- 04.11.2024, 11:10:18
- /
- OTS0068
Forderungen an Landes- und Bundespolitik zur Absicherung der 24-Stunden-Betreuung
Plattform bringt KlientInnen, Angehörige, BetreuerInnen, Organisationen von Personenbetreuung & Organisationen der professionellen Pflege & der Qualitätssicherung (ÖQZ-24) zusammen
In der Steiermark sind mit Stand 30. September 11.432 (österreichweit 57.026) aktive PersonenbetreuerInnen gemeldet und 214 (österreichweit 932) aktive Organisationen von Personenbetreuung (Vermittlungsagenturen). Dazu wurden heute in Graz mehrere Anliegen bei einer von der Plattform Personenbetreuung organisierten Pressekonferenz präsentiert. Die künftige steirische Landespolitik wurde aufgefordert, diese Anliegen gegenüber der Bundespolitik zu unterstützen:
- die Erhöhung der staatlichen, monatlichen Förderung zur 24-Stunden-Betreuung durch Einführung eines Fairness- und eines Qualitätsbonus
- Sicherung der Qualität in der Betreuung (stand schon im Regierungsprogramm 2019!)
- die Einkommensgrenze für den Förderzugang anpassen durch die Anhebung der seit Einführung im Jahr 2007 kein einziges Mal valorisierten Einkommensgrenze von 2.500 Euro auf 3.500 Euro (um nicht immer mehr Betroffene aus der Förderung auszuschließen)
- den Wert der Förderung durch Festlegung einer jährlichen Valorisierung der Förderelemente erhalten (Bundes- und ggf. Landesförderungen, Fairnessbonus, Qualitätsbonus, Einkommensgrenzen)
- Betreuungskräfte aus Drittstaaten nicht weiter ausschließen: Die Schaffung der Möglichkeit der Gewerbeausübung für Betreuungskräfte, deren Herkunftsland außerhalb der EU liegt, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.
Glössl: Den Ankündigungen der Politik müssen Taten folgen
Die Österreichische Bundesregierung und die einzelnen Bundesländer haben sich klar dazu bekannt, dass im Bereich der Pflege und Betreuung ein Grundsatz gelten soll: Mobil vor stationär. Daran erinnert Anette Glössl, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Sie ist Vorstand in der Österreichischen Bundesinteressensgemeinschaft für Agenturen von Personenbetreuung ÖBAP, und leitet die Fachpflege der Agentur a´nette Pflege Case & Caremanagement Maximilian Petrischek in Fronleiten. „Nun müssen diesen Worten der Politik auch Taten folgen“, verlangt Glössl.
Es geht darum, so Glössl, dass die Förderung des Sozialministeriums für die 24-Stunden-Betreuuung, die die betreuten KlientInnen erhalten, angehoben wird. Die Erhöhung von 550 Euro auf 800 Euro, die vor einem Jahr erfolgt ist, war die erste Anpassung seit der Einführung der Förderung im Jahr 2007. „Die künftige Landesregierung soll sich daher bei der Bundesregierung für eine Verbesserung der Förderung einzusetzen“, appelliert Glössl an die steirische Landespolitik.
Das Land Steiermark hat sich, wie Glössl betont, bereits in den letzten Jahren dazu bekannt und eine zusätzliche Landesförderung aus dem Topf der Sozialhilfe zur Bundesförderung geschaffen. Solche Modelle helfen, qualitätsgesicherte 24-Stunden-Betreuung für mehr Betroffene zu öffnen, Spielraum für faire Honorare zu schaffen und die 24-Stunden-Betreuung als wichtige Säule der Pflege- und Betreuungsangebote zu sichern.
