Fenninger lehnt die Herabsetzung der Strafmündigkeit grundsätzlich ab
"Mit Entsetzen haben wir die Berichte über eine Vergewaltigung eines 12-Jährigen Kindes durch eine Gruppe von Burschen verfolgt. Dieser Fall ist unerträglich, für das betroffene Kind braucht es nun die beste medizinische, psychosoziale, finanzielle und therapeutische Unterstützung. Aber es braucht noch mehr. Jedes Opfer machistischer und patriachaler Gewalt hat das Recht darauf, dass Politiker*innen und Verwaltung ernstgemeinte Schritte zum Schutz aller Frauen und Mädchen in diesem Land setzen", so Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich.
Keine Herabsetzung der Strafmündigkeit
Die Diskussion über eine Herabsetzung des strafmündigen Alters flammt immer wieder populistisch auf, wenn besonders brutale und furchtbare Verbrechen von Menschen unter 14 Jahren begangen werden. Sie wird besonders von rechtspopulistischen und konservativen Politikern anlassbezogen geführt, während kaum Expert:innen gefunden werden können, die eine solche Forderung unterstützen. Dem Vorstoß durch den Bundeskanzler fehle es daher, so Fenninger, selbst Sozialarbeiter, an wissenschaftlicher Evidenz. Denn kindspezifische Devianz sieht in der Regel anders aus und ist nicht mit den bekannt gewordenen brutalen Verbrechen zu vergleichen. Eine Herabsetzung der Strafmündigkeit würde alle Kinder und Jugendlichen treffen. Expert:innen sprechen auch davon, dass die Herabsenkung der Strafmündigkeit keine "angsteinflößende" und damit präventive Wirkung habe.
Volkshilfe fordert Gewaltschutz und effektive Maßnahmen
Fenninger kritisiert die Instrumentalisierung der Betroffenen: "Österreich hat ein Problem mit Gewalt, die von toxischer Männlichkeit ausgeht. Das beweist dieser Fall, wie auch die vielen Frauen, die Österreich durch Femizide in den vergangenen Jahren verloren hat. Das jetzt zum Anlass zu nehmen, um das Alter der Strafmündigkeit zu senken ist der falsche Weg." Wir brauchen Investitionen in Gewaltprävention, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, in der kindbezogenen Infrastruktur und allen anderen Kontexten der sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen", argumentiert Fenninger und unterstützt daher die Forderungen der Gewaltschutzexpert*innen nach mehr finanziellen Ressourcen und einer abgesicherten Finanzierung für viele Jahre.
Fenninger warnt angesichts der Diagnose, das toxische Männlichkeit die Ursache der Gewalt gegen Mädchen und Frauen sei, auch davor, Kinder in Gefängnissen unterzubringen. "Gefängnisse sind keine Orte für Kinder, wo sollen vor allem männliche Straftäter gesunde Männlichkeit erleben? Wer schützt sie vor Ort und wie soll die Situation danach besser werden?”. Zudem seien die Gefängnisse ohnehin schon überfüllt. Vielsprechender ist hier die Täter-Arbeit, der es gelingen kann, dass diese Burschen von weiteren Straftaten abgehalten werden. “Des weiteren bin ich davon überzeugt, dass eine Orientierung auf das Kindeswohl von allen Kindern ein wichtiger Ansatzpunkt ist. Denn ein Grund, warum die Burschen straffällig werden, ist nicht selten auch eine erlebte Missachtung ihrer Rechte und ihres Wohls", so Fenninger abschließend.
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