Wien (OTS) - Nicht nur angesichts der aktuellen sozialen und
gesellschaftlichen Herausforderungen sind die vielfältigen Stimmen
der Kirchen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften in Österreich von
zentraler Bedeutung. Sie bilden in ihrer Diversität die
österreichische Gesellschaft ab und tragen wesentlich zu einem
friedvollen Zusammenleben aller Menschen in Österreich bei. Gestern,
Donnerstag, 11. Jänner 2024, lud ORF-Generaldirektor Roland Weißmann
die Spitzen der 16 gesetzlich anerkannten Kirchen und
Religionsgesellschaften in Österreich zu einem Gedankenaustausch im
ORF-Mediencampus, bei dem die Bedeutung unabhängiger
Religionsberichterstattung und deren Beitrag zu Verständigung und
Zusammenhalt in der österreichischen Gesellschaft besonders
hervorgehoben wurden.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann begrüßte u. a. Kardinal Christoph
Schönborn, Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B.,
Maria Kubin, Bischöfin der Altkatholischen Kirche, Jaron Engelmayer,
Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Ümit Vural,
Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, und in
Vertretung von Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen
Buddhistischen Religionsgesellschaft, deren Vizepräsident Erich
Leopold. An der Veranstaltung nahmen neben weiteren Vertreterinnen
und Vertretern der verschiedenen christlichen Kirchen und zahlreicher
anderer Religionsgemeinschaften auch die neue Caritas-Präsidentin
Nora Tödtling-Musenbichler, die neue Evangelische Synodenpräsidentin
Ingrid Monjencs, seitens der ORF-Info-Chefredaktion Johannes
Bruckenberger, Gabriele Waldner-Pammesberger, Sebastian Prokop und
Inka Pieh, Stiftungsrat Bernhard Tschrepitsch sowie die Publikumsräte
Christoph Riedl und Martin Schenk teil.
Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Barbara Krenn, Leiterin der
ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik – multimedial“, die u. a.
einen Ausblick auf das 2023 gestartete multimediale Projekt „Was
glaubt Österreich?“ in Kooperation mit der Universität Wien gab. Am
Ende des Projekts – Ende 2024 – soll eine vom Zukunftsfonds
Österreich geförderte repräsentative Studie vorliegen, die Auskunft
darüber gibt, was die Wert- und Glaubensvorstellungen der Menschen in
Österreich angesichts der großen gesellschaftlichen Entwicklungen wie
Säkularisierung, Pluralisierung und Digitalisierung charakterisiert.
Die beiden Studienautorinnen Regina Polak und Astrid
Mattes-Zippenfenig vom Forschungszentrum „Religion and Transformation
in Contemporary Society“ der Universität Wien berichteten über den
bisherigen Stand und geplanten Studienaufbau.
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Unsere Gesellschaft braucht
kritischen und unabhängigen Journalismus, um die großen
Herausforderungen, vor denen wir stehen, gut zu meistern.“
„Glaube und Religion spielen im Leben vieler Menschen in Österreich
eine wichtige Rolle und nehmen daher im ORF einen großen Stellenwert
ein. Die Abteilung Religion und Ethik hat mit ihren 19 regelmäßigen
Formaten in Radio, Fernsehen und mit religion.ORF.at mit Abstand das
größte Religionsangebot im Vergleich zu anderen
öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Europa. Für den ORF sind
mit der Novelle zum ORF-Gesetz wichtige Weichenstellungen für die
Zukunft vorgenommen worden. Gleichzeitig gerät der
öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seiner kritischen und unabhängigen
Berichterstattung – nicht nur in Österreich – immer mehr unter Druck.
Gerade in Zeiten von Fake News ist ein Journalismus – und eben auch
ein Religionsjournalismus – im Sinne des öffentlich-rechtlichen
Auftrags von enormer Bedeutung. Einen solchen Journalismus braucht
unsere Gesellschaft, um die großen Herausforderungen, vor denen wir
stehen, gut zu meistern. Demokratie braucht – und in diesen Zeiten
umso mehr – öffentliche Diskurse und starke Stimmen, die sich zu Wort
melden. Sie tun das immer wieder und ermutigen mit Ihrer Arbeit viele
Menschen, sich an verschiedenen Diskursen zu beteiligen. Diese
Stimmen braucht unsere Gesellschaft und die brauchen auch wir im ORF,
um ein ORF für alle sein zu können.“
Spitzenvertreter:innen der Kirchen und Religionsgemeinschaften zur
Bedeutung unabhängiger Religionsberichterstattung und deren Beitrag
zu Verständigung und Zusammenhalt in der österreichischen
Gesellschaft:
Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien:
„Religion berührt die wesentlichen Fragen des Lebens und die Tiefe
der menschlichen Seele – und kann daher gesellschaftliche Spannungen
lindern oder anheizen. Den Unterschied macht dabei aus, ob wir von
den anderen etwas wissen, ob wir ihre Vertreter kennen und schätzen
gelernt haben, ob wir ihre Absichten einschätzen und Handlungen
einordnen können. Es muss Kenntnis und Begegnung geben, damit
Vertrauen möglich ist. In einer Zeit zunehmender Polarisierung
braucht es daher mehr denn je seriösen, unaufgeregten Journalismus,
nicht nur, aber gerade auch im Bereich der Religionen: breit
rezipierte Berichterstattung, die objektiv informiert und nicht
kampagnisiert. In der Arbeit der Religionsabteilung des ORF erfahren
wir immer wieder den Willen und das Bekenntnis zu dieser Art von
Journalismus. Dafür bin ich dankbar – als katholischer Bischof, aber
auch als österreichischer Staatsbürger.“
Michael Chalupka, Bischof der Evangelischen Kirche A.B.:
„Eine unabhängige und transparente Berichterstattung über Religionen
– die auch durchaus kritisch sein kann und muss – wie der ORF sie
liefert, ist von hohem Wert, weil sie komplexe
religionsgeschichtliche und religionspolitische Zusammenhänge
transparent und nachvollziehbar macht. Damit liefert der ORF
Informationen mit hoher Kompetenz und dient so dem demokratischen
Diskurs in der Gesellschaft. Der ORF bietet darüber hinaus mit seinen
sinnstiftenden Angeboten eine Plattform für Menschen, die in
unterschiedlicher Weise ihre Spiritualität leben. So ermöglicht der
ORF den Menschen, auch über das Medium, einen Zugang zu spirituellen
Feiern."
