- 11.01.2024, 08:04:24
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Wie geht Demokratie?
Demokratie lernen heißt Beteiligung erfahren
„Da muss in der Schule angesetzt werden“, hört man bei sämtlichen gesellschaftlichen, meist von Erwachsenen verursachten Problemen. Und sofort wird dafür schon ab der Grundschule ein eigenes Unterrichtsfach, wie z. B. „Leben in einer Demokratie“, gefordert. Die Not ist groß, das diesbezügliche Anliegen verständlich. Allerdings lässt sich die Entwicklung eines Verständnisses für Demokratie nicht auf ein Fach reduzieren. Die Schule muss ein Ort sein, an dem Demokratie gelebt, Beteiligung täglich erfahrbar wird. Doch leider bietet das die Schule von ihrer Tradition her nicht. Viele Schulbauten, in der Gebäudestruktur an Kasernen orientiert, strahlen noch heute zu sehr den Geist der Einordung und Unterordnung aus.
Erfahrungen und Lernprozesse, die auf verantwortungsbewusstes und demokratisches Handeln abzielen, müssen ganz bestimmt schon in der Volksschule grundgelegt werden.
Um das zu ermöglichen, brauchen Kinder und Jugendliche Unterrichtsformen, die sie in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und Autonomie unterstützen. Die Kompetenzen, die für respektvolles Zusammenleben bedeutsam sind, können nur in einem entsprechenden Lernsetting entwickelt werden. Dazu gehören alle Formen offenen oder projektorientierten Unterrichts – in reformpädagogischen Konzepten schon Jahrzehnte erprobt. Diese sind darauf ausgerichtet, Schülerinnen und Schüler nicht zu belehren, sondern zu beteiligen und ihnen Entscheidungen über ihre eigenen Lernprozesse und Arbeitsvorhaben weitgehend in die Hand zu geben. Dabei werden Selbstständigkeit, Mitbestimmung und Zusammenarbeit gestärkt. Demokratie wird also im Alltag erlebbar gemacht und ihr hoher Stellenwert als unverzichtbar erfahren.
Auch die Beteiligung am Schulleben muss ein Leitgedanke sein, der über eine Auflistung im Schulprofil weit hinausgehen sollte. So gilt es, Formen der Mitwirkung – einen wöchentlichen Klassenrat, ein SchülerInnen-Parlament oder eine Schulversammlung – zu einem ständigen Ritual werden zu lassen.
Auseinandersetzung und Beteiligung an Schule und Unterricht darf kein Pausenfüller für die letzte Schulwoche sein. Kinder haben ein Recht darauf, Demokratie genauso selbstverständlich erlernen zu können wie Mathematik oder Lesen.
Dann muss allerdings das Thema „Wie geht Demokratie?“ auch in der Ausbildung der PädagogInnen einen entsprechend hohen Stellenwert bekommen.
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