„Wer hat Angst vor Braunau?“ bester Kinodokumentarfilm – Auszeichnungen heute bei der Diagonale verliehen
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Auszeichnungen heute bei der Diagonale verliehen =
Wien (OTS) - Heute, am Samstag, dem 6. April 2024, wurde bei der
Diagonale in Graz im Rahmen eines Festaktes der diesjährige
Franz-Grabner-Preis für humanistisches Dokumentarfilmschaffen im
Bereich Fernsehen und Kino verliehen. Damit würdigt die im Andenken
an den 2015 verstorbenen ORF-Journalisten und langjährigen Leiter der
ORF-TV-Kulturdoku vergebene Auszeichnung – initiiert von Familie
Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und dem steirischen Filmfestival –
zum bereits siebenten Mal Filmschaffende für ihren im ethischen und
moralischen Sinne verantwortungsvollen und glaubwürdigen Umgang mit
dem jeweiligen Medium. Mit dem Franz-Grabner-Preis in der Kategorie
Fernsehdokumentarfilm wurde heuer das von der ORF-TV-Kultur
koproduzierte Porträt „Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“
(2022) von Alex Wieser über die außergewöhnliche österreichische
Pädagogin, Sozialreformerin und Frauenrechtsaktivistin geehrt; bester
Kinodokumentarfilm ist die Produktion „Wer hat Angst vor Braunau?“
(2023), mit dem Regisseur Günter Schwaiger fünf Jahre lang die
Entwicklungen rund um die Nachnutzung von Adolf Hitlers Geburtshaus
filmisch begleitet hat.
Die Festrede anlässlich der Preisverleihung, die von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport,
Fernsehfonds Austria, Filmcommission Graz und dok.at unterstützt
wurde, hielt Journalistin und Autorin Solmaz Khorsand. Das Preisgeld
von jeweils 5.000 Euro – gestiftet von AAFP und ORF – ist für die
Entwicklung des Folgeprojekts der Preisträgerin bzw. des Preisträgers
vorgesehen.
ORF-TV-Kulturdoku-Leiterin Nuni: „Faszinierendes Mosaik aus Bildern
und Eindrücken unserer Welt“
„Der Franz-Grabner-Preis ist bereits seit einigen Jahren ein Fixstern
in der heimischen Filmlandschaft. Humanistische Werte, soziale
Verantwortung und ein klares Bekenntnis zu qualitativen Filmen
prägten das Schaffen unseres verstorbenen Kollegen Franz Grabner und
sind auch maßgeblich für den Preis relevant. Die international
besetzte, jährlich wechselnde Jury garantiert Diversität und
Objektivität. So auch dieses Jahr: Sehr unterschiedliche Filme wurden
ausgewählt und bilden gemeinsam ein faszinierendes Mosaik aus Bildern
und Eindrücken unserer Welt. Besonders freut es mich, dass unsere
Koproduktion mit Alex Wieser ‚Eugenie Schwarzwald: Pionierin der
Moderne‘ den begehrten Preis erhalten hat: Ein Film über eine mutige,
visionäre Frau, die sich von den äußeren Gegebenheiten nicht
abschrecken ließ und für eine bessere Welt gekämpft hat. Ich
gratuliere beiden Preisträgern herzlich“, sagt Sharon Nuni,
Ressortleiterin der ORF-TV-Kulturdokumentationen und in dieser
Position Nachfolgerin Franz Grabners.
Diagonale-Intendanten Slanar und Kamalzadeh: Würdigung für
„künstlerischen Anspruch und kritisches, reflexives Denken“
„Wir freuen uns sehr, dass der Franz-Grabner-Preis weiterhin auf der
Diagonale vergeben werden kann. Der Namensgeber bürgt für
Qualitätsjournalismus und einen politisch unabhängigen
öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der Preis verfolgt die Idee, den
Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms zu
stärken – und damit künstlerischen Anspruch genauso wie kritisches,
reflexives Denken zu würdigen“, unterstreichen die
Diagonale-Intendanten Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh.
Auszüge aus den Jurybegründungen
Die dreiköpfige Jury des Franz-Grabner-Preises 2024 – Karin
Berghammer (Autorin, Regisseurin und Produzentin), Olga Kosanović
(Regisseurin und Autorin) und Martin Kowalczyk (Redakteur, Redaktion
Dokumentarfilm Bayerischer Rundfunk) – begründete ihre Entscheidungen
u. a. so:
„Eugenie Schwarzwald: Pionierin der Moderne“ von Alex Wieser – Bester
TV-Dokumentarfilm – ist das „liebevoll gestaltete Porträt einer
außergewöhnlichen Frau, die nicht nur besonders klug, integer und
visionär war, sondern beseelt von der Idee, einen Unterschied zu
machen. Der Film ist getragen von einer fundierten Recherche zu
seiner Protagonistin, sowie den gesellschaftspolitischen
Implikationen ihres Wirkens und zeichnet sich formal durch eine
handwerklich solide und stimmige Umsetzung, mit viel Gespür für
Details auf allen Ebenen, aus“, lautet es in der Begründung der Jury.
Und weiter: „Smarte Interviews, Archivmaterial und Reenactments
ergeben ein stimmiges Ganzes, aus dem Herzblut tropft. Ein Film, der
Mut macht, das Neue willkommen zu heißen und das Undenkbare zu wagen.
Ein Zeitdokument, das inspiriert, auch unter widrigen Umständen die
eigenen Grenzen zu hinterfragen und sich im Kollektiv gegenseitig zu
unterstützen, sodass die Angst vor dem Scheitern bewältigbar und die
eigene Wirkungsmächtigkeit erlebbar wird.“
„Wer hat Angst vor Braunau?“ von Günter Schwaiger – Bester
Kinodokumentarfilm – ist laut Jurybegründung „ein Film, der sich sehr
persönlich auf die Suche macht, wie es mit der Heimat eigentlich
aussieht. Der Milieustudie eines besonderen Ortes ist, viele Menschen
zu Wort kommen lässt, Beobachtungen zeigt, die manchmal auch wie
Realsatire scheinen, von Verdrängung und Sprachlosigkeit erzählt, und
von fehlender Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte“. Und
weiters konstatiert die Jury: „Der Filmemacher ruft sich und uns
dabei auch ins Bewusstsein, dass die eigene Familie bei all dem Teil
war. Und dass die Vergangenheit als Erbe auch auf die Nachkommen
wirkt, ob sie das wollen oder nicht – bis heute. Eine besondere
Stärke von ‚Wer hat Angst vor Braunau‘ ist, dass es dem Film gelingt,
ohne mit dem Finger zu zeigen die dringende Notwendigkeit einer
weiteren Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit
Österreichs fassbar zu machen.“
Neben den beiden Preisträgerfilmen waren weiters folgende
Produktionen zum Franz-Grabner-Preis 2024 nominiert: in der Kategorie
Fernsehdokumentarfilm die von Heidi Neuburger-Dumancic gestaltet
ORF/3sat-Dokumentation „Eine Gesellschaft ohne Arbeiter“ (2023) sowie
die deutsche Dokumentation „Flash Wars – KI im Krieg“ (2023) von
Daniel Andrew Wunderer; in der Kategorie Kinodokumentarfilm die
beiden vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierten
Projekte „Stillstand“ von Nikolaus Geyrhalter und Brigitte Weichs „…
ned, tassot, yossot …“.
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