Reich. Möglicherweise trug auch eine Kälteperiode dazu bei, dass wilde Rennmäuse vom Land in die wärmeren Städte zogen und zur Verbreitung der Pestflöhe beitrugen. In „Klima - Krisen - Kriege: Der Untergang Roms“ untersucht "Universum History den möglichen Einfluss von Klimawandel und Krankheiten auf den Zusammenbruch des Römischen Reichs. Mit Drohnenflügen, Reenactments und den Aussagen internationaler Expertinnen und Experten zu den neuesten archäologischen, biologischen und geologischen Erkenntnissen zeigt der Film von Jonathan Drake eindrucksvoll, welche Rolle Epidemien und das Klima auf Hochblüte und Untergang großer Imperien hatten.
Am Höhepunkt seiner Macht lebten rund 75 Millionen Menschen im Römischen Reich, etwa ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung. Das Imperium erstreckte sich von Syrien bis Spanien, von Oberägypten bis Nordengland. Klimaveränderungen und eingeschleppte Infektionskrankheiten beförderten den Niedergang. Die Bevölkerung Roms war von den großen Handelsnetzwerken abhängig, über die große Mengen an Lebensmitteln aus den entferntesten Regionen in die Stadt gelangten. Intensive Landwirtschaft, Bergbau, Handel und die große Menge an Menschen, die es zu ernähren und zu beherbergen galt, wirkten sich dramatisch auf die Umwelt aus. Die Kombination aus warmem Klima und intensiver Flurbereinigung begünstigte den Ausbruch der tödlichen Malaria. In den unhygienischen, schmutzigen Städten entstanden diverse Krankheiten, die vor allem in den Sommermonaten die Todesraten in die Höhe schnellen ließen. Von Galen von Pergamon, dem neben Hippokrates bedeutendsten Arzt der Antike, ist überliefert, dass das Römische Reich am Höhepunkt seiner Machtherrschaft von einer Epidemie heimgesucht wurde. Viele Historikerinnen und Historiker führen die Pocken als deren Ursache an. Es sollte nicht die letzte und einzige Epidemie sein. Als die tödlichste Seuche das Römische Reich im 6. Jahrhundert heimsuchte, hatten die Herrscher bereits die Kontrolle über große Teile des alten Territoriums, inklusive Italien, an Invasoren und Migranten aus Zentraleuropa verloren. Der neue tatkräftige Kaiser Justinian war gerade dabei, die Gebiete zurückzuerobern, als Yersinia pestis zuschlug - der Erreger der Lungen- und Beulenpest.
DNA-Forschungen haben gezeigt, dass dasselbe Pathogen später die Pest im Mittelalter auslöste. Die Justinianische Pest trat in mehreren Wellen in einem 15- bis 25-jährigen Rhythmus auf und dürfte eine sehr hohe Zahl an Opfern gefordert haben. Sie drang bis in die entlegensten Gebiete vor, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen. Die Analyse von Baumjahresringen legt nahe, dass der Ausbruch der Pest durch einen enormen Vulkanausbruch ausgelöst worden sein könnte. Dieser löste einen Klimawandel aus, der wiederum die ökologischen Grenzen zwischen Mensch- und Tierpopulationen durchbrochen haben könnte.
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