Maria Kubin, Bischöfin der Altkatholischen Kirche Österreichs
„Die Zusammenarbeit mit dem ORF ist uns wichtig, um unsere
Kompetenzen und unsere Anliegen öffentlich bekannt zu machen. Unsere
Kirche braucht einen kritischen und verlässlichen Partner, damit
unsere Anliegen für die Verständigung und den Zusammenhalt der
österreichischen Gesellschaft ein Forum haben, in dem sie präsentiert
werden. Deshalb begrüßen wir jede verlässliche, unabhängige und
kritische Religionsberichterstattung im ORF.“
Jaron Engelmayer, Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde
Wien:
„Die religiöse Vielfalt in friedlicher Koexistenz auf dem Fundament
der gemeinsamen Grundwerte bereichert die Gesellschaft. Eine
objektive und unabhängige Berichterstattung über die
Religionsgesellschaften und deren Glaubenswelten sorgt für eine
wichtige Vertrauensgrundlage, um Einblicke in diese zu gewähren und
zu vermitteln. Damit wird der kulturelle Horizont der ZuschauerInnen
erweitert und gleichzeitig Vorurteilen und Vorbehalten mit fundiertem
Wissen und verlässlichen Informationen begegnet, was dem Abbau
sozialer Spannungen und dem friedlichen Zusammenleben förderlich sein
dürfte.“
Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in
Österreich (IGGÖ):
„Die verlässliche, unabhängige und kritische
Religionsberichterstattung des ORF spielt eine entscheidende Rolle in
unserer Gesellschaft, die von Menschen mit unterschiedlichem
religiösem und kulturellem Hintergrund geprägt ist. Durch den
gewährten Einblick in diverse Lebens- und Glaubenswelten ermöglicht
sie nicht nur die Entdeckung von Gemeinsamkeiten über religiöse
Grenzen hinweg, sondern fördert auch ein umfassendes Verständnis für
die Vielfalt innerhalb unserer Gesellschaft. Dieser Ansatz trägt
maßgeblich dazu bei, Vorurteile und stereotype Ansichten zu
vermeiden. Die bereitgestellten Plattformen, auf denen Menschen
unterschiedlichen religiösen Hintergrunds in einem gemeinsamen Raum
repräsentiert werden, sowie die ausgewogene Darstellung verschiedener
Religionen stärken das Gefühl der gesellschaftlichen Zugehörigkeit
ihrer Anhänger:innen zur Gesamtgesellschaft und fördern zugleich das
Vertrauen in die Berichterstattung. Zusätzlich können die
Präsentation unterschiedlicher innerreligiöser Perspektiven sowie
kritische Berichterstattung und offene Diskussionen zur
Selbstreflexion innerhalb religiöser Gemeinschaften beitragen.
Insgesamt leistet die Religionsberichterstattung des ORF einen
bedeutenden Beitrag zur Förderung einer informierten und aufgeklärten
Gesellschaft, die Vielfalt und Respekt für unterschiedliche
Glaubensrichtungen und Kulturen als Bereicherung schätzt, und trägt
auf diese Weise maßgeblich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.“
Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen
Religionsgesellschaft (ÖBR):
„Unbestritten erleben wir verstärkt komplexe Herausforderungen, in
deren Zusammenhang Religionen eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Viel zu oft wird in sozialen Medien oder im weniger qualitativen
Journalismus von ‚den Religionen‘ berichtet, ohne dabei auf die oft
wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Religionen Rücksicht
zu nehmen. Solches Detailwissen ist aber eine Grundvoraussetzung für
eine mündige und demokratische Gesellschaft und hier hat der ORF eine
sehr große Aufgabe und Verantwortung.“
Barbara Krenn, Leiterin der ORF-Hauptabteilung „Religion und Ethik –
multimedial“:
„Die Kirchen, Glaubens- und Religionsgemeinschaften in Österreich
leisten in ihrer Vielfalt und Diversität einen wichtigen
gesellschaftspolitischen Beitrag. Vor allem, wenn es um
gesellschaftspolitische Fragen geht: um Fragen der sozialen
Gerechtigkeit, um Fragen der Würde und Sorge des Menschen, der
Klimagerechtigkeit, des Zusammenlebens in einer pluralen
Gesellschaft. Wir berichten in Radio, Fernsehen und Online über
dieses Engagement und diskutieren unterschiedliche Glaubens- und
Wertvorstellungen. Die ORF-Religionsberichterstattung behandelt keine
Sonderwelt. Ausgangspunkt ist immer eine säkulare, pluralistische
Gesellschaft mit unterschiedlichen Meinungen, die wir miteinander ins
Gespräch bringen.“
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