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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Ein Klima-Kompromiss mit Lücken", von Serdar Sahin

Ausgabe vom Donnerstag, 14. Dezember 2023

Innsbruck (OTS) - 

Ein Ausstieg aus Kohle, Gas und Erdöl wurde nicht besiegelt, doch das Zeitalter der fossilen Brennstoffe geht zu Ende. Das vermittelt jedenfalls der Kompromiss auf dem Klimagipfel in Dubai. Jetzt sind nationale Regierungen am Zug.

   Die UNO-Klimakonferenz (COP28) in Dubai stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Veranstaltungsort waren die Vereinigten Arabischen Emirate, die ihren Reichtum riesigen Erdölvorkommen verdanken, und der Präsident des Gipfels war ausgerechnet der Chef des staatlichen Ölkonzerns, Sultan Al Jaber. Viele erkannten darin einen Widerspruch, gar einen Affront. Die Hoffnung auf einen strengen klimapolitischen Kurs war schwindend. Hinzu kam, dass sich die Öl-Scheichs etwa aus Saudi-Arabien für ihr schwarzes Gold mächtig ins Zeug legten. Am Ende wurde aber wie so oft ein Kompromiss erzielt – und dieser fällt besser aus als erwartet.
   Die Weltgemeinschaft hat sich darin erstmals auf die Abkehr von fossilen Brennstoffen geeinigt. Paktiert ist ein „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen“. Enthalten in dem Text ist auch, dass die Welt bis 2050 CO2-neutral sein muss, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aufgerufen wird zu einer Verdreifachung der weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030. Hier werden konkrete Ziele genannt – das ist klar als Erfolg zu verbuchen. Insgesamt ist das Schlussdokument ein deutliches Signal dafür, in welche Richtung es gehen muss. Außerdem haben sich fast 200 Staaten trotz großer Unterschiede auf einen Kompromiss einigen können. Das allein ist schon ein großer Erfolg. 
   Und so ein Kompromiss hat eben auch Lücken. Den Ausstieg aus Kohle, Gas und Erdöl gibt der Text nicht vor. Mehr als 100 Staaten – darunter die EU, USA und China – hatten strengere Vorgaben gefordert. Dagegen hatten sich Länder gewehrt, die damit gute Geschäfte machen. Aber nicht nur diese, sondern auch jene, die eine ökologische Transformation finanziell nicht so einfach stemmen können. Zweifelsfrei ist, dass der Globale Süden, der den menschengemachten Klimawandel schon massiv spürt, bei der Transformation unterstützt werden muss. Das Papier enthält zudem Schlupflöcher wie etwa Verweise auf Erdgas als     Übergangstechnologie (Stichwort: CO2-Speicherung) und Atomkraft.  
Die COP28-Bilanz mag vorsichtig optimistisch ausfallen. Man muss sich aber im Klaren sein, dass dieses Dokument die Staaten zu nichts verpflichtet. Deswegen ist es umso wichtiger, dass jene Länder, die sich einen strengeren Kompromiss wünschten, vorangehen. In Österreich etwa ist das Klimaschutzgesetz längst überfällig. Das alte lief Ende 2020 aus, seitdem wird um eine Neuauflage gerungen. Die Regierung muss hier Klarheit schaffen. Sonst ist das Gipfel-Papier nichts wert.

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