• 26.03.2024, 13:09:20
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Volkshilfe: "Ernährungsarmut ist kein Mythos, sondern bittere Realität"

Präsident Sacher sieht dringenden Handlungsbedarf gegen Ernährungsarmut

Wien (OTS) - 

„Ernährungsarmut ist kein Mythos, sondern bittere Realität von tausenden Österreicher:innen, wie die heute veröffentlichten, repräsentativen Befragungsdaten der Statistik Austria zeigen”, reagiert Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich auf die neuen Ergebnisse der „So geht’s uns heute“-Umfrage. Seit 2021 wird diese Umfrage alle drei Monate in zehn EU-Ländern durchgeführt, sie erfasst Veränderungen der Lebensbedingungen, des Einkommens und des Wohlergehens der Österreicher*innen und ist damit ein guter Spiegel für die Politik.

Erschreckende Ergebnisse
In Österreich gaben 3% der 18- bis 74-Jährigen im vierten Quartal 2023 an, dass sie sich in den vorangegangenen drei Monaten oft oder manchmal nicht genug zu essen leisten konnten. „Das sind rund 176 000 Menschen in einem reichen Land wie Österreich. Das sind wirklich erschreckende Ergebnisse. Die Erfahrungen in unseren Sozialmärkten bestätigen diese Umfrageergebnisse“, so Präsident Sacher. Deutlich stärker betroffen sind Personen bzw. Haushalte mit niedrigem Einkommen bzw. Arbeitslosengeldbezug. Bei den Personen mit niedrigem Einkommen ist es sogar mehr als jede:r 10. (10,8%).

Belastungen von Familien und Strategien gegen Ernährungsarmut
In der Gruppe der Ein-Eltern-Haushalte (6,4%) sind Hungererfahrungen überdurchschnittlich stark präsent, noch höher liegt der Anteil bei Mehrkind-Familien mit über 10% laut Statistik Austria. Während sich in der Gesamtbevölkerung insgesamt ein Trend des leichten Rückgangs von Deprivation abzeichnet, stieg die Zahl der Kinder, die aus finanziellen Gründen nicht jeden zweiten Tag ein Hauptgericht (Fisch, Fleisch oder eine vergleichbare vegetarische Alternative) bekommen im Jahresvergleich der beiden 4. Quartale 2022 und 2023 an: waren 2022 noch 7,1% (112.000) der unter 18 Jährigen betroffen, waren 2023 8,2%, was rund 130.000 Kindern und Jugendlichen entspricht. 

“Wenn wir berücksichtigen, dass wir von einer hohen Dunkelziffer bei diesem Thema ausgehen, können wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Preise für Lebensmittel gingen auch im Jahr 2024 nicht zurück, sie stiegen nur weniger schnell als in den Vorjahren. „Aber die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Teuerung ist weg. Dabei sind die teuren Lebensmittel für viele Armutsbetroffene ein enormes Problem“, so Sacher. Bestimmte Produktgruppen, darunter Fleisch, Obst und Gemüse können nur noch im Angebot gekauft werden. Was auf dem Teller landet, hängt von den Preisen im Supermarkt ab”, erzählt der Direktor der Volkshilfe Erich Fenninger  aus der Arbeit mit armutsbetroffenen Familien. 

Ostern als zusätzliche finanzielle Belastung
“Viele Menschen verbinden Ostern mit einer üppigen Osterjause zusammen mit der Familie. Gerade erst heute erzählte eine Mutter aus dem Projekt “Mut schaffen”, wie belastend die zusätzlichen Kosten rund um die Feiertage seien. ‘Ein Urlaub in den Oster-Ferien ist sowieso nicht drinnen, aber selbst das Osterkörbchen zu füllen, ist schwierig. Man will ja nicht nur Süßigkeiten schenken”, berichtet Fenninger aus einem Gespräch mit einer Sozialarbeiterin der Volkshilfe. 

“Maßnahmen gegen die Teuerung, gerade im Bereich Wohnen und Lebensmittel, braucht es immer noch”, so Sacher. Einmalzahlungen sind verpufft, Wirkung dagegen zeige die Indexierung von Transferleistungen. Doch diese senken die Preise nicht. “Politiker:innen, die Ernährungsarmut in Österreich leugnen oder armutsbetroffene Familien beschämen, lösen das Problem nicht. Was wir brauchen sind Markteingriffe, um die finanzielle Mehrbelastung von Menschen in Österreich zu beenden“, fordern Sacher und Fenninger abschließend.

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Volkshilfe Österreich
Erwin Berger, MAS
Leiter Kommunikation Volkshilfe Österreich
+43 676 83 402 215
erwin.berger@volkshilfe.at

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