Glössl stellt ihre Vision zu Betreuung und Pflege zu Hause vor: „Das österreichische Modell der Versorgung unserer älteren Generation durch Angehörige und den Familienverband ist längst überholt. Großfamilien gibt es nicht mehr und ein Einkommen reicht schon lange nicht aus, um eine Familie zu versorgen. Die Regierung und einzelne Bundesländer müssen sich dem Pflege- & Betreuungsnotstand stellen und nach Lösungen suchen, die uns nordische Länder schon lange vorleben. Dort hängt die Pflege bei weitem nicht so stark von der Familie ab, sondern wird vorrangig öffentlich, also durch Steuergelder finanziert. Auch geht es darum, Betreuungskräfte von auch außerhalb der EU in Österreich als selbständige PersonenbetreuerInnen arbeiten zu lassen, um einem drohenden Notstand zu entgehen. Seit der Coronakrise fehlen in Österreich mehrere tausend Betreuungskräfte, die zum Teil in ihren Heimatländern geblieben sind, zum Teil in Länder Europas weitergezogen sind, in denen sie besser verdienen.“
Wallner: Qualitätsbonus ist ein Gebot der Stunde zur weiteren Einbindung der Fachpflege im Rahmen der 24-Stunden-Betreuung
Eine Lanze für die Zertifizierung von Organisationen von Personenbetreuung (Vermittlungsagenturen) und damit für mehr Qualität in der 24-Stunden-Betreuung bricht Mag. Johannes Wallner, Geschäftsführer für den Bereich ÖQZ im Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen.
„Zertifizierte Vermittlungsagenturen haben deutlich mehr als die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und sind mit dem ÖQZ-24-Zertifikat den Weg in eine entsprechende Qualitätsoffensive und Professionalisierung gegangen“, erklärt Wallner. Mit dem ÖQZ-24-Qualitätszertifikat gibt es eine Orientierungshilfe für zu betreuende KlientInnen und den Angehörigen bei der Suche nach einer Organisation von Personenbetreuung (Vermittlungsagentur).
Wallner listet dazu neben vielen anderen folgende Leistungen auf, die zertifizierte Agenturen erbringen:
· Einbindung der Fachpflege von Beginn an und regelmäßige Qualitätskontrollen
· Einführung eines Qualitätsmanagementsystems
· Ersatzstellung von PersonenbetreuerInnen
· Transparenz und Qualität bei den Verträgen und Rahmenbedingungen
„Gerade die Einbindung der Fachpflege hat zu einer deutlichen Qualitätsentwicklung und damit zu mehr Sicherheit für alle Beteiligten geführt. Diese positive Entwicklung ist jetzt in Gefahr, wenn die Politik diese wichtige Säule der Betreuung und Pflege in Österreich nicht ausreichend finanziert“, sagt Wallner.
Mit Qualitäts- und Fairnessbonus die 24-Stunden-Betreuung finanzieren und Qualität sicherstellen
Aus den von Wallner genannten Gründen wird ein Fördermodell vorgeschlagen, das in zwei Richtungen geht: Fairnessbonus und Qualitätsbonus. Wallner erläutert: „Der Fairnessbonus ermöglicht den Familien faire Honorare für die PersonenbetreuerInnen zu bezahlen, auch damit sie weiterhin in Österreich bleiben und nicht abwandern. Der Qualitätsbonus dient der finanziellen Abgeltung der Qualitätssicherung durch die Agentur bzw. durch die Fachpflege. Qualitätsbonus und Fairnessbonus sind finanziell nach der Pflegegeldeinstufung gestaffelt und werden, wie unsere Erfahrung zeigt, von den Familien dringend benötigt! Unsere Forderung - in Summe1450 Euro - ist im Vergleich zur derzeitigen Förderung um 650 Euro pro Monat mehr, um die Qualität und ein entsprechendes Honorar für die PersonenbetreuerInnen sicherzustellen.“
Windhaber: Die Beiziehung professioneller Pflegekräfte zur Qualitätssicherung der 24-Stunden-Betreuung ausreichend finanzieren
Gleichsam als Mann der Praxis bekräftigt Thomas Windhaber, BScN MSc, Landesvorsitzender Steiermark des Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), diese Forderungen. Er erinnert daran, dass PersonenbetreuerInnen letztendlich Laien sind und damit nicht die fachliche Qualifikation besitzen wie professionelle Pflegekräfte und deshalb deren Unterstützung benötigen.
