• 31.07.2024, 21:15:43
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Salzburg: "Theologischer Preis" an Hans-Joachim Höhn verliehen

"Salzburger Hochschulwochen" zeichneten Kölner Theologen und Religionsphilosophen für sein Lebenswerk aus - Laudator Schmidt: Höhn treibt "Theologie, die an der Zeit ist" - Höhn: Plädoyer für "aphoristische Theologie"

Utl.: "Salzburger Hochschulwochen" zeichneten Kölner Theologen und
Religionsphilosophen für sein Lebenswerk aus - Laudator
Schmidt: Höhn treibt "Theologie, die an der Zeit ist" - Höhn:
Plädoyer für "aphoristische Theologie" =

Salzburg (KAP) - Der deutsche Theologe und Religionsphilosoph Prof.
Hans-Joachim Höhn ist mit dem "Theologischen Preis" der Salzburger
Hochschulwochen für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Höhn
erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis am Mittwochabend in
Salzburg. Höhn sei "eine der prägenden Stimmen zeitgenössischer
katholischer Theologie" und zugleich ein "engagierter Anwalt für eine
vernunftgemäße Rede von Gott", heißt es in der Jury-Begründung, aus
der Hochschulwochen-Obmann Prof. Martin Dürnberger bei der Verleihung
am Mittwochabend in der Großen Aula der Universität Salzburg
zitierte.

Sein Werk sei "sowohl analytisch scharf als auch essayistisch
leicht", es bringe "kommunikative Vernunft mit einem tastenden
Gottvertrauen ins Gespräch" und führe "souverän durch soziologische
Diskurse der Gegenwart wie durch Motivbestände der Tradition", so die
Jury weiter. "Kurzum: Wer wissen will, wie eine Frage theologisch auf
der Höhe der Zeit und der Vernunft adressiert werden kann, ist in
Höhns Schriften immer gut aufgehoben."

Anwesend waren bei der Verleihung u.a. Erzbischof Franz Lackner,
Erzabt Korbinian Birnbacher (St. Peter), Abt Theodor Hausmann (Abtei
St. Stephan), Abt Johannes Perkmann (Abtei Michaelbeuern), Alterzabt
Jeremias Schröder (St. Georgenberg), sowie Erzabt Wolfgang Öxler
(Erzabtei St. Ottilien) und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik
und Gesellschaft. Der Preis wurde heuer vom Benedikterkloster St.
Georgenberg gestiftet.

Schmidt: Höhn treibt "Theologie, die an der Zeit ist"

Die Laudatio auf Höhn hielt der Frankfurter Religionsphilosoph Prof.
Thomas M. Schmidt. Schmidt, den eine lange, bis in die gemeinsame
Studienzeit zurückreichende Freundschaft mit Höhn verbindet, würdigte
den Preisträger als brillanten Denker, der sich stets um eine
Synthese von Theologie und Philosophie bemühe und damit für
Generationen von Studierenden zum "Vorbild und Rollenmodell in jeder
Hinsicht" geworden sei. Wolle man Höhns Schaffen auf einen Nenner
bringen, so sei dies sein Ringen um eine "Theologie, die an der Zeit
ist", so Schmidt unter Verweis auf eine gleichnamige Publikation
Höhns aus den 1990er-Jahren.

Produktiv aufgegriffen habe Höhn etwa seit den 1980er-Jahren die
Arbeiten von Jürgen Habermas zum kommunikativen Handeln. Ähnliche
Perspektiven hätten beide etwa auf das Verhältnis von Ritus und
Sakrament bzw. die Bedeutung der rituellen Praxis. Wenn Höhn diese
Praxis als das "vernunftgemäß Andere der Vernunft" bezeichne, sei das
ganz in der Spur, die auch Habermas in seinem letzten großen Werk
"Auch eine Geschichte der Philosophie" verfolgt habe. So schaffe es
Höhn in seinen Arbeiten stets, "gegenüber den Glaubenden die Sache
der Vernunft und gegenüber der Vernunft die Sache des Glaubens zu
vertreten", so Schmidt.

Höhn: Plädoyer für "aphoristische Theologie"

In seinen Dankesworten skizzierte Höhn Eckpunkte einer
"aphoristischen Theologie". Eine zeitgemäße Rede von Gott müsse nicht
nur provokativ sein, sondern ihrer Form nach von aphoristischer
"Kürze und Würze" geprägt sein. Die Sprache sei schließlich das
"wichtigste Handwerkszeug" der Theologie - entsprechend komme es auf
jedes einzelne Wort an. Dies müsse sitzen, irritieren, provozieren
und dürfe dabei auch humorvolle Brechungen enthalten.

Mit zahlreichen Beispielen zeigte Höhn auf, was ihn derzeit auch in
einer kommenden Publikation umtreibt: die Suche nach einer neuen,
knappen Sprachform für die Theologie, um so sowohl gegen eine
"Banalisierung von Glaubensaussagen" als auch gegen eine
Dogmatisierung vorzugehen. Aphorismen seien geeignet, um "religiöse
Sprechblasen zum Platzen zu bringen" - etwa, indem sie der Rede von
einer "knienden Theologie" die Frage entgegenhalten, was denn
herauskommen könne, wenn das Knie zum Denkorgan werde: "Zuerst in die
Knie gegangen, dann auf den Kopf gefallen", so eines der Beispiele,
die Höhn anführte.

Was nicht in kurze Texte passe, sei "auch nicht der Rede wert",
zeigte sich der Theologe überzeugt. In einer Zeit, in der Sätze von
und zu Gott "kaum noch Abnehmer" fänden, sei es notwendig, sich als
"Wortschatzgräber" zu betätigen und sich "nach poetischen Claims der
Gottesrede umzuschauen", so Höhn abschließend. "Gott kommt zu Wort,
wenn wir darum ringen".

Biografische Notizen

Hans-Joachim Höhn wurde 1957 in Nomborn/Westerwald geboren. Er
studierte Philosophie und Theologie in Frankfurt (St. Georgen) und
Rom (Gregoriana). 1984 promovierte er an der Universität Freiburg.
Die Habilitation folgte 1989 an der Universität Bonn. Von 1991 bis
2023 hatte er den Lehrstuhl für Systematische Theologie und
Religionsphilosophie an der Universität zu Köln inne. Höhn hat mehr
als 20 Monografien publiziert. Zuletzt erschien sein Werk "In Gottes
Ohr. Von der Kunst poetischer Gottesrede" (2022)

Hochschulwochen heuer über Thema Vertrauen

Die Hochschulwochen stehen heuer unter dem Generalthema "Fragiles
Vertrauen. Über eine kostbare Ressource". Vortragende sind u.a. die
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Wien), der evangelische Theologe
Thorsten Dietz (Marburg/Zürich), der Philosoph Martin Hartmann
(Luzern), die Friedensforscherin Martina Fischer (Berlin), die
Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle (Villach), und der
Jesuit Andreas R. Batlogg (München). Prediger beim spirituellen
Rahmenprogramm der Hochschulwochen ist in diesem Jahr der Rektor der
Anima in Rom, Michael Max. Den Festvortrag zum Abschluss der
Hochschulwoche am 4. August hält die Soziologin Jutta Allmendinger.

Die Salzburger Hochschulwochen zählen zu den renommiertesten und
traditionsreichsten Sommeruniversitäten im deutschen Sprachraum und
locken jährlich hunderte Studierende und Interessierte zu einer
"smarten Sommerfrische" mit Vorträgen, Workshops und Diskussionen.
(Infos: www.salzburger-hochschulwochen.at)

((ende)) HKL/leer
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