Wien (OTS) - Die Vorwissenschaftlichen Arbeiten (VWAs) an den AHS,
die Diplomarbeiten an den BHS (Berufsbildende Höhere Schulen) sowie
die Abschlussarbeiten an den BMS (Berufsbildende Mittlere Schulen)
sind verpflichtete Teile der Matura bzw. abschließenden Prüfungen.
Diese müssen verfasst werden, um die Matura bzw. die Abschlussprüfung
positiv zu bestehen und somit die Schullaufbahn erfolgreich
abschließen zu können.
Aufgrund der rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen
Intelligenz wurden diese Arbeiten und auch die aktuelle Ausgestaltung
dieser Arbeiten in den letzten Monaten immer wieder in Frage
gestellt.
Bildungsminister Martin Polaschek ergriff aus diesem Grund die
Initiative und setzte Anfang Mai einen Expertenrat ein. Dieser
Expertenrat hat das Ziel, konkrete Vorschläge zur Zukunft der
genannten abschließenden Arbeiten an Gymnasien, Berufsbildenden
Höheren und Berufsbildenden Mittleren Schulen auszuarbeiten.
Der Expertenrat zu VWA, Diplomarbeiten und Abschlussarbeiten wurde
breit aufgestellt. Die Mitglieder sind Vertretungen der Schülerinnen
und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen, Expertinnen
und Experten aus dem Bildungs-KI- und Lehrkräfte-Ausbildungs-Bereich.
Auch wenn die Expertengruppe erst in den kommenden Wochen ein finales
Ergebnispapier präsentieren wird, sind die Tendenzen und somit die
Erkenntnis von Bildungsminister Martin Polaschek klar wie er am Ende
eines Expertenrats-Summit im Bildungsministeriums mitteilte:
„Wir werden die verpflichtende VWA abschaffen. Mir ist es wichtig,
dass diese Entscheidung an den Schulstandorten von den Schülerinnen
und Schülern unterstützt von den Lehrkräften getroffen werden kann.
Viele Stimmen aus den Schulen haben mich in diesem Schritt bestätigt.
Zudem bin ich
der Überzeugung, dass es hier nicht immer starre Vorgaben braucht,
sondern mehr Entscheidungsmöglichkeiten für die Schülerinnen und
Schüler. Das traue ich unseren Schülerinnen und Schülern jedenfalls
zu. Wir schaffen somit für alle rund 17.000 Maturantinnen und
Maturanten an der AHS pro Jahr eine neue Wahlmöglichkeit, wie sie
ihre Schullaufbahn im Rahmen der Matura
abschließen. Die Abschaffung der verpflichtenden VWA ist somit vor
allem ein Schritt in Richtung mehr Freiheit und Offenheit bei der
Matura.“
Alternativ zur VWA wird in einem anderen Fach mündlich maturiert
werden müssen. Natürlich wird es aber weiterhin die freiwillige
Möglichkeit geben, sich im Rahmen einer VWA in den Schulen mit einem
Thema mehr zu befassen.
Die Diplomarbeit an den Berufsbildenden Höheren Schulen bleibt
hingegen erhalten bzw. wird diese etwas weiterentwickelt. Sie hat
bereits eine lange Tradition an diesen Schulen und bietet die
Möglichkeit, berufsspezifische Denkweisen und erworbene Kompetenzen
über den gesamten
Ausbildungsweg sichtbar zu machen. Die im Diplomarbeitsprozess
aufgebauten Kompetenzen stellen eine wesentliche Erweiterung zur
beruflichen Gesamtqualifikation dar.
Tiefergehende Veränderungen diskutierte der Expertenrat bei den
Abschlussarbeiten an den Berufsbildenden Mittleren Schulen. Gerade in
diesem Bereich ist die gesamte schulische Laufbahn stark
fachpraktisch ausgerichtet. Auch hier wird der Entfall der
Abschlussarbeit, verbunden mit
neuen Instrumenten der Reflexion im Rahmen des Fachunterrichts,
thematisiert.
Ein finales Ergebnispapier des Expertenrates soll schon in den
kommenden Wochen vorliegen. Die darin enthaltenen Ergebnisse sollen
rasch mit dem Koalitionspartner weiter diskutiert werden und zur
baldigen Umsetzung gelangen.
Elke Höfler (Bildung-KI-Expertin)
„Die Expertinnen- und Expertengruppe ist sehr breit aufgestellt und
diskutiert sehr intensiv, in vielen Punkten wurden rasch Einigkeiten
erzielt. Es geht nicht darum, die VWA oder Diplomarbeit
abzuschaffen, sondern auf neue sinnvolle und auch innovative Beine zu
stellen, die einen Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler sowie
Lehrerinnen und Lehrer bieten. Wir arbeiten gerade intensiv an
den Einzelheiten und an konkreten Vorschlägen, was sehr spannend ist,
da ja nicht nur AHS, sondern auch BMS und BHS in ihren
unterschiedlichen Anforderungsprofilen zu berücksichtigen sind.“
Zwischenergebnis des Expertenrates zu VWA, Diplomarbeit und
Abschlussarbeit im Überblick:
- Verpflichtende VWA an AHS soll abgeschafft werden.
- Wahlfreiheit der Schülerinnen und Schüler: Sie sollen zukünftig
selber entscheiden sollen, ob sie eine VWA erstellen und präsentieren
oder alternativ in einem weiteren Unterrichtsfach maturieren wollen.
- Um dennoch alle mit den Kompetenzen des wissenschaftlichen
Arbeitens auszustatten und somit gut auf erste Arbeiten an
Hochschulen vorzubereiten, sollen diese bereits in vorgelagerten
Semestern und Jahrgängen im Rahmen des Unterrichts intensiv behandelt
werden.
- Zudem sollen digitale Medienformate stärker Berücksichtigung finden
als bisher und das Erstellen der Arbeiten auf freiwilliger Basis
attraktiveren.
- Die Diplomarbeit an den BHS soll bestehen bleiben.
- Die Diplomarbeit an den BHS bietet die Möglichkeit,
berufsspezifische Denkweisen und erworbene Kompetenzen über den
gesamten Ausbildungsweg sichtbar zu machen.
- Sie ist praxisorientiert und zeigt den Berufsfeldbezug in
unterschiedlichsten Realisierungsformen, zum Beispiel in
Gestaltungsprojekten, Kooperationen mit Unternehmen
unterschiedlicher Branchen, Institutionen, NGOs, Betriebsanalysen,
Konzeptanalysen, Machbarkeitsstudien, Konstruktion von Prototypen,
aber auch in sozialwissenschaftlichen Projekten.
- Abschlussarbeiten an BMS sollen entfallen.
- Gerade in diesem Bereich ist die gesamte schulische Laufbahn stark
fachpraktisch ausgerichtet.
- Daher sollen statt der Arbeit neue Instrumente der Reflexion im
Rahmen des Fachunterrichts zum Einsatz kommen.
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