„Klare Rahmenbedingungen sind hier wichtig, um die Qualität in der 24-Stunden-Betreuung durch die Einbeziehung von professionellen Pflegekräften zu sichern und eine langfristige Stabilität zu gewährleisten. Hier ist die Politik gefordert, nicht nur zu regulieren, sondern aktiv zur Stärkung dieser Betreuungsform beizutragen und zu finanzieren“, verlangt Windhaber entsprechende Maßnahmen der Politik.
Wie Windhaber weiter ausführt, ist es entscheidend, die professionelle Pflege als unverzichtbaren Teil der 24-Stunden-Betreuung zu definieren. Sie nimmt eine zentrale Rolle bei der Qualitätssicherung ein und bietet jene Fachkompetenz, die für eine angemessene Versorgung unerlässlich ist. Eine enge und gut definierte Zusammenarbeit zwischen der 24-Stunden-Betreuung, den betreuten KlientInnen und deren Angehörigen sowie der professionellen Pflege ist entscheidend, um für alle Betroffenen ein höchstmögliches Maß an Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Doch dazu braucht es, so Windhaber, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und die Finanzierung durch die Politik.
„Ich fordere daher ein klares Bekenntnis zur Verbesserung der Rahmenbedingungen, die für die 24-Stunden-Betreuung notwendig sind. Eine nachhaltige Unterstützung auf politischer Ebene wird entscheidend sein, damit diese Betreuungsform langfristig gesichert werden kann“, fasst Windhaber zusammen.
Haas: Angehörige wollen auch Unterstützung bei stundenweiser Betreuung
Wie wichtig ein auch finanziell abgesichertes Umfeld bei der 24-Stunden-Betreuung ist, davon berichtete Johannes Haas, der sich als Angehöriger um seine Eltern kümmert: „Die Betreuung im gewohnten Umfeld hat sich nicht nur als große Erleichterung für meine Eltern erwiesen. Wir Kinder konnten uns auf die Beziehungsarbeit konzentrieren.“
Haas berichtet darüber, wie dank der 24-Stunden-Betreuung während des Jahres bis zum Tod des Vaters etwa 1.000 Stunden kostenlose Zusatzleistungen durch ihn für seinen Eltern erst ermöglicht wurden.
Bei der Betreuung der Mutter wurde nun eine Agentur für flexible Kurzeinsätze beauftragt. „Wir haben aufgrund der Personalsituation keine Chance auf einen Pflegeplatz für die Mutter. Die beschriebene Lösung, Familie und stundenweise Betreuung, füllt diese Lücken. Auch diese Kosten für stundenweise Betreuung sollten in einer Förderung berücksichtigt werden“, verlangt Haas.
Plattform Personenbetreuung 2023 gegründet um 24-Stunden-Betreuung gemeinsam abzusichern und zukunftsfit zu machen
Die Plattform Personenbetreuung wurde im Sommer 2023 von Personen und Organisationen, die sich um die Zukunft der 24-Stunden-Betreuung bemühen, gegründet. Ziel der Plattform ist längst überfällig gewordene Verbesserungen bei der 24-Stunden-Betreuung zu erreichen. Mitglieder der Plattform sind:
Angehörigen- und SeniorenvertreterInnen, PersonenbetreuerInnen, Arbeiter-Samariterbund Österreichs, Hilfswerk Österreich, Fachgruppe Wien und Niederösterreich Personenberatung und Personenbetreuung, Bundesinteressensgemeinschaft für Agenturen der Personenbetreuung ÖBAP, Österreichischer Gesundheits- und Krankenpflegeverband ÖGKV, Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen ÖQZ-24, etc.
Die Plattform versteht sich als interdisziplinäre und parteiunabhängige Interessen-gemeinschaft.
Rückfragen & Kontakt
Mindworker Kommunikationsagentur GmbH
Walter Rettenmoser
Telefon: +43 1 905 11 60 11
E-Mail: w.rettenmoser@mindworker.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MIG