• 22.04.2024, 09:00:17
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Situation in österreichischen Pflegeheimen: Es wird gute Arbeit geleistet – die Rahmenbedingungen haben Entwicklungspotential

Wien (OTS) - 

HOSPIZ ÖSTERREICH und Österreichische Palliativgesellschaft OPG
zum aktuellen Bericht der Volksanwaltschaft bzgl. der schmerztherapeutischen Versorgung von Menschen in Alten- und Pflegeheimen.


Die Österreichische Palliativgesellschaft OPG und HOSPIZ ÖSTERREICH setzen sich seit vielen Jahren dafür ein, dass Hospiz und Palliative Care in allen Bereichen der Betreuung von vulnerablen Menschen mehr Raum bekommt. „Die von der Volksanwaltschaft festgestellten Probleme sind eine logische Folge eines Struktur- und Personalmangels in der Pflege.“, sagt der Schmerzmediziner Prim. Univ. Prof. Dr. Rudolf Likar, Past President und aktuell Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG). Schmerzlinderung ist einer der am häufigsten geäußerten Wünsche schwerkranker Menschen und muss besonders im Fokus stehen. Um die bessere Betreuung von multimorbiden Bewohner:innen in Alten- und Pflegeheimen in ganz Österreich voranzutreiben und weiterzuentwickeln, ist unter anderem auch die Hospizbewegung seit vielen Jahren aktiv.

Die Präsidentin von HOSPIZ ÖSTERREICH, Barbara Schwarz: „HOSPIZ ÖSTERREICH setzt sich für eine flächendeckende Umsetzung von Hospizkultur und Palliative Care ein. Das würde gewährleisten, dass in den Pflegeheimen eine hohe Sensibilisierung zum Thema Schmerz stattfindet und in der Betreuung eine rasche und professionelle Schmerzlinderung möglich ist. Wir setzen gerade mit dem Gesundheitsministerium ein innovatives Projekt um, damit palliative Notfallmedikamente in den Einrichtungen gelagert und im Bedarfsfall sofort eingesetzt werden können. Die österreichweite Ausrollung beginnt noch heuer. Damit gelingt ein großer Schritt zur besseren Versorgung von Bewohner:innen mit Schmerzen in der stationären Altenpflege.

 „Unter Schmerz verstehen wir ein Phänomen, das den ganzen Menschen erfasst: körperlich, seelisch, sozial und existenziell. Prof. DDr. Marina Kojer, die Doyenne der gerontologischen Schmerztherapie, spricht angesichts eines zu Ende gehenden Lebens auch von biografischem Schmerz“, so Dietmar Weixler, Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft OPG. 

Seit 2008 gibt es das von HOSPIZ ÖSTERREICH initiierte Projekt „Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen - HPCPH“, bei dem durch Weiterbildung und einen integrierten Organisationsentwicklungsprozess dafür gesorgt wird, dass in einer Einrichtung alle Mitarbeiter:innen auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen, insbesondere auf die Wahrnehmung von Schmerz und Wünschen für die letzte Lebensphase, sensibilisiert sind. Die Entscheidung, welche Instrumente, zum Beispiel zur Schmerzerfassung, im Haus verwendet werden, trifft die Einrichtung im Prozess. 

Dr. Dietmar Weixler: „Wir Ärzte sind auch gemäß Ärztegesetz verpflichtet, Schmerz und andere quälende Symptome zu erfassen und zu behandeln. Entsprechende Aus- und Fortbildungen werden laufend angeboten.

Ende 2021 hatten insgesamt 297 Einrichtungen, das Projekt durchgeführt und Hospizkultur und Palliative Care integriert, 207 Alten- und Pflegeheime und 90 Einrichtungen der mobilen Pflege und Betreuung. Durch die kontinuierliche Ausrollung in den Bundesländern setzen mittlerweile mehr als 300 Alten- und Pflegeheimen das Projekt um. 

Harald Weikl, Vorstandsmitglied HOSPIZ ÖSTERREICH, berichtet von den Auswirkungen des Projekts: „Aus der Sicht der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung erleben wir in den letzten Jahren eine Verbesserung der Situation durch die HPCPH („Hospizkultur und Palliative Care in Alten- und Pflegeheimen“) Schulungen in den teilnehmenden Häusern. Dieses Projekt verhilft den Mitarbeiter:innen zu einem klareren, handlungsleitenden Blick auf die Vorstellungen, Wünsche und Verfügungen der Bewohner:innen von Pflegewohnhäusern.“ Manche Einrichtungen bieten spezielle Schulungen für ihre Mitarbeiter:innen an und implementieren die Durchführung eines Schmerzassessments. 

Eine überwiegende Zahl von Menschen in der Langzeitpflege hat dementielle Erkrankungen. Hier sind wir in der Schmerzerfassung und Verlaufskontrolle einer Schmerztherapie vor allem auf nichtsprachliche Einschätzungsinstrumente angewiesen. Beispiele dazu findet man auf der Website www.palliativ.at.“, sagt OPG-Präsident Dietmar Weixler.

Strukturelle Verbesserungen in der Erreichbarkeit von Ärzten mit palliativmedizinischer Kompetenz und im Bereich der Verordnung von Medikamenten sind dringend nötig. Zudem sollten alle Mitarbeiter:innen von Alten- und Pflegeheimen über Bewusstsein, Kompetenz und Ressourcen für die Erkennung von Schmerzen und Schmerzlinderung verfügen. Palliative Care ist ein wesentliches Kompetenzfeld in der Grundversorgung, sowohl stationär als auch im mobilen Bereich.

Nur wenn es künftig gelingt, Palliative Care Knowhow in allen betreuenden Berufsgruppen bereits in der Grundausbildung in adäquatem Umfang zu vermitteln und in den Strukturen der Gesundheitsversorgung umzusetzen, werden wir die aktuellen Probleme in den Griff bekommen.

Rückfragen & Kontakt

HOSPIZ ÖSTERREICH
Catrin Neumüller
Leitung PR & Fundraising
+43 699 10814946
catrin.neumueller@hospiz.at
www.hospiz.at

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