- 03.05.2024, 14:05:48
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#sogamoi! „kulturMontag“-Auftakt zu neunteiliger interaktiver Serie über Österreichs Dialekte am 6. Mai in ORF 2
Außerdem u. a.: Xenia Hausner live im Studio, Amos Gitais Werk an der Burg und im Filmmuseum; danach: Doku „Anna Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“
Utl.: Außerdem u. a.: Xenia Hausner live im Studio, Amos Gitais Werk
an der Burg und im Filmmuseum; danach: Doku „Anna Jermolaewa.
Die Sprache des Widerstandes“ =
Wien (OTS) - „Wia redstn eigentli wirkli?“ fragte sich ein Salzburger
Forscherteam der Universität Paris Lodron und hat sich akribisch auf
Dialekt-Expedition quer durch Österreich begeben. Der „kulturMontag“
greift das spannende Projekt auf und widmet diesem eine neunteilige
Serie, die in der nächsten Ausgabe am 6. Mai, um 22.30 Uhr in ORF 2,
startet. Das ORF-Kulturmagazin befasst sich darin umfassend mit dem
Thema und lädt das ganze Land unter dem Motto #sogamoi zum
interaktiven Mitmachen über die kostenlose Dialekt-App OeDa ein.
Weiters befasst sich die von Clarissa Stadler präsentierte Sendung
mit Xenia Hausners jüngstem Werk im Rahmen des
Kulturhauptstadt-Jahres Bad Ischl Salzkammergut und begrüßt die
Künstlerin live im Studio. Außerdem berichtet der „kulturMontag“ über
die auf Dialog und Frieden setzende Arbeit des israelischen
Filmemachers Amos Gitai, der am Samstag (4. Mai) mit seinem Stück
„Chronik eines Mordes – Jitzchak Rabin“ am Wiener Burgtheater
Premiere feiert bzw. mit einer gerade eröffneten Retrospektive im
Filmmuseum als Filmemacher gewürdigt wird.
Anschließend an das Magazin steht die neue Dokumentation „Anna
Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“ (23.30 Uhr) anlässlich der
60. Biennale von Venedig auf dem Programm.
#sogamoi: Mit interaktiver Sprachserie dem Dialekt auf der Spur –
Mitmachen erwünscht!
Nichts trennt so sehr wie die gemeinsame Sprache, wusste schon
Kabarettisten-Legende Karl Farkas und meinte damit nicht nur die
altbekannten Sprachbarrieren zwischen den teutonischen Nachbarn, den
Schweizer Eidgenossen und den Alpenrepubliklern. Auch untereinander
sind sich Herr und Frau Österreicher nicht immer einig und das
Spektrum an Dialekten im Lande groß. Ein Salzburger Forscherteam der
Universität Paris Lodron hat sich akribisch auf Dialektsuche quer
durch Österreich gemacht. Welche Dialekte gibt es? Was verändert
sicht? Und wird das Idiom der Wiener, Steirer oder der Kärntner gar
ganz verschwinden? Für dieses ambitionierte Vorhaben haben die
Wissenschafter:innen zusätzlich eine kostenlose App fürs Handy
entwickelt, mit der die Österreicher:innen bei der wissenschaftlichen
Erforschung der heimischen Dialekte eingebunden sind. Über „OeDA“,
auf gut Wienerisch also Oida oder Alter, können die Nutzer:innen auf
verschiedene Arten Dialektwörter und -sätze sammeln, Sprachproben
aufnehmen und sich die gesammelten Wörter und Ausspracheformen auf
Sprachkarten anzeigen lassen.
