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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Verletzte Generationen", von Marco Witting

Ausgabe vom Freitag, 2. Februar 2024

Innsbruck (OTS) - 

Zwei Jahre picken sich Aktivistinnen und Aktivisten schon auf die Straßen. Es gab Aufmerksamkeit, Ärger, Aggressionen. Während in Deutschland künftig anders demonstriert wird, klebt man in Österreich weiter an den Aktionen. Ein Fehler.

   Die Häme pickt. Im Fasching werden die Klimakleber wohl wieder mit Hohn überschüttet werden. So wie schon im vergangenen Jahr. Während man in Deutschland künftig andere Formen des Protestes suchen möchte (was immer auch die angekündigten „ungehorsamen Versammlungen“ bedeuten), will die Letzte Generation in Österreich an den Straßenblockaden festkleben. Zwei Jahre nach den ersten derartigen Aktionen in Wien müssen sich die Aktivistinnen und Aktivisten aber die Frage gefallen lassen, was sie bisher überhaupt erreicht haben. War es am Anfang noch Aufmerksamkeit, ein Aufbegehren der Jugend und Diskurs, ist es schon seit einer langen Zeit nur noch Ärger und Groll. Das tut der Sache und dem Klimaschutz nicht gut. So gesehen ist die Antwort auf die Frage nach dem Erreichten recht einfach: nicht viel.
   Protest wird nie bequem sein, wenn er erfolgreich sein will. Klar. Folgt man dem Mantra der Letzten Generation, war die Linie der Protestierenden konsequent. Aber eine Veränderung im Verhalten der Menschen herbeizuführen, indem man ihnen oberlehrerhaft sagt, was alles zu machen sei, und sie gleichzeitig im Alltag stört, nervt und wieder nervt, war und ist auf Dauer nicht zielführend. Die Störaktion beim Skiweltcup in Gurgl steht beispielhaft für diese Fehlentwicklung in den vergangenen beiden Jahren – nicht nur hier hat man sich schlichtweg die falsche Veranstaltung für eine Protestaktion ausgesucht. 
   So gibt es die Letzte Generation und verletzte Generationen auf allen Seiten, weil aus dem Dialog über den Klimaschutz zwischen Jung und Alt ein Streit über Sinn und Unsinn der Störaktionen geworden ist. Und anstatt diesen Austausch und ein Miteinander zu suchen, klebt man weiter. 
Was aber auch ganz klar ist: Man mag sich über Dinge lustig machen, ein Spaß ist der Klimawandel nicht. Man mag sich über die Form des Protests aufregen, eine Alternative zur Veränderung unseres Handels in Sachen Umwelt gibt es nicht.


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