• 08.08.2024, 11:33:32
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„dokFilm“-Premiere: „Grinzing - Das Dorf unterm Himmel“ am 11. August

Danach: „Alltagsgeschichte“-Hit „Beim Heurigen“ - ab 22.15 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) - 

Welche Millionenmetropole kann schon mit einem mittelalterlichen Winzerdorf aufwarten? Und welcher Heurigenort hat schon eine Straße, die direkt zum Himmel führt? Tatsächlich, in Grinzing - im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling gelegen - führt die Himmelstraße direkt zu jenem Areal, das „Am Himmel“ heißt. Ob es daran liegt, dass man sich hier allem Irdischen ein wenig entrückt fühlt? Oder doch eher am Wein, dessen jahrtausendealter Kulturgeschichte der Ort im Nordwesten der Stadt seine Berühmtheit verdankt? ORF-Redakteur und -Filmemacher Michael Meister hat sich für die Neuproduktion „Grinzing - Das Dorf unterm Himmel“ (22.15 Uhr) der beliebten ORF-„dokFilm“-Regionalporträtreihe im beschaulichen Grätzel, das in den vergangenen Jahrzehnten einem rasanten Wandel unterworfen war, genauer umgesehen. Und er hat prominente wie interessante Grinzingerinnen und Grinzinger getroffen - darunter Schauspielerin Maresa Hörbiger, das ehemalige Top-Model Elisabeth Fallenberg und ihren Mann, Star-Fotograf Pedro Kramreiter, oder den Musiker des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien und Nebenerwerbswinzer Peter Uhler. Zu Grinzing passende ausgewählte literarische Zitate liest Schauspieler und Regisseur Cornelius Obonya.

„Beim Heurigen“, allerdings nicht in Grinzing, sondern in Floridsdorf, kehrt anschließend im gleichnamigen ORF-„Alltagsgeschichte“-Klassiker (23.05 Uhr) Elizabeth T. Spira ein und spricht mit jenen Leuten, die bei Stille und gutem Wein ihr Glück suchen.

„Grinzing - Das Dorf unterm Himmel“ (22.15 Uhr)

Der Trummelhof ist so etwas wie die Herzkammer Grinzings. Im 12. Jahrhundert vom Geschlecht der Grunzinger auf den Überresten einer römischen Anlage errichtet, war er schon Trutzburg gegen die Türken, Klostergut und Brauhaus. Seine prominenten Bewohner:innen sind Elisabeth Fallenberg und Pedro Kramreiter. Im Erdgeschoß des Gebäudes war jahrzehntelang die Trummelhofbar untergebracht: Udo Jürgens spielte hier auf, Leopold Figl und Julius Raab feierten den Staatsvertrag und Curd Jürgens ließ die Korken knallen. Doch es ist ruhig geworden im ehemaligen Jet-Set-Treff, seit Jahren ist er ein Leerstand. Überhaupt ist es ziemlich still geworden in Grinzing. Viele Heurige sperrten zu, hinter den glattgeputzten Fassaden der ehemaligen Betriebe verbergen sich heute Luxusapartments. Viel vom ehemaligen Flair ist verflogen. „Grinzing war früher noch viel mehr Dorf“, seufzt denn auch Elisabeth Fallenberg.
Ein wenig muss da Peter Uhler widersprechen: Das dörfliche Miteinander sei durchaus intakt, jedenfalls innerhalb der Kollegenschaft der Weinhauerinnen und Weinhauer. Es sei durchaus möglich, dass es in der Zeit der zahlreichen Großbetriebe mehr Grabenkämpfe gegeben habe. Der Schritt zum Winzer war für den Musiker naheliegend - schon die Großeltern waren in Grinzing ansässig - und doch mutig. Er brachte sich das Gewerbe im Do-It-Yourself-Verfahren bei. Zwischen seinen beiden Berufen sieht er große Parallelen: In beiden Bereichen müsse man in großen Bögen denken.
Das Haus Himmelstraße 24 ist stadtbekannt, war es doch Wohnsitz des Ehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger. Deren Tochter Maresa Hörbiger erinnert sich lebhaft an frühe Rollenspiele mit ihrer älteren Schwester Christiane Hörbiger - und an einen prominenten Nachbarn: Theodor Körner, erster direkt vom Volk gewählter Bundespräsident der Zweiten Republik.
Kulturpublizist Ernst Strouhal ist ein Enkel des einstigen Besitzers und Herausgebers der „Neuen Freien Presse“, Ernst Benedikt. Dieser lebte mit seiner Frau und seinen vier Töchtern in der Himmelstraße 55. Das Haus wurde von den Nazis geraubt, die Familie konnte sich vor Hitlers mörderischem Regime in die Emigration flüchten. Strouhal schrieb dazu das Buch „Vier Schwestern. Fernes Wien, Fremde Welt“. Erstmals besucht er den Garten des Hauses und meint: „Es ist ein schöner Ort. Aber wie Manches in Grinzing Teil einer hässlichen Geschichte.“
Weiters zu Wort kommen Autorin Bettina Balàka, die einen historischen Roman über den „Zauberer vom Cobenzl“ geschrieben hat, sowie der ehemalige Sozialarbeiter Harti Oberkofler, der am Rande Grinzings einen künstlerischen Garten, der ein wenig an Friedensreich Hundertwasser gemahnt, angelegt hat.

„Alltagsgeschichte - Beim Heurigen“ (23.05 Uhr)

Fixer Bestandteil der Wiener Kultur sind die vielen Heurigen, die nicht nur in Döbling, sondern auch an den Rändern weiterer Wiener Außenbezirke zu finden sind. In dieser Folge der ORF-Kultreihe „Alltagsgeschichte“ aus dem Jahr 1995 besuchte Dokumentaristin Elizabeth T. Spira gemeinsam mit Kameramann Peter Kasperak kleine Buschenschanken in Floridsdorf, in denen man noch jene Weinbeißer entdeckt, die nicht im noblen touristischen Ambiente, sondern bei Stille und gutem Wein ihr Glück suchen. So manchen von ihnen ging bei einem Glaserl Rebensaft das Herz auf und über.
Einer von ihnen ist Damenschneider Thomas. Täglich um 16.00 Uhr kehrt er in seiner Traditionsschenke in Jedlersdorf ein und sitzt immer am gleichen Platz - am Tisch vor dem Ofen in der Heurigenstube. Viermal verheiratet philosophiert er über die Liebe und das Leben. Pünktlich - nach zwei Vierteln und einem Achtel - ist die besinnliche Unterhaltung zu Ende.
Die 70-jährige Hausbesorgerin Gretl aus Floridsdorf hat ihren um 20 Jahre jüngeren Lebensgefährten beim Heurigen kennengelernt. Einmal in der Woche feiert das Paar in einem Heurigen in Stammersdorf bei Wein und Gesang seine junge Liebe.
Gertrud trinkt nach dem Friedhofsbesuch gerne ein Achtel auf ihren längst verstorbenen Mann und ein paar Gespritzte auf das Leben. Dabei erinnert sie sich, dass sie als junges Mädchen davon träumte, auf ihrer Hochzeit Walzer zu tanzen. Doch ihr Bräutigam kam aus dem Krieg in einem Rollstuhl nach Hause.
Nach einigen Glaserln Wein beim Heurigen ist auf Gemüt und Seele oft kein Verlass mehr: Da kann es schon passieren, dass ein Herr in gesetztem Alter einer Dame Rosen schenkt, einer anderen aber einen Heiratsantrag macht und ihm niemand seine Verwirrung übelnimmt.

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