Ausgabe vom Mittwoch, 31. Jänner 2024
Der Prozess um die Tiwag-Strompreise hat auch gezeigt, wie der Landesversorger mit dem in Tirol hergestellten Strom an der Energiebörse hin und her spekuliert, um den Gewinn zu steigern. Ein wichtiges Preis-Rätsel blieb aber noch ungelöst.
Das Urteil des Innsbrucker Bezirksgerichtes gegen die Tiwag nach einer Musterklage der AK hat im Kern bestätigt, was Handelsgericht und OLG Wien schon beim Verbund festhielten: Energiekonzerne, die selbst viel (günstigen) Strom produzieren, können sich nicht auf internationale Börsenpreise berufen, um die eigenen Stromtarife zu erhöhen. Das letzte Wort ist zwar noch nicht gesprochen, die Causa Verbund liegt vor dem Höchstgericht. Entsprechende Klauseln wurden aber bereits gelöscht, auch das Gesetz wurde geändert.
Der Tiwag-Prozess hat aber, auch dank des präzisen Nachhakens des Richters, das Scheinwerferlicht auf die Strom-Deals der Tiwag gerichtet und damit mehr als eine unzulässige Preiserhöhung offengelegt. Nämlich was mit dem Strom passiert, den die Tiwag mit ihren Wasserkraftwerken in Tirol produziert. Wer bislang der Meinung war, der vom Landesversorger hergestellte Strom landet quasi direkt beim Tiroler Kunden, irrt. Vielmehr handelt die Tiwag mit jeder Megawattstunde Tiroler Strom mehrfach an der Energiebörse, um ihren Gewinn zu steigern, wie ein Tiwag-Experte in der Verhandlung ausführte. Es sei ein ständiges Ver- und Zurückkaufen des Eigenstroms, schilderte er anhand eines Beispiels: Ist etwa für Dezember der Verkaufspreis an der Börse am höchsten, wird die Planerzeugung im Dezember verkauft. Ändern sich die Bedingungen, sodass etwa im November der Preis höher ist, werde die bereits verkaufte Dezember-Menge an der Börse wieder zurückgekauft und dann eben für November noch teurer verkauft. Speicherkraftwerke, so der Fachmann, dienten dazu, mit dem Strom den besten Preis am Markt zu erzielen. Zulässige Strategie nennen es die einen, Stromspekulation zu Lasten der Tiroler die anderen. Man wird sehen, ob im Zuge der Neuausrichtung der Tiwag dieses Modell hinterfragt wird.
Ein wesentlicher Punkt im Streit um günstige Stromtarife für Tirols Bevölkerung und die heimische Wirtschaft bleibt aber offen: Wie viel kostet die Tiwag eine Kilowattstunde selbst produzierter Strom? Die AK war auch angetreten, um die Tiwag hier zur Transparenz zu zwingen. Dieses Preis-Rätsel bleibt vorerst leider ungelöst.
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