• 10.10.2024, 14:49:17
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Sobotka: Antisemitismus steht in Korrelation mit Haltung zur Terrorattacke auf Israel

Snapshot-Studie 2024 zu Antisemitismus bei Jungen im Parlament präsentiert

Wien (OTS) - 

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka präsentierte heute gemeinsam mit IFES-Geschäftsführerin und Studienautorin Eva Zeglovits sowie Projektkoordinator Thomas Stern die Ergebnisse einer aktuellen Snapshot-Studie im Auftrag des Parlaments zu Antisemitismus bei jungen Menschen. Weil die Daten der letzten Antisemitismusstudie im Herbst 2022, also noch vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, erhoben wurden, erfolgte im Sommer 2024 eine erneute Befragung von Personen zwischen 16 und 27 Jahren. Das Parlament gibt seit 2018 im zweijährlichen Abstand Studien zur Antisemitismussituation in Auftrag, die jeweils im Folgejahr präsentiert werden.

Wie schon in der Sonderauswertung 2022 zeigen sich auch der aktuellen Studie zufolge deutliche Muster. Besonders viel Zustimmung zu antisemitischen Aussagen finde sich demnach bei jungen Menschen mit hoher Neigung zu Verschwörungsmythen, bei jungen Männern, jungen Menschen mit formal niedrigerer Bildung sowie bei jungen Befragten in Wien. An Maßnahmen schlägt die neue Studie unter anderem weiterhin vor, dass es an Schulen vielmehr eine "Antisemitismus-Education" geben müsse als nur "Holocaust-Education". Sowohl Sobotka als auch Stern strichen diesen Ansatz als eine der wesentlichsten Handlungsempfehlungen hervor.

Aus der Snapshot-Studie ergebe sich außerdem eine klare Korrelation zwischen Antisemitismus und der Haltung zur Terrorattacke der Hamas auf Israel am 7. Oktober letzten Jahres, so Sobotka. Jene, die die Terrorattacke als solche erkennen, seien klar weniger antisemitisch verortet als jene, die den Angriff nicht als Terror einstufen. Die Daten betreffend Antisemitismus seien im Vergleich zu 2022 zwar insgesamt stabil. Antisemitismus werde aber "lauter" und die Verschwörungsmythen intensiver, so der Nationalratspräsident. Große Sorge bereite ihm, dass sich vermehrt in den Befragungen eine Gleichsetzung der Vorgangsweise Israels mit dem Naziregime zeige.

"Antisemitismus ist zutiefst antidemokratisch", hielt Sobotka grundlegend fest. Daher gelte es vor allem, sich im pädagogischen und Bildungsbereich weiterhin bei diesen Fragen anzustrengen. Da sich aus der Studie neuere "Einfallstore" zeigen würden, gelte es im Sinn des "Wehret den Anfängen", jetzt Maßnahmen zu setzen. Scharf kritisierte Sobotka, dass der ORF am Tag der Trauer, ein Jahr nach dem Terrorangriff, dem palästinensischen Botschafter in Österreich in der ZIB 2 mit "unwidersprochenen antisemitischen Äußerungen eine Bühne" gegeben habe.

Studie ortet Einfallstore als Alarmsignal

Als Alarmsignal können der Studie zufolge Einfallstore sowohl im Bereich des Verschwörungsantisemitismus als auch im israelbezogenen Antisemitismus gesehen werden. So sei bei der Aussage "Die Israelis behandeln die Palästinenser im Grunde auch nicht anders als die Deutschen im 2. Weltkrieg die Juden" der Anteil der Zustimmung von 32 Prozent auf 39 Prozent gestiegen. Damit stimmten 2024 der Studie zufolge mehr junge Menschen der Aussage zu als sie die Aussage ablehnten.

Bei den Fragen zum Nahostkonflikt zeigten sich laut der Studie junge Menschen in Österreich oft gespalten. Viele würden keine Angaben machen, weil sie entweder zu wenig wüssten oder sich nicht positionieren wollten. Der Konflikt bereite vielen jungen Menschen Sorgen, egal ob es um die Geiseln oder die Zivilbevölkerung gehe - oder darum, dass sich der Konflikt ausbreitet. Mehr als ein Drittel sorge sich um die Sicherheit der Juden auf der ganzen Welt.

Etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Österreich stufe den Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 als verabscheuungswürdigen Terrorakt ein, ein gutes Viertel allerdings nicht. Rund ein Fünftel habe dazu keine Meinung. In der Studie werde exemplarisch anhand von zwei Beispielen dargestellt, dass es einen sehr klaren Zusammenhang von Einstellungen zum Nahostkonflikt und der Zustimmung zu antisemitischen Aussagen gibt: Wer den Angriff der Hamas nicht als Terrorakt einstufe, verharmlose auch öfter den Holocaust.

Zeglovits sieht Einfallstore bei jungen Menschen mit Hochschulabschluss

Studienautorin Eva Zeglovits zufolge zeige sich aus den Befragungen, dass die Einstellungen zum Nahostkonflikt insgesamt relativ deutlich mit Antisemitismus-Einstellungen zusammenhängen. Was die Studienergebnisse betrifft, würden sich die bisherigen Muster zwar in den Analysen bestätigen, etwa was die Zustimmung zu antisemitischen Aussagen von jungen Menschen mit formal niedrigerer Bildung betrifft. Dennoch sei zu beobachten, dass sich auch bei jungen Menschen mit Hochschulabschluss einige Einfallstore für Antisemitismus auftun würden. Zugleich habe es gegenüber 2022 unter den jungen Menschen auch einen Anstieg bei jenen gegeben, die glauben würden, dass sich vermehrt Macht und Einfluss von Jüdinnen und Juden zeigen würde. Diese Entwicklungen gelte es zu beobachten, so Zeglovits.

Thomas Stern warf unter anderem auf, dass Menschen, die ihre Informationen aus klassischen Medien beziehen, viel weniger antisemitische Haltungen zeigen würden als jene, die ihre Informationen aus Social Media beziehen. Aus Sicht von Stern stelle daher Social Media eine Gefahr für die pluralistische Gesellschaft in Österreich dar.

Die Snapshot-Studie 2024 zu Antisemitismus bei Jungen ist online im Webportal des Parlaments abrufbar. (Schluss) mbu

HINWEIS: Fotos von dieser Pressekonferenz finden Sie im Webportal des Parlaments.


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