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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "In der Logik des Krieges", von Christian Jentsch

Ausgabe vom Mittwoch, 10. Jänner 2024P

Innsbruck (OTS) - 

In Nahost droht eine Ausweitung des Gaza-Krieges auf den Libanon. Die ganze Region könnte dann in Flammen aufgehen. Es drängt eine politische Logik, jenseits der verheerenden Logik des Krieges.

   Über drei Monate nach dem Massaker der Hamas in Israel – bei dem rund 1200 Menschen getötet und 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden – und der folgenden Bodenoffensive der israelischen Armee im abgeriegelten Küstenstreifen herrscht immer noch Krieg. Der Gazastreifen hat sich mittlerweile in ein Trümmerfeld verwandelt, die Verheerungen sind gewaltig, der Zivilbevölkerung fehlt es an Nahrung und medizinischer Versorgung, Hilfsorganisationen sprechen von der Hölle auf Erden. Doch ein Ende des Krieges ist nicht absehbar. Die Hamas-Führung hält sich immer noch im Untergrund verschanzt und ist nicht bereit, zum Wohle aller aufzugeben. Auf der anderen Seite bombardiert Israel weiter und nimmt den Tod Tausender Zivilisten in Kauf.
   Und nun droht eine weitere Eskalation, die das bisherige Blutvergießen in den Schatten stellen würde. An der Nordgrenze Israels liefern sich Israels Armee und die schiitische Hisbollah-Miliz seit Wochen Gefechte, die nun zu eskalieren drohen. Ein offener Krieg zwischen Israel und der Hisbollah hätte dramatische Folgen für die Sicherheit Israels – die vom Iran hochgerüstete Hisbollah  soll mehr als 100.000 Raketen, Bomben und andere Flugkörper besitzen – und würde für den ohnehin wirtschaftlich bereits am Boden liegenden Libanon den Todesstoß bedeuten. Zudem könnte die gesamte Region in Flammen aufgehen, die benachbarten arabischen Staaten drohen zu kollabieren, die Wut auf den arabischen Straßen wächst. Und Europa müsste sich wohl auf eine neue Flüchtlingswelle einstellen.
   Doch es gibt nach wie vor Kräfte, die auf Eskalation setzen. Sie bauen auf die Logik des Krieges, um ihr politisches Überleben zu sichern. Ein Spiel mit dem Feuer mit unabsehbaren Folgen. Es ist höchst an der Zeit, auf politische Lösungen zu setzen – ganz ohne die Hardliner auf beiden Seiten. Die sollten keine Stimme mehr haben. Da müsste die internationale Gemeinschaft Druck machen. Ein Frieden zwischen Israel und den Palästinensern ist möglich, wenn es den politischen Willen dazu gibt. Das hat bereits das Friedensabkommen von Oslo vor 30 Jahren gezeigt. Nur die Umsetzung wurde verhindert.  

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