Der „kulturMontag“ stellt das Projekt vor und begibt sich in einer
neunteiligen Serie auf eine Forschungsreise quer durch alle
Bundesländer. Wer spricht noch Dialekt, welche Beziehung hat die
Nation zu ihrer Sprache und wem gehört der Dialekt überhaupt? Ist er
identitätsstiftend oder ideologisch belastet? Diesen Fragen versucht
das ORF-Kulturmagazin gemeinsam mit Sprachwissenschafter:innen,
Künstler:innen, Musiker:innen und Schriftsteller:innen auf den Grund
zu gehen. Unter dem Titel #sogamoi startet der „kulturMontag“ einen
Publikumsaufruf: Die Österreicher:innen sollen die für sie schönsten,
schiachsten, seltensten, oder auch typischsten Lieblingsausdrücke via
Handy aufnehmen und an das Redaktionsteam schicken. Am Ende der Serie
soll eine Österreich-Landkarte der Dialekte und aus den eingesendeten
Wörtern ein Mundart-Song entstehen.
Sinnbild unserer Zeit – Xenia Hausners Skulptur „Atemluft“ in Bad
Ischl
Unbeschreiblich weiblich ist das Werk der österreichischen Malerin
und Bühnenbildnerin Xenia Hausner, die in Berlin und Wien lebt und
arbeitet sowie seit mehr als 30 Jahren auch in Traunkirchen im
Salzkammergut ein Atelier hat. Der künstlerische Beruf ist der
Tochter des 1995 verstorbenen Phantastischen Realisten Rudolf Hausner
Berufung. Nachdem sie lange Jahre erfolgreich als Bühnenbildnerin
tätig war, wandte sich die heute 73- jährige Wienerin 1990 der
Malerei zu. Es war eine Lebensentscheidung, für sie die ultimative
Freiheit, nur auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Im Zentrum
ihres akribisch inszenierten Werks steht der Mensch, doch die Themen
und Geschichten Hausners werden vorrangig von Frauen verkörpert, die
alle Rollen einnehmen und so stellvertretend für alle
Genderzugehörigkeiten agieren. Hausners Frauenbilder spiegeln eine
differenzierte weibliche Befindlichkeit wider. Meist in
Überlebensgröße werden ihre Figuren zu Stellvertretern allgemein
gültiger Situationen und existenzieller Lebensfragen.
Im Jahr der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut ist die
international renommierte Künstlerin auch im Kulturkomitee als
Botschafterin vertreten. Der idyllischen Gegend ist Hausner seit
Kindertagen eng verbunden. Jetzt präsentiert sie dort im Rahmen der
Kulturhauptstadt ihre erste skulpturale Arbeit im öffentlichen Raum.
Unter dem Titel „Atemluft“ zeigt sie mitten in Bad Ischl vor dem
Bahnhof eine drei Meter hohe Aluminium- und Bronzeskulptur, mit der
sie auf die gesellschaftlichen wie existenziellen Probleme unserer
Zeit verweisen will. Die schreiende weibliche Figur, auf deren Kopf
eine Sauerstoffflasche lastet, ist ein sinnliches Bild der
Verzweiflung, ein Ringen um das, was wir brauchen, um zu leben, ein
Aufschrei darüber, was wir uns vergeben. Über den Zynismus und
mangelnden Realitätssinn einer Gesellschaft, über Täter und Opfer,
die wir alle sind, ihre Wahlheimat und das Kulturhauptstadtjahr
spricht Xenia Hausner mit Clarissa Stadler live im Studio.
