• 21.12.2023, 22:00:02
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Tiroler Tageszeitung, Leitartikel vom 22. Dezember 2023. Von Anita Heubacher: "Gesperrte Betten, kein Problem mehr?".

Innsbruck (OTS) - 

23 neue Ausbildungsplätze sind gut. Um diese Frohbotschaft zu verkünden, braucht es kein Großaufgebot an Systempartnern. Noch immer ist die Zahl der gesperrten Betten zu hoch und die der überfüllten Kassenpraxen ebenso.   

Es ist etwas befremdlich, was in der Tiroler Gesundheitspolitik für wichtig erachtet wird und was offensichtlich weniger wichtig ist. Wenn Klinikchefs an die Öffentlichkeit gehen, über gesperrte Betten klagen, sagen, dass sie sogar PatientInnen, die Schmerzen haben, wegschicken oder auf einen späteren Operationstermin vertrösten müssen, gibt es keinen Krisengipfel, keine mediale Inszenierung. Es herrscht Schweigen im Walde. Nichts gibt es offensichtlich von sich aus zu sagen. 
Im Gegensatz dazu trommelte diese Woche ÖVP-Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele alles zusammen, was es an SystempartnerInnen vor den Vorhang zu bitten gibt: Den Ärztekammer-Präsidenten, die Geschäftsleitung der Tirol Kliniken, Vertreter der Österreichischen Gesundheitskasse, alle waren sie angetreten, um dann doch ein sehr übersichtliches Ergebnis zu präsentieren. In den nächsten zwei Jahren werden 23 Ausbildungsstellen für Fachärzte in Tirol eingerichtet, um dem Ärztemangel entgegenzutreten. Das ist ohne Zweifel ein Schritt in die richtige Richtung, begrüßenswert. Ob es dazu eine Ärztebedarfsanalyse brauchte, sei einmal dahingestellt. In welchen Fächern es mangelt, hat sich in den letzten Jahren bereits mehr als deutlich und schmerzlich gezeigt. Da hätte man Eltern, die keinen Termin für ihr Kind an der Kinderklinik, beim Kinderarzt oder keinen Betreuungsplatz an der Kinder- und Jugendpsychiatrie bekommen haben, ebenso fragen können wie PatientInnen, die ewig auf einen Augenarzttermin warten.
Alle VertreterInnen im Gesundheitssys­tem wird es brauchen, um die anstehende Schwerpunktsetzung an den Spitälern durchzubringen. Tirols Krankenhäuser produzieren ein immer größeres Minus. Das liegt auch daran, dass die Häuser teils dieselben Leistungen anbieten und man landespolitisch zu lange zugeschaut hat. Hageles VorgängerInnen im Gesundheitsressort waren entweder zeitlich zu wenig lang im Amt oder kommunikativ zu ungeschickt, um die wichtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Nun gibt der Bund die Richtung vor. Bis spätestens 2025 müssen die Länder Spitalsbetten streichen und eine Strukturreform vorlegen. Zum Wohle der PatientInnen kann man nur hoffen, dass Vorstöße wie jene, das Schwerpunktkrankenhaus Natters schließen zu wollen, den TirolerInnen erspart bleiben. 
Vorerst müssen wir uns mit 23 neuen Ausbildungsplätzen trösten und hoffen, dass, wenn alles gut geht, wir in sechs bis zwölf Jahren 23 neue Fachärzte, möglichst in Kassenpraxen, haben und die zur Versorgungssicherheit beitragen.

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