Aufforderung zum Dialog – Filmemacher Amos Gitai am Burgtheater und
im Filmmuseum
In Zeiten eines eskalierenden Krieges, von Spaltungen,
antisemitischer Gewalt und einer unerbittlichen Flut an Fake News
bieten Amos Gitais Arbeiten Raum zum Zuhören sowie Nachdenken und
fordern auf zum Dialog für eine friedlichere Zukunft zwischen
Israelis und Palästinensern. Der Filmemacher gilt als einer der
renommiertesten Regisseure Israels und schonungsloser Chronist des
Nahost-Konflikts: Seit mehr als 50 Jahren widmet er sich seinem
Heimatland mit all seinen Widersprüchen, Kontroversen und Kriegen,
seine Filme kreisen um Trauma und Konflikt. Schon als junger
Architekturstudent, dessen Vater, der Bauhaus-Architekt Munio
Weinraub, 1933 aus Nazi-Deutschland geflohen war, wurde er mit den
Schrecken des Krieges konfrontiert. 1973, im Jom-Kippur-Krieg, wurde
er als Reservist von der israelischen Armee einberufen und während
der Kampfhandlungen schwer verletzt. Die Eindrücke und Bilder des
Grauens haben ihn nie wieder losgelassen. Seit fast 30 Jahren kreist
Gitai immer wieder um ein Thema: die Ermordung des israelischen
Premierministers Jitzchak Rabin im Jahr 1995 durch einen
rechtsextremen Studenten, Mitglied der Siedlerbewegung, während einer
Friedenskundgebung in Tel Aviv, die einen negativen Wendepunkt im
damals gerade angelaufenen Friedensprozess zwischen Israelis und
Palästinensern markiert. Schon 2015 hat der Regisseur in seinem Film
„Rabin, the Last Day“ die Ereignisse festgehalten. Für das Wiener
Burgtheater erarbeitet er mit den Schauspielerinnen Bibiana Beglau
und Dörte Lyssewski nun zum selben Thema sein Stück „Chronik eines
Mordes“. Das Wiener Filmmuseum widmet dem 73-Jährigen, der zwischen
seiner Heimatstadt Haifa und Paris pendelt, eine umfassende
Retrospektive.
TV-Porträt „Anna Jermolaewa. Die Sprache des Widerstandes“ (23.30
Uhr)
Welche Mittel haben Menschen in der Hand, um sich in der heutigen
Welt gegen Ungerechtigkeit, Extremismus, Radikalisierung zu wappnen?
Anna Jermolaewa hat ein paar Ideen dazu. Der Film von Ines Mitterer
begleitet die österreichische Künstlerin bei den finalen
Vorbereitungen für ihren großen Auftritt im Österreich-Pavillon auf
der Biennale in Venedig 2024. Wie in den meisten ihrer Arbeiten geht
es dabei politisch und poetisch um gesellschaftlich relevante Fragen
unserer Zeit: das Ringen um Menschenrechte, die Verteidigung von
Bürger:innenrechten, das Drama der Flucht sowie Widerstand unter
zunehmend repressiven und diktatorischen Regimen – etwas, das Anna
Jermolaewa selbst als Kind und Jugendliche erlebt hat.
1989 aus der heimatlichen UdSSR geflüchtet, bildet die Künstlerin mit
ihrer Arbeit Geschichte ab – aber vor allem, wie sich der Lauf der
Geschichte auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft konkret
auswirkt. Das Menschliche hat einen hohen Stellenwert in Anna
Jermolaewas Kunst, wenn nicht den höchsten. Und deshalb ist diese
auch so zugänglich, verführt mit Humor und Poesie, verleitet zum
Eintauchen in komplexe gesellschaftliche und politische
Verflechtungen.
Seit ihrer Flucht setzt sich die 1970 in Leningrad Geborene immer
auch mit dem Leben im heutigen Russland und den Nachfolgestaaten der
UdSSR auseinander. Stellt sich für das Foto „Selbstporträt mit
Diktator“ selbstbewusst neben einen Putin aus Wachs, begleitet in
Videos russische Präsidenten-Lookalikes von Lenin über Gorbatschow
bis Putin bei ihrer Arbeit am Roten Platz oder bereist für die Foto-
und Videoinstallation „Chernobyl Safari“ das Gebiet der Sperrzone
rund um das verlassene Atomkraftwerk, in dem die Fauna prächtig
gedeiht.
Seit dem anhaltenden Überfallskrieg Russlands gegen die Ukraine setzt
sie sich auch aktiv für die Geflüchteten aus der Ukraine ein. So
verwandelt sie etwa in ihrer jüngsten Arbeit „Rehearsal for Swanlake“
gemeinsam mit der geflüchteten ukrainischen Tänzerin und Choreografin
Oksana Serheieva das Ballett Schwanensee in ein Instrument des
friedlichen Aufstandes.
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